Zentrale Idee: Sogenannte Job-Coaches betreuen Hartz-IV-Bezieher und vermitteln ihnen zukunftsträchtige Fähigkeiten.

Stade. Vier lange Jahre war Uwe Machler arbeitslos. Der gelernte Elektriker wollte wieder einen Job haben, wegkommen vom ungeliebten Hartz IV. Aber das war schwierig, denn Uwe Machler war 46 Jahre alt, als er arbeitslos wurde. "In dem Alter stellt dich nur selten jemand ein", sagt der Mann, dessen voluminöse Hände immer kräftig anpacken konnten und wollten. Seit kurzem hat Machler nun wieder einen Job in Buchholz - dank dem Projekt "Reife Leistung!", das gezielt Menschen ab 48 Jahren in Jobs vermitteln soll.

Gerade für ältere Menschen ist es schwierig, einen neuen Job zu finden. Auf dem Arbeitsmarkt sind nach wie vor eher junge Leute gefragt. "Auf die Erfahrung der Älteren verzichten leider viele Firmen", sagt Friedhelm Keiser, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Stade. Menschen wie Machler gelten daher oft als Problemfälle - sie landen auf dem Abstellgleis, und irgendwann bei Keisers Arge. Die Zahlen der Arbeitsagentur in Stade sprechen Bände: Die Agentur verzeichnet seit Monaten bei den über 55-Jährigen einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit. 1654 Personen über 55 Jahre waren im Jahr 2008 bei der Agentur als arbeitslos gemeldet, zwölf Monate später waren es bereits 1906 Menschen, also 15,2 Prozent mehr. Damit stellen die älteren Bürger die größte Gruppe der Langzeitarbeitslosen. Das Projekt "Reife Leistung!", das bereits in den Landkreisen Harburg und Lüneburg sowie in weiteren 60 Regionen in Deutschland erfolgreich läuft, soll nun auch im Kreis Stade Abhilfe schaffen. "Wir wollen bereits in diesem Jahr 75 bis 100 älteren Arbeitslosen eine Rückkehr in das Berufsleben ermöglichen", sagt Rupert Seuthe, Projektleiter bei der Süderelbe AG. Dass dies zu schaffen ist, daran zweifelt er nicht.

Uwe Machler hat die Rückkehr in das Berufsleben geschafft. Er arbeitet als Hausmeister bei einer Rehabilitationswerkstatt für Schlaganfall-Patienten. "Die Arbeit ist natürlich ganz anders als die des Elektrikers, aber sie macht mir Spaß", sagt Machler. Er fühle sich wieder als "vollwertiges Mitglied der Gesellschaft", er werde gebraucht und sei erwünscht. "Der Tag hat endlich wieder einen Sinn. Und ich weiß, wofür ich aufstehe", sagt der 50-Jährige.

Ermöglicht wurde dieser Lebenswandel mit dem gemeinsamen Bildungsprojekt der Arge Harburg, der Arge Lüneburg, der Grone-Schulen Niedersachsen sowie dem "Maritimen Competenzzentrum" und der Süderelbe AG. Seit 1. Januar ist auch das Arge-Jobcenter Stade Kooperationspartner dieses Süderelbe-Beschäftigungspakts. Gefördert wird das Projekt mit Bundesmitteln sowie mit Geld der Europäischen Union. Insgesamt 1,85 Millionen Euro pro Jahr stehen für das Qualifizierungsprojekt im Süderelberaum zur Verfügung.

Die Rückkehr in das Arbeitsleben werde, so Projektleiter Rupert Seuthe, mit dem Geld gezielt vorbereitet. Und so kann es konkret funktionieren: Bei Uwe Machler haben sogenannte Job-Coaches der Arge und der Grone-Schulen zuerst ermittelt, welche Wünsche Machler hat, und ob reelle Chancen bestehen, in diesem Bereich einen Job zu finden. Dann wurden innerhalb von 14 Wochen Schulungen organisiert, EDV-Kenntnisse aufgefrischt, Bewerbungen verfasst. Zugleich wurde Machler eine Auswahl an Praktika bei Firmen angeboten, die bereit waren, den Quereinsteiger einzustellen. Uwe Machler hatte Glück: Sein Berufspraktikum als Hausmeister wurde verlängert, schließlich wurde er im Oktober 2009 übernommen.

Dass Projekte wie "Reife Leistung!" langfristig Erfolg haben werden, davon sind Rupert Seuthe und Friedhelm Keiser überzeugt. Und Uwe Machler auch.