Im Freibad Hollern-Twielenfleth beginnt am Mittwoch die Saison. Doch die hohen Betriebskosten bleiben ein Problem

Hollern-Twielenfleth. Es ist der Flüstertipp unter Badefreunden und ein ganz besonderes Schwimmbad: Das Freibad Hollern-Twielenfleth, im Außendeichgelände, direkt an der Elbe gelegen. Das Bad bietet nicht nur Schwimmsportmöglichkeiten für die ganze Familie, sondern einen einmaligen Ausblick von der stets gepflegten Liegewiese aus auf die Elbe und die großen Pötte aus aller Welt. Jedes Jahr kommen rund 45 000 Badegäste, um sich im Wasser zu vergnügen.

In diesen Tagen laufen die Vorbereitungen für die anstehende Badesaison auf Hochtouren, denn voraussichtlich soll das Bad am Mittwoch um 6 Uhr seine Pforten für Besucher öffnen.

Die Kacheln sind geschrubbt, die Schwimmbecken mit Wasser gefüllt, die Umläufe von Unkraut befreit, die Liegewiesen frisch gemäht und die Blumenrabatten wunderschön hergerichtet. Die aktiven Mitglieder aus dem Förderverein Freibad Hollern-Twielenfleth (FFHT) haben ganze Arbeit geleistet, alles in Eigeninitiative. "Das war schon ein hartes Stück Arbeit für die freiwilligen Helfer", sagt der Vereinsvorsitzende Thorsten Bardenhagen. Ein paar mehr aktive Helfer hätte sich der engagierte Wasserfreund schon gewünscht.

Freiwillige Helfer haben das Schwimmbad saisonfein gemacht

"Von den rund 300 Vereinsmitgliedern haben an den drei Einsatzterminen etwa 30 Männer und Frauen tüchtig angepackt und wir haben alles geschafft, was wir uns vorgenommen haben", so Bardenhagen. Die Schwimmmeister Uwe Koschnik und Rolf Stehrenberg sowie ihre Mitarbeiterinnen Dorothe Kahrs und Lisa Kirst sind noch mit den letzten Verschönerungsarbeiten beschäftigt, damit zur Eröffnung die Badegäste wirklich alles auf Hochglanz vorfinden.

Doch so schön das Schwimmbad mit dem einmaligen Panoramablick auf die maritime Elblandschaft ist, es bleibt ein Sorgenkind der Samtgemeinde Lühe. Zuviel Geld rauscht durch die Gullys. Eine Freibad-Saison kostet rund 230 000 Euro. Soviel kommt allein aus den Eintrittsgeldern der Badegäste nicht in die Kasse.

Samtgemeinde zahlt für den Betrieb fast 150 000 Euro pro Saison

"Die Samtgemeinde Lühe hat in den letzten fünf Jahren durchschnittlich 147 000 Euro pro Saison zugebuttert. Das ergibt ein beträchtliches Defizit im Samtgemeinde-Etat", sagt Kai Schulz, Kämmerer der Samtgemeinde Lühe. "Allein die jährlichen Heizkosten schlagen mit rund 40 000 Euro zu Buche. Hinzu kommen etwa 85 000 Euro an Personalkosten für die Mitarbeiter, die von der Samtgemeinde und vom Förderverein eingesetzt werden."

Enorm ist auch der Wasserverbrauch eines solchen Schwimmbades: Allein um die Schwimmbecken zu füllen, sowie für Dusch- und Reinigungswasser werden rund 2150 Kubikmeter Wasser benötigt. Das sind 2 150 000 Liter. Die Menge entspricht etwa dem wöchentlichen Trinkwasserververbrauch der 3310 Einwohner Hollern-Twielenfleths, wenn man den statistischen Tagesverbrauch einer Person in Deutschland zugrunde legt.

Für die Unterhaltung der Anlagen, für Schwimmbadtechnik sowie für Reparaturen wurden im vergangenen Jahr nochmals rund 45 000 Euro investiert.

Der Förderverein Freibad Hollern-Twielenfleth (FFHT) hatte im März auf seiner Mitgliederversammlung allerdings beschlossen, das Bad in Zukunft nicht mehr zu betreiben und es zum 1. Januar 2011 an die Samtgemeinde zurückzugeben. Der FFHT hatte es erst im Jahr 2006 von der Samtgemeinde Lühe übernommen, weil damals die Schließung des Bades drohte. Wie fast alle Schwimmbäder war und ist das Freibad in Twielenfleth ein Objekt, das als extremer Kostenfaktor die Gemeindekassen belastet.

Das Ziel des Fördervereins war es vor vier Jahren, die Kosten und somit die Zuschüsse der Samtgemeinde zu senken. Doch das gelang trotz intensiver Bemühungen nicht. "Dennoch werden wir auch weiterhin unsere Vereinsarbeit in Kooperation mit der Samtgemeinde fortsetzen und würden uns freuen, wenn wir noch weiterhin neue Mitglieder gewinnen können", wirbt Bardenhagen für den Förderverein, der mit all seinen Aufgaben und Funktionen bestehen bleibt. Die Mitglieder werden, auch wenn das Freibad im kommenden Jahr wieder unter Führung der Samtgemeinde betrieben wird, weiterhin aktive Förderarbeit leisten, um die Gemeindekasse zu entlasten, sagt Bardenhagen.

Die Heizkosten machen den Betrieb des Freibades teuer

"Auch wenn die diesjährige Saison nun gesichert ist, bleiben die Defizite des Freibads ein großes Problem", sagt Samtgemeindebürgermeister Hans Jarck. "Wir haben jetzt einen Experten beauftragt, das Objekt unter energietechnischen Aspekten zu prüfen und alle Sparmöglichkeiten auszuloten." Denn der größte Belastungsfaktor seien die Heizkosten, so Jarck. Nicht etwa, weil ständig mehr verheizt werde, sondern weil die Gaspreise in den vergangenen Jahren immer wieder erhöht worden seien. Dabei sei das Blockheizkraftwerk, mit dem im Sommer das Bad und im Winter ein angrenzendes Wohngebäude beheizt werden, allerdings durchaus wirtschaftlich.

Experte soll jetzt prüfen, wo noch gespart werden kann

"Wir sind dabei, gemeinsam mit dem Energie-Experten und dem Förderverein nach neuen Einsparungsmöglichkeiten zu suchen", sagt Jarck. "In jedem Fall soll das Freibad für unsere Bürger, vor allem jene, die nicht in den Urlaub fahren, und für die vielen Sommergäste erhalten bleiben".

Dem stimmt auch Reinhard Meyer-Schmeling von der SPD zu. "Das Bad am Deich ist eine wahre Perle, die wir unbedingt als Sport- und Erholungsstätte erhalten wollen."

Bei der Prüfung verschiedener Sparmodelle wird auch die Verkürzung der Badesaison oder zumindest der Heizperiode erwägt. "Im Mai und im September fallen die meisten Heizkosten, etwa ein Drittel der Gesamtsummen, an", erklärt Hans Jarck und lobt die Entscheidung des Fördervereins, den Saisonstart wegen der kühlen Witterung vom 12. Mai auf den 19. Mai zu verschieben. "Da haben wir schon einiges an Kosten sparen können."