Heute wird auf dem Festplatz das lang ersehnte Toilettenhaus geöffnet. Dieses soll das Tourismus-Geschäft ankurbeln

Jork/Steinkirchen. Mehr als 150 000 Touristen besuchen jährlich das Alte Land, schätzt die Geschäftsführerin des Tourismusverein Altes Land, Ana Breckwoldt. Reisebusse voller Tagesgäste sind dabei, Freizeitkapitäne gehen an Land, Besatzungen von Wohnmobilen starten Entdeckungstouren und zunehmend mehr Radwanderer nutzen gern die mehr als 100 Kilometer ausgewiesener Radwege zwischen Este und Schwinge. Doch wohin, wenn sich ein dringendes, natürliches Bedürfnis meldet?

Nur sieben öffentliche Toiletten gibt es für Wandertouristen im Alten Land

Nur sieben öffentliche Toiletten gibt es in den drei Altländer Meilen, und sie sind zudem schwer zu finden, beklagen Frauen und Männer gleichermaßen, wenn im Fall des Falles die Not mit der Notdurft groß ist. Die Gemeinde Jork setzt nun klare Prioritäten in Sachen Sanitärversorgung: "Wer die Touristen hier haben möchte, muss auch an solche Sachen denken und etwas tun", sagt Jorks Bürgermeister Rolf Lühmann. Deshalb wurde auf dem Festplatz in Jork eine weitere Toilettenanlage in einem Sanitärgebäude für 127 860 Euro gebaut, die heute öffnet. Dies ist ein wichtiger Schritt, um dieses anrüchige Problem im Alten Land in den Griff zu bekommen.

"Das ist wirklich eine Misere", beklagt Urlauberin Birgit Fiedler aus Halle, "ich habe Blut und Wasser geschwitzt, bin dann aus Verzweiflung in eine Gastwirtschaft, habe dort etwas gegessen und getrunken, obwohl ich noch gar keinen Hunger hatte, weil es mir peinlich war, nur mal zur Toilette zu gehen." Auch Ursula Fröbel aus Pirna moniert: "Wir waren zu Fuß auf dem malerischen Lühedeich unterwegs und kamen dann gewaltig in Druck. Schließlich kann man sich ja nicht in die schmucken Vorgärten hocken. Sehr erleichtert waren wir, als wir in Steinkirchen das öffentliche Klo fanden." Auch die Mitglieder einer Radler-Gruppe aus Reinfeld bei Lübeck sagten, dass es viel zu wenige öffentliche Toiletten gibt und sie für Ortsunkundige auch noch schwer zu finden sind.

"Wir waren zwei Tage nur mit dem Rad unterwegs und haben keine öffentliche Bedürfnisanstalt gefunden. Da fehlen entweder ordentliche Beschilderungen, die auch dem Eiligen in der Not wirklich eine Hilfe sind, oder es sind schlicht zu wenig Toiletten da", kritisieren Marina und Jürgen Dimke. "Mitunter rettet man sich in eine Gaststätte, obwohl man gerade vom Frühstückstisch aufgestanden ist", sagen Jutta Käselau und Elke Herbrand. Man müsse sorgfältig vorplanen, bevor man zur Radtour startet. "Im schlimmsten Fall würde ich irgendwo bei Leuten klingeln und bitten, die Toilette mal nutzen zu dürfen. Aber angenehm ist das ja wirklich nicht, wenn man unterwegs ist", sagt Jutta Käselau. Ihr Mann Rolf bestätigt: "Für die Damen ist das ein weit größeres Problem als für uns. Wir Männer verschwinden mal fix hinterm Baum, aber eigentlich gehört sich das ja auch nicht für Gäste in so einer schönen Gegend wie dem Alten Land."

Jork bietet immerhin im Zentrum das, wonach immer wieder gesucht wird. Unweit vom Rathaus, beim Einkaufsmarkt "Rewe" steht eine der öffentlichen Bedürfnisanstalten kostenfrei zur Verfügung. In dringenden Fällen erlauben auch die Mitarbeiter des Tourismus-Informationsbüros die Nutzung ihres Gäste-WCs. Direkt auf dem Festplatz an der Schützenstraße, wo die großen Reisebusse ankommen, wurde jetzt das neueste Sanitärgebäude geöffnet. Dieses verfügt sogar über Duschen (Gebühr 50 Cent). Der Festplatz wird als zentraler Großparkplatz genutzt und ist Anlaufstelle für die zahlreichen Ausflügler und Tagesgäste.

Nach der Planung des Sanitärhäuschens Mitte vergangenen Jahres wurde am 30. Oktober die Baugenehmigung erteilt und am 16. März dieses Jahres mit dem Bau begonnen. Pünktlich zur Haupt-Urlaubs- und Reisesaison wurde das Sanitärhäuschen seiner Bestimmung übergeben. Das Leaderprojekt, das insgesamt 127 860 Euro gekostet hat, wurde von der Behörde für Geoinformation, Landentwicklung und Liegenschaften (GLL) mit 41.030 Euro gefördert. Der Bau selbst kostetet 114 860 Euro, 13 000 Euro schlugen als Nebenkosten zubuche.

Etwa 4,5 Kilometer vom Jorker Zentrum entfernt, in Neuenschleuse, ist ein weiteres öffentliches Klo direkt am Elbdeich beim Yachthafen unterhalb des Cafés "Möwennest" zu finden, das sowohl Ausflügler als auch Wohnmobil-Touristen nutzen können. Etwa ebenso weit entfernt in entgegengesetzter Richtung finden Touristen in Estebrügge öffentliche Toiletten in der Estebrügger Friedhofskapelle bei der Kirche und dürfen sie kostenfrei benutzen.

Wo Toiletten Geld kosten, gehen die Leute lieber in die Büsche

Wer von Jork aus in Richtung Stade durch die Samtgemeinde Lühe unterwegs ist, hat drei Möglichkeiten, ein stilles Örtchen zu finden: "Unsere drei öffentlichen WCs befinden sich im Dorfgemeinschaftshaus Steinkirchen, direkt bei der Kirche, Alter Marktplatz 5, im Fährstübchen in der Fährstraße und auf dem Parkplatz Sandhörn", sagt der Bauamtschef der Samtgemeinde Lühe, Rolf Riggers.

Nur eine einzige öffentliche Toilette gibt es für die unzähligen Besucher des Areals am Lühe-Anleger im Imbiss "Fährstübchen" in Lühe. 50 Cent kostet dort die Benutzung, das Geld wandert ins Gemeindesäckel zur Instandhaltung und Reinigung der Toilette. Die Gebühr ist allerdings auch ein Grund, warum die meisten Gäste der Imbiss- und Getränkewagen am Lüheanleger sich lieber in die Büsche schlagen - sehr zum Ärger der Anwohner.

Ebenfalls an eine gastronomische Einrichtung angebunden ist die öffentliche Toilette am "Treffpunkt Sandhörn", direkt am Parkplatz gegenüber der Elbfähre zur Elbinsel Lühesand. Sie kann kostenfrei genutzt werden.