Im Baugebiet “Beim Butterberge“ sollen jetzt auch Mietwohnungen entstehen. Ursprünglich waren dort nur Einzelhäuser erlaubt.

Apensen. Vor allem ruhig sollte es sein in dem Häuschen im Grünen, das sich Mischa Tanklajew und seine Freundin Stephanie Weisphal erträumt hatten. Vor drei Jahren glaubten sie, im ländlichen Apensen den richtigen Ort für die Erfüllung ihrer Vorstellungen gefunden zu haben. Das Paar aus Buxtehude kaufte ein Grundstück im Baugebiet "Neukloster Straße/Beim Butterberge", im November 2008 zogen die beiden in ihr Einzelhaus ein. Doch mittlerweile sind sie enttäuscht von der Realität und wütend auf die Verwaltung und die Politiker in der Gemeinde.

Der Grund: Der ursprüngliche Bebauungsplan aus dem Jahr 2006 soll jetzt nach einem Beschluss der Gemeindeverwaltung geändert werden. Nach diesen Änderungen sollen mehr Doppelhäuser als ursprünglich geplant zugelassen werden. Außerdem dürfen an zwei Punkten am Rande des Gebietes zweistöckige Häuser mit Mietwohnungen gebaut werden. Mit der Ruhe wäre es dann vorbei, fürchtet Mischa Tanklajew: "In das Gebiet werden viel mehr Menschen leben als nach dem ursprünglichen Plan. Und mehr Menschen bedeuten eben auch mehr Autos und mehr Lärm."

Sorgen macht ihm zudem, dass in der Neufassung des Planes die Straßenführung im zweiten, bisher unbebauten Abschnitt des Gebietes geändert wurde. Die Straßen verlaufen jetzt schnurgerade und nicht mehr, wie bisher, kreisförmig um wenige Häuser herum. "Das deutet darauf hin, dass hier eines Tages Reihenhäuser gebaut werden sollen. Dann können wir den Nachbarn beim Grillen auf das Steak schauen", sagt Tanklajew. Diese Einschätzung teilt sein Nachbar Timo Brokelmann: "Hätte ich das gewusst, hätte ich kein Haus in dem Gebiet gekauft".

Den Frust über die Änderungen teilen viele der Eigenheimbesitzer, die bereits in dem Gebiet gebaut haben und sich jetzt von den Änderungen überrascht fühlen. Gemeinsam mit anderen Mietern übergab Mischa Tanklajew den Apensener Politikern bei der jüngsten Ratssitzung eine Liste mit 48 Unterschriften von Anwohnern, die sich gegen die Änderungen aussprechen. Das entspricht der überwiegenden Mehrheit der Anwohner in dem Gebiet, in dem bisher rund 30 Häuser fertig gestellt worden sind. Doch der Protest half nichts: Am Ende stimmten alle Fraktionen im Rat für die Vorlage der Verwaltung, lediglich eine Abgeordnete votierte dagegen.

"Wir konnten bei der Erstellung des ersten Bebauungsplanes nicht vorhersehen, dass es eine Wirtschaftskrise geben würde", begründet Peter Sommer die - rechtlich zulässige - Änderung des Planes. Die Grundstücke, die die Apensener Sparkasse vermarktet, würden sich schlechter verkaufen als erwartet. Deshalb habe man Anpassungen vorgenommen, unter anderem müssten mehr Mietwohnungen angeboten werden. Auch die Änderungen der Straßenführung im zweiten Bauabschnitt gehöre dazu: "Die Kunden haben die ursprüngliche Straßenführung nicht angenommen."

Für den Protest der Anwohner hat Sommer wenig Verständnis: "In dem Baugebiet sollen später rund 1000 Menschen leben, das ist fast ein eigener Ortsteil. Bei solchen Größenordnungen muss man sich darauf einstellen, dass es Änderungen gibt." Für die Gemeinde Apensen stehen finanzielle Interessen hinter der Änderung des Bebauungsplanes. Bis zum Jahr 2016, so der Plan der Verwaltung, sollen die Grundstücke verkauft sein. Die Gemeinde profitiert von jedem neuen Anwohner, denn diese müssen sich an den Kosten beteiligen, die für den Bau einer Umgehungsstraße notwendig wurden. Diese finanziellen Argumente sind es auch, die der Apensener CDU-Fraktionsvorsitzende Friedrich Dammann als Gründe für seine Zustimmung ins Feld führt: "Apensen hat das Geld für die Ortsumgehungsstraße vorfinanziert. Das muss nun wieder herein kommen, denn wir sind eine überschuldete Gemeinde." Soziale Aspekte führt hingegen die SPD-Fraktionsvorsitzende Ingrid Scherzer-Hartz ins Feld: "Es gibt in Apensen fast keine Mietwohnungen, aber eine große Nachfrage. Dem mussten wir gerecht werden."

Bei Mischa Tanklajew stoßen diese Argumente auf taube Ohren: "Ich habe nichts gegen Mietwohnungen, aber ich bin unter anderen Bedingungen hergezogen." Seiner Meinung nach wolle die Gemeinde aus finanziellen Gründen die Grundstücke loswerden, koste es, was es wolle. Wie sein Nachbar Markus Ripping fürchtet er deshalb, dass dieser Änderung des Bebauungsplanes noch weitere folgen werden - bis schließlich Reihenhäuser auf dem Gebiet stehen, die nach dem bisherigen Plan noch nicht erlaubt sind.

Dass solche Änderungen möglich sind, räumt Peter Sommer ein: "Ich weiß nicht, was der Rat in ein paar Jahren beschließt", sagt er dazu. Doch Sommer verweist auch auf die Möglichkeit, dass die Anwohner nach Auslegung der Pläne am 14. April ihre Bedenken offiziell vorbringen. Markus Ripping hat bereits mit Hilfe eines Rechtsanwaltes Beschwerde eingelegt.