Kreissparkasse und Industrie- und Handelskammer wollen mehr Menschen ermuntern, eine Stiftung zu gründen.

Stade. "Eine eigene Stiftung macht viel Arbeit, dessen war ich mir vor ihrer Gründung nicht bewusst." Das sagte der ehemalige Tennisprofi Michael Stich am Mittwochabend zum Auftakt der ersten Stader Stiftungstagen in der Kreissparkasse Stade. Der Sportler informierte die rund 150 Gäste über das Stiftungswesen. Die Stiftungstage werden von der Kreissparkasse Stade und der Industrie- und Handelskammer (IHK) Stade organisiert. Ziel ist es, das Stiftungswesen in der Region anzuregen. Stich hat seit 1994 eine eigene Stiftung, mit der er sich für HIV-infizierte Kinder und die Aids-Aufklärung einsetzt.

Der 41-Jährige entschied sich nach dem Ende seiner Tenniskarriere für die Gründung der "Michael Stich Stiftung". Er sagt: "Ich war erfolgreich und hatte viel Geld verdient. Ich will etwas von dem Glück weitergeben." Dabei wollte er selbst entscheiden, was mit seinem Kapital passiert. Und auch den Zweck wollte Stich selbst bestimmen: "Mir war von Anfang an klar, dass ich Kindern helfen möchte."

Bei der Suche nach einem Schwerpunkt wurde er auf Aids aufmerksam. Anfang der 90er-Jahre gab es lediglich die Deutsche Aids-Hilfe. Das sei zu wenig. Zudem gab es keine Initiative speziell für Kinder. Als sein Tenniskollege Michael Westphal an Aids starb, stand der Zweck endgültig fest: HIV-infizierten Kindern helfen.

Allerdings habe die Mitbestimmung auch ihre Schattenseite: "Mir war nicht bewusst, dass ich die Stiftung mein ganzes Leben lang habe." Es gebe Situationen, in denen andere Sorgen, Pflichten oder Gedanken wichtiger seien, aber die Stiftung könne nicht ruhen. Stich: "Ich habe bei der Stiftung zwar den meisten Einfluss, bin aber auch am meisten eingebunden."

Trotz der kritischen und ehrlichen Ausführungen habe der ehemalige Tennisprofi seine Entscheidung nicht bereut: "Ich schöpfe die Kraft aus den Menschen, denen ich helfe. Es lohnt sich, macht Freude und Spaß. Zwar nicht jede Minute, aber größtenteils." 90 Prozent seiner Erfahrungen seien positiv.

Zu Beginn seiner Stiftungsarbeit hatte Stich keinen Kontakt zu den kranken Kindern und deren Familien. Damals sei das wichtigste Gut die Anonymität gewesen. Wenn die Kinder offen mit ihrer Infizierung umgegangen seien, wurden sie ausgegrenzt. Das habe sich inzwischen etwas geändert. Die Familien, die etwa eine Reise oder die erste Schulausrüstung gespendet bekommen haben, würden jetzt den Kontakt zur Stiftung suchen. Dennoch werde Aids in der Öffentlichkeit zu wenig thematisiert. So sei etwa nicht bekannt, dass HIV-infizierte Schwangere mit Medikamenten und einer ärztlichen Behandlung zu 98,5 Prozent ein gesundes Kind zur Welt bringen könnten. "Es muss mehr über Aids geredet werden."

Stich hatte zudem praktische Tipps. Mit einem Startkapital von 100 000 Euro sei die Gründung schwer, weil die Hilfe aus Erträgen finanziert werde: "Mit der Summe kann nicht viel bewegt werden."

Über all das, was potenzielle Stifter noch alles beachten müssen, informierten die Kreissparkasse und die IHK gestern 186 Teilnehmer aus der gesamten Region in Workshops. Weitere Informationen über Stiftungen und ihre Gründung gibt es auch jetzt noch im Internet.

www.gehen-sie-stiften.de