Immer mehr Bürger und Firmen laden ihre Abfälle illegal ab. Die Beseitigung kostet Jahr für Jahr rund 100 000 Euro

Stade/Buxtehude. Er stinkt, ist unansehnlich, alles andere als eine Bereicherung der Landschaft und er ist ein zunehmendes Ärgernis. Für die Touristen, die in den Landkreis Stade kommen, für Anwohner, für Umweltschützer, für die Kommunen und für jeden Steuerzahler: Müll, der nicht fachgerecht entsorgt wurde. Im Landkreis Stade kippen, so die Beobachtungen des Kreisumweltamtes, immer mehr Menschen ihren Müll in die Natur oder pressen ihren Hausmüll in öffentliche Papierkörbe. Besonders schlimm: Auch immer mehr Firmen würden ihren gewerblichen Müll achtlos in der Gegend abladen.

Die Mitarbeiter der Kreisverwaltung sind sauer über diese Entwicklung. "Wir machen schon so viel Werbung für die kostenlose Entsorgung von Müll, aber anscheinend interessiert das immer weniger Menschen", sagt Sabine Gooßen vom Umweltamt des Landkreises Stade.

Einige der Folgen: Unzählige Papiertüten mit den Resten des Fast-Food-Konsums werden während der Autofahrt achtlos aus dem Fenster geworfen, Müllsäcke sowie Sperr- und auch Sondermüll werden heimlich in den teilweise als Schutzgebiete ausgewiesenen Wäldern abgeladen. Papierkörbe in Parks, an Bahnhöfen und Bushaltestellen, in die ungeniert Hausmüll gequetscht wird und die dann überlaufen und in den Sommermonaten kräftig stinken, verunstalten auch die Innenstädte - und wenn ein Bürger dann wirklich mal etwas wegschmeißen muss, passt es plötzlich in keinen Abfallbehälter mehr hinein und landet neben der Tonne auf dem Boden.

Für das Umweltamt ist es schwer, die Müllsünder, egal ob es sich um Einzelpersonen oder Unternehmen handelt, gezielt zurückzuverfolgen. "Wir versuchen, die Verursacher zu ermitteln, aber ohne Zeugenaussagen oder verräterische Dinge im Müll ist das natürlich ein schweres Unterfangen", sagt Gooßen. Zwar gebe es hin und wieder Zeugen, die sich melden, und Adressen im Müll, die eine Rückverfolgung ermöglichen. Aber meist bleiben die Ämter auf dem Müll sitzen.

Was dann bleibt, sind enorme Kosten, die beim Landkreis, bei den Städten und den Gemeinden entstehen und die die Steuerzahler letztendlich über die allgemeinen Abgaben begleichen müssen. Das heißt, ein ganzer Landkreis muss die Kosten berappen, die wenige Umweltsünder zu verantworten haben, weil diese zu faul zum fachgerechten Entsorgen, einfach nur ignorant oder aber zu knauserig sind. Alleine im vergangenen Jahr mussten laut dem Umweltamt etwa 100 000 Euro für die nachträgliche Müllbeseitigung und die zusätzlichen Personalkosten im Landkreis Stade ausgegeben werden.

Dass Hausmüll immer häufiger in den öffentlichen Papierkorb an der nächsten Ecke wandert, geschehe, so das Umweltamt, bei einigen Bürgern vielleicht aus Unwissenheit, denn erlaubt ist es nicht. Aber von vielen Bürgern würde es auch ganz bewusst gemacht, um Abfallgebühren für eine sonst nötige, größere Hausmülltonne zu sparen.

Die Kreisverwaltung ist verärgert über die Müllsünder

Nicht nur öffentliche Abfalleimer sind laut dem Umweltamt überfüllt, sondern auch die öffentlichen Wertstoffplätze für Glas und Papier würden mehr und mehr zur Entsorgungsstation für Hausmüll werden. Zusätzlich wandert der hauseigene Müll immer seltener in die dafür vorgesehenen Tonnen, sondern in kostenfreie Rücknahmesysteme wie beispielsweise den Gelben Sack. "Wir erleben es immer wieder, dass fast 30 Prozent des Mülls, der im Gelben Sack landet, dort nichts zu suchen hat", sagt Gooßen. Dieses behindert unnötigerweise das System der Mülltrennung enorm.

"Wenn das Geld woanders knapp wird, scheinen einige Menschen zu glauben, dass man beim Müll am leichtesten Geld sparen kann", sagt Gooßen. Dabei seien die Kosten für die Abfallentsorgung im Landkreis Stade alles andere als eine Abzocke.

Beispiel Gartenmüll: Für einen 100 Liter großen Sack mit Gartenabfällen sind 60 Cent an Entsorgungsgebühren an den dafür vorgesehenen Sammelstellen zu entrichten. "Aber selbst das ist für viele Leute anscheinend schon zu teuer", so die Mitarbeiterin des Umweltamtes. Viele Bürger würden sich immer wieder über die angeblich hohen Entsorgungskosten beschweren. Auffällig sei dabei, dass sich vor allem scheinbar betuchte Bürger am meisten über die angeblich unzumutbaren Kosten aufregen würden.

Täter können beim Landkreis Stade gemeldet werden

Es wäre, so Gooßen, ein großer Beitrag zum Umweltschutz und eine enorme Kostenersparnis für alle, wenn jeder Bürger seinen Abfall einfach zu Hause in einer ausreichend großen Mülltonne entsorgen oder auch einfach nur sein Bonbonpapier in der Hosentasche verschwinden lassen würde, anstatt es achtlos auf die Straße zu werfen. "Die Befreiung der Straßen, Wege und Plätze von diesem Kleinstmüll ist für die Mitarbeiter äußerst mühselig und zeitaufwendig", sagt Gooßen.

Für alle, die nun ein schlechtes Gewissen bekommen, gibt es Abhilfe: Fragen zur Abfallentsorgung oder Meldungen illegaler Abfallablagerungen in der freien Natur nimmt die Abfallberatung des Landkreises Stade unter der Telefonnummer 04141/126 12 entgegen.