Anstatt neu zu bauen, will die Verwaltung der Hansestadt Stade den “Alten Schlachthof“ als wieder öffnen. Denn die Investition lohne sich.

Stade. Die Jugendfreizeitstätte "Alter Schlachthof" wird zentraler Punkt der Kinder- und Jugendarbeit der Stadt Stade. Im "Alten Schlachthof" sollen die Fäden der pädagogischen Arbeit zusammenlaufen. Hier soll es künftig mehr Programm für Kinder und Jugendliche geben. Trotzdem soll in der Jugendfreizeitstätte auch weiterhin offene Jugendarbeit angeboten werden. Außer dem Schlachthof bleiben die Jugendhäuser im Altländer Viertel, in Bützfleth, Hahle, Haddorf und Wiepenkathen bestehen. Auch hier soll der programmatischen Jugendarbeit Vorrang vor den offenen Angeboten gegeben werden.

Das empfiehlt die Verwaltung der Hansestadt der Politik. In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Kinder, Jugendliche, Senioren und Soziales stellte Jugendpflegerin Christine Boge das neue Konzept für die kommunale Kinder- und Jugendarbeit vor und gab damit ein deutliches Votum für den Erhalt des "Alten Schlachthofes" ab. Erster Stadtrat Dirk Kraska: "Zentraler Punk des Konzeptes ist der 'Alte Schlachthof'. Ein Neubau für eine Jugendfreizeitstätte wäre teurer als die Sanierung des Schlachthofes und hätte für Jugendliche weitaus weniger Charme. Ich jedenfalls würde als Jugendlicher in den 'Alten Schlachthof' gehen."

Im Sommer letzten Jahres musste Ulrich Baden der Politik mitteilen, dass das Dach der Jugendfreizeitstätte in Stade einzustürzen droht. Baden, technischer Leiter der Gebäudewirtschaft der Hansestadt, ließ den "Alten Schlachthof" sperren. Seitdem ist die Jugendfreizeitstätte geschlossen. Es wurde immer wieder spekuliert, ob das Gebäude noch zu retten sei, oder ein Neubau wesentlich günstiger wäre. Bei einem Sechs-Millionen-Loch in der Haushaltskasse muss die Hansestadt sehr genau rechnen. In der Ausschusssitzung nun präsentierte Baden den Mitgliedern seine Sanierungspläne, bei denen er auf einen Finanzierungsbedarf von rund 1,2 Millionen Euro kommt. Ein Neubau, so Bade, läge bei rund 1,6 Millionen Euro. Kraska: "Zu den reinen Baukosten kämen dann noch die Fördermittel in Höhe von rund 220 000 Euro, die wir an das Land zurück zahlen müssten." Diese Fördermittel hatte die Hansestadt für die Einrichtung einer Hort- und einer Kindergartengruppe im Alten Schlachthof erhalten.

Für die Sanierung des 1895 gebauten Schlachthofes, der 1977 zur Jugendfreizeitstätte umfunktioniert worden war, spricht aus Sicht der Verwaltung auch, dass die Stadt Probleme sieht, ein adäquaten und für die Jugendlichen zentralen und gut erreichbaren Standort zu finden. Was die Dachsanierung so aufwendig mache, erklärt Ulrich Baden den Ausschussmitgliedern, sei die Tatsache, dass es sieben verschiedene Dachflächen auf dem Gebäude gebe. Im Laufe der Zeit wurde der Alte Schlachthof immer wieder erweitert, neue Dächer wurden gebaut. Aufwendig sei aber auch der gesamte Sanierungsstau in dem Gebäude. Baden: "Über Jahrzehnte wurde nichts an dem Haus saniert. Teilweise verlaufen die Stromkabel noch an den Außenwänden. Wenn wir das Dach sanieren und energietechnisch auf den neuesten Stand bringen, folgt zwangsläufig eine Sanierung der Außenwand. Die Fenster sind teilweise 30 oder 40 Jahre alt." Heizung, Elektroinstallationen und sanitäre Anlagen müssen erneuert werden, ebenso wie die gesamte Deckenkonstruktion.

Aus Sicht der Verwaltung aber lohne die Investition, insbesondere im Zusammenhang mit dem neuen Konzept für die Jugendarbeit, bei der unter anderem mehr Wert auf spezielle Angebote für Mädchen und für Jungen gelegt werden soll. Der "Alte Schlachthof" ist gut erreichbar für Jugendliche aus dem ganzen Stadtgebiet, per Fahrrad erreichbar für Jugendliche aus Campe, Schölisch und Hohenwedel. Von Ottenbeck, hier wird es auch künftig kein Jugendhaus geben, aus ist die Jugendfreizeitstätte mit dem Bus gut erreichbar.

Christine Bode und ihre Kollegen schlagen auch vor, die pädagogische Arbeit im "Alten Schlachthof" mit der Einrichtung eines Café-Bereichs mit neuen offenen und programmatischen Angeboten. In dem Konzeptentwurf, der den Ausschussmitglieder aus dem Stadtrat vorgelegt wurde, heißt es: "Die Fokussierung auf dezentrale Angebote wird aufgehoben und die Angebote in den Jugendhäusern inhaltlich und strukturell gebündelt."

Das Konzept sieht vor, drei Streetworker, eine Mädchenpädagogin, einen Sozialpädagogen und sechs Erzieherinnen mit der Jugendarbeit in der Hansestadt zu befassen. Der Konzeptentwurf, und das wird die Politik freuen, beinhaltet eine Einsparung gegenüber der früheren Jugendarbeit von rund 120 000 Euro. Das Problem: Eine Sanierung des zentralen Alten Schlachthofes würde mindestens eineinhalb Jahre dauern. Jetzt werden die Fraktionen über Konzept und Schlachthof beraten.