Seit November 2011 sitzen Nachwuchspolitiker in den Gremien des Landkreises Stade. Sechs von ihnen berichten nun von ihren ersten Erfahrungen

Stade/Buxtehude. Sie sind die Neuen, um die 20 Jahre alt, haben eine eigene Meinung und wollen etwas bewegen: Die Nachwuchspolitiker im Landkreis Stade. Sechs der Neuen, die seit der Kommunalwahl im vergangenen Herbst in den Räten sitzen, berichten von ihren ersten Monaten als Ratsmitglieder - von ihren Eindrücken, Plänen und Träumen.

Obwohl sie unterschiedlichen Parteien angehören, haben die sechs eines gemeinsam: Sie fühlen sich als Nachwuchspolitiker ernst genommen. Das wird aus ihren Berichten schnell deutlich. "Ich bin mit Abstand der Jüngste im Rat", sagt Arne Zillmer (SPD). Er ist 22 Jahre alt und sowohl AG-Vorsitzender der Stader Jusos als auch Mitglied des Gemeinde- und des Samtgemeinderates Himmelpforten. "Ich merke die Freude der anderen, dass Nachwuchs da ist und bekomme viel Hilfe angeboten."

Das sieht auch sein Parteikollege Florian Kunze so. Der 19-Jährige sitzt sowohl im Rat des Fleckens Harsefeld als auch im Samtgemeinderat Harsefeld und hat bereits an fünf Ratssitzungen sowie einigen Ausschusssitzungen teilgenommen. Sein erster Eindruck: "Es ist schon viel Arbeit. Zwar Arbeit, die mir Spaß macht, aber ich muss neben Schule, Nebenjob und Hobbys viel Zeit dafür investieren."

Vor allem die Vorbereitungen für die Sitzungen nähmen viel Zeit in Anspruch, die Sitzungen selber seien nicht wirklich anstrengend. "Die machen sogar Spaß", sagt Florian Kunze.

Das bestätigt Tristan Löhn (CDU), der 21-Jährige sitzt im Gemeinderat Apensen. "Ich war auch vor meiner Kandidatur schon bei Ratssitzungen, allerdings als Zuschauer. Jetzt am Ratstisch zu sitzen, ist schon ein anderes und auch schönes Gefühl."

Dass Ratsarbeit viel Zeit erfordert, berichtet auch der 19-jährige Peter Sak (FWG), der mit zwei weiteren Nachwuchspolitikerinnen im Gemeinderat Düdenbüttel sitzt: "Im Moment bekommen wir sehr viel Post vom Rat, in viele Themen müssen wir uns noch reinfuchsen. Es ist vieles neu. Dennoch ist die Arbeit toll, wir besprechen im Rat Dinge, die wichtig für das gemeinsame Dorfleben sind."

Den Ansporn, der alle Nachwuchspolitiker antreibt, neben Schule, Job oder Studium kommunalpolitisch aktiv zu sein, fasst Simon Friedl (CDU) - der 27-Jährige wurde in den Ortsrat Wiepenkathen gewählt - zusammen: "Es gibt so viele, die nur meckern und nichts machen. Wir wollen aktiv dabei sein und unsere Zukunft mitgestalten." Florian Kunze formuliert es ähnlich: "Ich will meine Zukunft in die Hand nehmen und das kann ich am besten, wenn ich hier auf kommunaler Ebene anfange."

Wirklich viel bewegen konnten die Jungpolitiker in ihrer bisherigen Amtzeit allerdings noch nicht. Franziska Wagner (Bündnis 90/Die Grünen), 18 Jahre alt, hat sich aber in der Samtgemeinderatssitzung in Apensen bereits zu Wort gemeldet. "Das war wie meine Feuerprobe", sagt sie, "aber es hat gut getan, meine eigene Meinung zu äußern und zu zeigen, dass ich mir Gedanken gemacht habe und weiß, wovon ich rede."

Florian Kunze hat das Reden im Rat bisher dem Fraktionsvorsitzenden überlassen, er plant aber, demnächst seinen ersten Antrag zu stellen. "Es geht um eine Verbesserung der Jugendarbeit in der Samtgemeinde Harsefeld."

Etwas in diese Richtung plant auch Peter Sak. "Ich gehe davon aus, dass wir Jungen auch von vielen jungen Leuten gewählt wurden, deswegen sollten wir uns auch um deren Belange kümmern. Außerdem wissen wir am besten, wo es hakt, weil wir selbst betroffen sind."

Die sechs Nachwuchspolitiker sind sich im Hinblick auf ihre wichtigsten Projekte einig: Während ihrer Amtszeit wollen sie sich um Angelegenheiten rund um das Thema Jugend kümmern. Alle wollen in ihrem Zuständigkeitsbereich etwas mehr oder etwas Neues für die Jugend bewirken.

Von ihrer persönliche Zukunft haben sie hingegen ganz unterschiedliche Vorstellungen. Florian Kunzes Traum ist es, Landtagsabgeordneter zu sein, Arne Zillmer studiert bereits Politikwissenschaften und könnte sich durchaus vorstellen "Berufspolitiker" zu werden. Auch Franziska Wagner und Peter Sak überlegen, in der Politik tätig zu bleiben.

Tristan Löhn, Landwirt, und Simon Friedl, Berufskraftfahrer, hingegen sind mit ihren Jobs zufrieden. Tristan Löhn sagt: "Jetzt schauen wir erst mal, wie die kommenden fünf Jahre Kommunalpolitik für uns laufen."