Firmen, Arbeitnehmer und Verwaltungen im Kreis wollen kein generelles Verbot der Raucherpausen. Dennoch gibt es Unterschiede.

Stade/Buxtehude. "Als Raucher muss man schon fast ein schlechtes Gewissen haben, soviel wird über uns diskutiert", sagt Hildegard Vollmer von der Buchhandlung in Steinkirchen. Angesprochen auf das Thema Raucherpausen sagt sie: "Da ich selber rauche, kann ich nichts dagegen haben, wenn meine Mitarbeiter auch mal eine rauchen. In Stoßzeiten ist das nicht möglich, aber sonst gehen wir vor die Tür." Das sehe natürlich für die Kunden nicht schön aus, fügt sie hinzu und wünscht sich daher oft einen "Tarnplatz" herbei.

Raucher haben es nicht nur Vollmers Meinung nach immer schwerer. Längst wird im Raucher nicht mehr der Cowboy aus der Zigarettenwerbung gesehen. Zusätzlich steigt die Tabaksteuer stetig und in Gaststätten gilt ein Rauchverbot. Nun fordert der Bundesverband mittelständischer Wirtschaft auch am Arbeitsplatz Einschränkungen und plädiert für ein generelles Verbot der Raucherpausen während der Arbeitszeiten. Die Raucherpausen unterbrechen den Arbeitsablauf und kosten die Betriebe bares Geld, heißt es beim Verband.

Unternehmen, Arbeitnehmer und Verwaltungen im Landkreis Stade reagieren weitestgehend einheitlich auf diese Forderung. Ein generelles Raucherpausenverbot kommt für keinen der Befragten in Frage. Wie mit den Raucherpausen intern umgegangen wird, ist jedoch sehr unterschiedlich.

So sieht Dirk Kraska, Erster Stadtrat der Stadt Stade, in dieser Forderung "eine typisch deutsche Diskussion". Seiner Ansicht nach gehöre zur Arbeit auch ein soziales Miteinander und dieses sei für viele in der gemeinsamen Raucherpause zu erleben. Wer bei der Stadt Stade rauchen möchte, kann dies tun - ohne sich ausstempeln zu müssen. "Auszeiten gehören zum Arbeitsalltag und durch das Rauchen geht vergleichbar wenig Zeit verloren", sagt Kraska.

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Ähnlich sieht das Personalleiter Egon Burfeindt von der Karl Meyer AG in Wischhafen. Er sagt: "Unsere Mitarbeiter dürfen rauchen". Im gesamten Unternehmen werden Raucherpausen geduldet. Burfeindt sagt: "Ich denke, rauchen zu verbieten ist nicht der richtige Weg und auch nicht förderlich für die Leistung der Mitarbeiter. Viele brauchen mal eine kurze Auszeit wie ein Toilettengang oder ein kurzes Schwatzen mit dem Gegenüber."

Auch im Rathaus im Jork sehen die Verantwortlichen das so. Das Rauchen ist hier außerhalb des Gebäudes erlaubt und muss nicht gemeldet werden. Kämmerer Matthias Riel findet, zwischen Arbeitnehmer und -geber sollte ein Geben und Nehmen herrschen und dem Arbeitgeber sollte es egal sein, womit der Mitarbeiter die Pausen verbringe.

Bisher müssen sich Raucher auch in der Stadtverwaltung Buxtehude nicht ausstempeln. Ralf Dessel, Fachbereichsleiter, sagt aber: "Aus gesundheitlichen und betriebswirtschaftlichen Gründen denken wir darüber nach, diese Regelung bei uns anzupacken." Denn ab und an gebe es mal Äußerungen des Unverständnisses von Seiten der Nichtraucher. Komplett verbieten könne und werde die Stadt Raucherpausen aber nicht.

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Schon bald könnte es in der Stadtverwaltung Buxtehude daher die Regelungen geben, die in Harsefeld schon seit Längerem gilt. "Zeitgleich mit der Einführung des Rauchverbots in Gaststätten gab es bei uns im Rathaus eine Dienstanweisung", sagt Martina Schmetjen aus Harsefeld. "Die Kollegen dürfen nicht mehr innerhalb des Gebäudes rauchen und müssen sich zum Rauchen ausstempeln." Ein Verbot der Pausen generell stehe aber nicht zur Diskussion.

Auch die Kreisverwaltung Stade hat strikte Regeln für den Umgang mit Raucherpausen. Dezernatsleiter Helmut Hölscher gibt die Begründung: "Generell gilt, eine Raucherpause ist Freizeit. Unsere Mitarbeiter müssen sich da, wo es eine Zeiterfassung gibt, ausstempeln. Das machen wir, damit sich niemand benachteiligt fühlt." So läuft es auch beim Modehaus Stackmann in Buxtehude und beim Mode- und Möbelhaus Mohr in Dollern. Wenn es in Absprache mit den Kollegen möglich ist, können die Mitarbeiter rauchen - sie müssen die Zeit aber nacharbeiten.