Bertelsmann-Stiftung bewertete Region schlecht. Jugendarbeiter widersprechen. Grund könnte sein, dass die Studie Zahlen von 2006 nutzt.

Stade/Buxtehude. Dem Landkreis Stade mangelt es an Einrichtungen in der Jugendarbeit. Das zumindest sagt eine kürzlich veröffentlichte Bildungsstudie der Bertelsmann-Stiftung über das Verhältnis von Einrichtungen pro Einwohner im Kreis. Laut diesem sogenannten Deutschen Lernatlas 2011 liegt die Zahl der Einrichtungen unter dem Bundesdurchschnitt. In der Platzierung vergleichbarer Kreise landet Stade weit unten - auf Rang 129 von 144. Die Verantwortlichen vor Ort sehen die aktuelle Situation der Jugendarbeit im Kreis aber anders, sprechen gar von einer guten Aufstellung.

Gründe für diese unterschiedlichen Auffassungen könnten darin liegen, dass die Zahlen, die der Studie zugrunde liegen, von 2006 stammen. "Wir konnten nur diese Zahlen auswerten, weil es für uns die aktuellsten verfügbaren sind", sagt Miika Blinn, Project Manager der Bertelsmann-Stiftung.

Zudem ist nicht eindeutig ersichtlich, welche Einrichtungen in der Studie genau zu denen der Jugendarbeit gezählt wurden. Miika Blinn: "Die Daten, die Basis unserer Auswertungen sind, sind in der Regionaldatenbank der statistischen Ämter des Bundes und der Länder einsehbar. Hier wurden 17 Einrichtungen in der Jugendarbeit für den Kreis Stade gezählt. Ausgeschlossen sind Tageseinrichtungen für Kinder. Welche Art der Einrichtungen konkret dazu zählen, kann ich nicht sagen."

Kreisjugendpflegerin Inga Lietzmann formuliert hingegen eine klare Definition der Jugendarbeit: "Im Kreis zähle ich allein 31 Jugendräume der Gemeinden. Hinzu kommen die Vereinsheime. Wir verstehen unter Jugendarbeit außerschulische Jugendarbeit und -bildung. Dazu gehören für uns neben Jugendzentren auch die Aktivitäten der Vereine." Die Zahl der Einrichtungen sieht Lietzmann positiv. "Wir sind gut aufgestellt. Auch wenn wir uns mit benachbarten Landkreisen vergleichen." In jeder Samt- und Einheitsgemeinde gebe es mindestens einen Jugendraum und hauptberufliche Jugendpfleger. Außerdem sei das Vereinsangebot auf der gesamten Kreisebene sehr umfangreich.

Dass der Kreis im Bezug auf Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche gut aufgestellt ist, sieht auch Gerhard Hallekamp so. Er ist seit 1995 Jugendpfleger im Jugendzentrum Woodstock in Jork. "Jeden Tag kommen nachmittags bis zu 20 Besucher in das Jugendzentrum", sagt Hallekamp. Das Alter der Jugendlichen variiert dabei zwischen 10 und 20 Jahren. Sie kommen, um Kicker, Billard oder Gesellschaftsspiele zu spielen, Playstation zu zocken, im Internet zu surfen, eine Zeitung zu lesen oder einfach, um sich zu treffen. Auch Lebensmittel können sich die Jugendlichen im Jugendzentrum kaufen und in der Küche zubereiten. Im Sommer wird draußen gegrillt oder Fußball gespielt.

Einer der Gäste ist Hasan. Er ist 18 Jahre und kommt beinahe täglich: "Man fühlt sich hier wie zu Hause. Wir werden gut versorgt, verstehen uns gut mit Gerd und können Playstation spielen." Auch Hallekamp ist mit der Situation in Jork zufrieden und möchte daran arbeiten, dass das so bleibt. "Regelmäßig organisieren sich die Jugendarbeiter des Kreises zu einem hauptamtlichen Treffen. Dann gucken wir, wo gerade was angebracht ist." Zusätzliche Aufstockungen könnten darüber hinaus natürlich immer gebraucht werden, so Hallekamp.

Lietzmann bestätigt diese Situation: "In sehr ländlichen Gebieten, wie beispielsweise Nordkehdingen, ist nicht für alle Kinder immer ein Jugendzentrum in unmittelbarer Nähe." In Freiburg/Elbe habe aber im Oktober ein neues Jugendzentrum eröffnet. "Raum nach oben gibt es ja immer und überall. Aber trotzdem bin ich der Meinung, dass wir gut aufgestellt sind."

Diese Meinung teilen auch die Jugendpfleger vor Ort. Claudia Naaf-Pawolka, stellvertretende Leiterin der Stader Kinder- und Jugendarbeit, sagt: "In Stade hat fast jedes Stadtviertel ein Jugendhaus. Wir finden, dass die Stadt im Bezug auf Jugendarbeit gut dasteht." Ähnlich stellt sich die Situation in Buxtehude dar. Dort gibt es beispielsweise im Ortskern ein großes Freizeithaus. In die umliegenden Ortschaften fährt zudem ein Jugendbus. "Wie setzten auf dezentrale und mobile Jugendarbeit", sagt Marc Olszewski, Stadtjugendpfleger. Und auch in Harsefeld und Apensen sieht die Lage für Jugendeinrichtungen gut aus. Sowohl in Harsefeld als auch in Apensen sind bereits Jugendzentren vorhanden, zusätzlich ist der Bau neuer Jugendzentren geplant.

Überblick über die Jugendarbeit im Kreis unter www.gelbe-broschuere.de