Der Veranstaltungsraum mit Bühne in der Stader Jugendfreizeitstätte “Alter Schlachthof“ ist gesperrt. Die Decke droht einzustürzen.

Stade. Eigentlich sollte die Jugendfreizeitstätte "Alter Schlachthof" an der Freiburger Straße in Stade in diesem Jahr aufwendig modernisiert und umgebaut werden. Doch dort, wo vor kurzem noch Jugendliche bei Konzerten feierten, passiert derzeit überhaupt nichts. Der große Veranstaltungsraum samt Bühne ist gesperrt. Die Decke droht einzustürzen.

An der Tür klebt ein gelber Zettel mit der Aufschrift "Betreten verboten". Ein weiterer Zugang zwischen Tresen und dem betroffenen Bereich ist versperrt. Ulrich Baden, technischer Leiter der Gebäudewirtschaft Stade (GWS), betritt den großen Veranstaltungsraum. Überall liegt Bauschutt von den heruntergerissenen Decken.

Es gibt eine begehbare Empore in dem großzügigen Raum. Eine befestigte Treppe führt nach oben. Dort sieht es kaum anders aus. An Wänden und Decken fehlen Verkleidungen, die Holzkonstruktion unter der Decke wurde mit Balken abgestützt. Dass die Verantwortlichen die Baufälligkeit des Stader Jugendzentrums bemerkt haben, ist eher dem Zufall geschuldet.

"Von außen ist das Dach eigentlich in Ordnung", sagt Baden. Das Problem lauerte unter der Verkleidung. In diesem Jahr sollte das Jugendzentrum umgebaut und modernisiert werden. Grund für die geplanten Baumaßnahmen ist der ungünstig gelegene Haupteingang. Neben dem großen Veranstaltungsraum befindet sich eine Kindertagesstätte sowie seit etwa zwei Jahren eine Krippengruppe. Der Haupteingang führt direkt durch den Kindergarten. Ein Zustand, der in diesem Jahr geändert werden sollte.

In diesem Zusammenhang sollte die Bühne einen neuen Platz bekommen und die Empore aus Gründen des Brandschutzes komplett rausgerissen werden. Zudem sollte es hinter der Bühne einen Backstage-Bereich, eine Cafeteria mit Getränkeausgabe sowie einen zeitgemäßen Umbau von Küche und Technikraum geben.

Doch es kam ganz anders. Als die Bauarbeiter die Lüftungskanäle sowie Isolierplatten von der Decke nahmen, bot sich ihnen ein erschreckender Anblick. "Wir haben im Auflagerbereich Schäden an der Holzkonstruktion festgestellt", sagt Ulrich Baden von der GWS. Der Dachstuhl, der vor etwa 120 Jahren mit dem ehemaligen Schlachthof gebaut wurde, sei nicht mehr standsicher. Ende der 1970er-Jahre wurde das Gebäude zur Jugendfreizeitstätte umgebaut.

Die Stadt Stade hat nach dem Befund sofort reagiert. Der betroffene Bereich wurde gesperrt, einige Stellen mit Balken verstärkt und ein Holzschutzgutachter beauftragt. Der bescheinigte, dass viele Deckenbalken der etwa 300 Quadratmeter großen Dachfläche verrottet sind. Doch damit noch nicht genug. Es gibt in dem zweigeschossigen Gebäude noch eine weitere Holzkonstruktion unter einer Dachfläche. Diese ist etwa 300 Quadratmeter groß.

Diese Decke wurde ebenfalls geöffnet - mit einem ähnlichen Ergebnis. Auch dort sind Schäden zu erkennen. Der Befund des Holzschutzgutachters liegt für diesen Bereich noch nicht vor. Die Verwaltung der Hansestadt wartet ebenfalls auf die Ergebnisse eines Statikers, der zwei weitere flache Stahlbetondächer des Gebäudes geprüft hat. Die Ergebnisse werden Ende dieses Monats erwartet. Was dann geschieht, muss in den politischen Gremien beraten werden, weil auf jeden Fall Geld investiert werden muss.

Der Holzschutzgutachter habe bereits empfohlen, dass es einfacher und günstiger sei, das Dach zu erneuern, als es aufwendig zu sanieren, sagt Stades Stadtbaurat Kersten Schröder-Doms. Heute Abend wird Schröder-Doms im Ausschuss für Kinder, Jugendhilfe und Soziales über den aktuellen Sachstand berichten. Die Sitzung beginnt um 18 Uhr im Ratssaal des historischen Rathauses, Hökerstraße 2. Die SPD-Fraktion im Stader Stadtrat hatte beantragt, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen. Besonders interessant sei für sie, inwieweit Instandsetzungsmaßnahmen die vollständige Nutzung wiederherstellen könnten, sagt Kai Holm, Fraktionschef der SPD.

"Was passiert, hängt von den Kosten ab", sagt Stadtbaurat Schröder-Doms. Er betont jedoch, dass in der Jugendfreizeitstätte wichtige Arbeit für die Stadt geleistet werde. "Darauf können und wollen wir nicht verzichten", sagt Schröder-Doms. Auch die zentrale Lage sei für ein Jugendzentrum ideal. Für die Stader SPD stelle sich außerdem die Frage, ob die Kinder- und Jugendfreizeitangebote der bevorstehenden Sommerferien betroffen seien. "Das Ferienprogramm findet im angekündigten Umfang statt", sagt Stades Stadtjugendpflegerin Christine Boge.

Für alle kleineren Veranstaltungen in der Jugendfreizeitstätte werden derzeit Notlösungen gefunden. So finden die Diskos für Kinder und Jugendliche derzeit beispielsweise in einem Zelt vor dem Gebäude statt.

Für die großen Veranstaltungen wie Bandkonzerte oder Theater gebe es derzeit allerdings keine Ausweichmöglichkeiten, sagt Stadtjugendpflegerin Boge. Diese entfallen seit knapp drei Monaten. Die letzte Veranstaltung auf der Bühne in der Jugendfreizeitstätte fand im März dieses Jahres statt.