Trägerverein gibt Anlage zurück an Samtgemeinde. SPD hält Schließung für denkbar. Auch die CDU will jetzt ohne Tabus über die Finanzierung sprechen.

Hollern-Twielenfleth. Noch liegt vereinzelt Schnee auf den Straßen, die Heizungen wärmen mit Volldampf die Häuser, Handschuhe und Schal sind unverzichtbar. Doch bereits in wenigen Wochen wird das Quecksilber auf dem Thermometer steigen und das Wetter Lust auf einen Sprung ins kühle Nass machen. Das wohl schönste Freibad im gesamten Landkreis ist das in Hollern-Twielenfleth. Dort können Badegäste beim Schwimmen Schiffe auf der Elbe beobachten. Doch wie lange das noch möglich ist, ist ungewiss. Das Bad steht vor einer unsicheren Zukunft.

Der Förderverein Freibad Hollern-Twielenfleth (FFHT) hat auf seiner jüngsten Mitgliederversammlung beschlossen, das Bad nicht mehr zu betreiben. Der FFHT hatte es 2006 von der Samtgemeinde Lühe übernommen, als die Schließung drohte. Das erklärte Ziel war es damals, die Kosten und somit die Zuschüsse der Samtgemeinde zu senken. Doch das misslang. Daher gibt der Verein das Bad zum 1. Januar 2011 zurück, was die Debatte erneut angefacht hat. Nun muss der Samtgemeinderat entscheiden, wie es mit dem an der Elbe gelegenen Bad in Hollern-Twielenfleth weitergeht.

"Die Zukunft des Freibads ist ungewiss. Die Politik muss sich jetzt klar bekennen und Geld in die Hand nehmen", sagt Thorsten Bardenhagen, FFHT-Vorsitzender. Er kritisiert, dass die Ratsmitglieder jedes Jahr aufs Neue über die Zuschüsse debattieren würden - zu Recht findet Hans Gosch, CDU-Fraktionsvorsitzender im Samtgemeinderat Lühe. Immerhin buttere die Verwaltung Tausende Euro in das Bad. Im vergangenen Jahr waren es etwa 111 000 Euro, Nachzahlungen für Energiekosten kommen noch hinzu.

"Wir hatten allein im vergangenen Jahr ein Defizit von 130 000 Euro im Haushalt. Um zu sparen, müssen wir an die freiwilligen Ausgaben ran. Und das Freibad ist so eine freiwillige Ausgabe", sagt Gosch. Das Bad sei zwar eine schöne Einrichtung, aber die Finanzierung müsse geklärt werden. "Darüber zu sprechen, darf kein Tabu sein."

Dem stimmt der SPD-Fraktionsvorsitzende Reinhard Meyer-Schmeling zu: "Es ist erlaubt, über die Schließung nachzudenken." Die SPD stehe zwar grundsätzlich hinter dem Freibad, sie sei allerdings von der Entscheidung des FFHT, die Trägerschaft abzugeben, überrascht. Und das, obwohl der Verein ohnehin wenige Chancen auf Erfolg gehabt habe, so Meyer-Schmeling: "Der Verein hat sich übernommen und zuviel gewollt."

Außerdem kritisiert der SPD-Politiker die Haltung des Vereins: "Politik und Verwaltung haben das Bad immer unterstützt. Uns jetzt vorzuwerfen, wir würden zu wenig tun, ist falsch. Wir sind doch etwas erbost und brüskiert." Forderungen einzelner Vereinsmitglieder seien frech, wonach die Samtgemeinde 150 000 Euro in energetische Maßnahmen investieren solle.

"Die Forderungen sind mit mir nicht zu machen", sagt Lühes Samtgemeindebürgermeister Hans Jarck (SPD). Der Verein habe mit der Rückgabe der Trägerschaft nicht mehr die Stellung, Ansprüche zu stellen. Zwar müssten vor allem die Energiekosten gesenkt werden, doch Jarck wolle dank kostengünstigeren Maßnahmen sparen, zumal das zehn Jahre alte Heizkraftwerk des Freibads weder veraltet noch verkommen sei, wie der FFHT sage. "Denkbar ist, die Saison zu verkürzen, und nicht mehr vom Mai bis September zu öffnen." Schließlich würde ein Drittel der Energiekosten am Anfang und Ende der Saison entstehen, da dann die Temperaturen insbesondere nachts niedrig seien.

Jarck will das Freibad erhalten, weil es touristisch wichtig sei - auch wenn es stets ein Defizitgeschäft bleibe. Doch die Politiker bestimmen die Zukunft. Sie werden am Montag im Samtgemeindeausschuss über das 35 Jahre alte Freibad mit dem einmaligen Ausblick debattieren.