Die Bewerberinnen der SPD haben es deutlich schwerer als 2005, direkt nach Berlin gewählt zu werden.

Stade/Buxtehude. Der Countdown läuft. Noch drei Wochen lang werden die Bundestagskandidaten um die Gunst der Wähler buhlen, Flyer verteilen, unzählige Hände schütteln und ebenso viele Gespräche führen. Rund 190 000 Wahlberechtigte im Landkreis Stade müssen überzeugt werden, damit sie bei der Bundestagswahl am Sonntag, 27. September, ihre Kreuzchen auf dem Stimmzettel machen.

Die politischen Gesichter sind bekannt, die Wahlkreise hingegen neu. Im Januar vergangenen Jahres wurden die Wahlkreise reformiert und neu zugeschnitten. Grund sind Veränderungen der Bevölkerungszahlen. Der Landkreis Stade ist seitdem in zwei Wahlkreise aufgeteilt. Die Wähler aus den Samtgemeinden Himmelpforten, Nordkehdingen und Odendorf sowie der Gemeinde Drochtersen gehören zum neuen Kreis 30 Cuxhaven - Stade II. Die restlichen Städte und Gemeinden des Landkreises Stade zählen zum neuen Wahlkreis 31 Stade I - Rotenburg II, zu dem auch Teile des Landkreises Rotenburg (Wümme) gehören.

Die Wahlkreisreform scheint für ein Kopf-an-Kopf-Rennen der Spitzenkandidaten der beiden Volksparteien zu sorgen. Margrit Wetzel von der SPD und Martina Krogmann von der CDU kandidieren im Wahlkreis 31 für das Direktmandat. Bislang zog Krogmann dreimal über die Landesliste in den Bundestag ein. Und auch in diesem Jahr ist sie über die niedersächsische Liste abgesichert: Sie steht auf Platz drei. Für Wetzel könnte es hingegen knapp werden. Schließlich wählte ihre Partei sie nur auf den aussichtslosen 23. Platz der Landesliste. Ohne Direktmandat wäre es aus mit der politischen Karriere in Berlin. Im bisherigen Wahlkreis lag die SPD-Politikern bei der Wahl 2005 etwa sechs Prozentpunkte vor ihrer CDU-Kollegin. Doch wenn man die Ergebnisse von 2005 auf den neuen Wahlkreis umrechnet, dann ist das Ergebnis erheblich knapper. Laut dem Bundeswahlleiter konnte Wetzel 2005 auf dem Gebiet des neuen Wahlkreises Stade I - Rotenburg II 45,7 Prozent erzielen. 43,1 Prozent der Wähler stimmten vor vier Jahren im Gebiet des jetzigen Wahlkreises für Krogmann.

Spannend wird es auch im Wahlkreis Cuxhaven - Stade II. Hier kämpfen neben Politikern kleinerer Parteien Enak Ferlemann von der CDU und erstmals Thurid Küber von der SPD um das Direktmandat. Bisher kam Ferlemann über die Landesliste ins Parlament. Er unterlag der SPD-Konkurrentin Anette Faße 2005 deutlich mit 14 Prozentpunkten.

Bei der Umrechnung des Ergebnisses auf den neuen Wahlkreis 30 schrumpft der Abstand auf zehn Prozent. Nun gilt es für Ferlemann, diesen Abstand zu überwinden. Hilfreich ist dabei sicherlich, dass Küber ein Politikneuling ist und lediglich auf kommunaler Ebene in Cuxhaven politisch aktiv war. Sollte es für Ferlemann trotz seiner siebenjährigen Erfahrung im Bundestag bei der kommenden Wahl dennoch nicht für das Direktmandat reichen, wäre er über die niedersächsische Landesliste mit dem achten Platz abgesichert. Für seine Konkurrentin von der SPD sieht es hingegen schlecht aus: Sie hat nur den aussichtslosen 29. Listenplatz.

Somit werden die beiden CDU-Kandidaten Krogmann und Ferlemann auf jeden Fall dem 17. Bundestag angehören. Die SPD-Politikerinnen sind hingegen auf die Erststimmen angewiesen. Nur so könnten vier Abgeordnete den Kreis Stade in Berlin vertreten.

Elf weitere Kandidaten stehen in den beiden Kreisen zur Wahl. Im Wahlkreis Stade I - Rotenburg II kandidieren Serkan Tören für die FDP, Philip Kossack für die Grünen, Helmut-Hartwig Doll für die Linken, Adolf Dammann für die NPD, Maria Räuschel für die BüSo und Erich Nagel, der ohne Partei antritt. Um das Direktmandat für den Wahlkreis 30kämpfen Frank Erkner von der FDP, Beate Adler von den Grünen, Ulrich Schröder von den Linken, Helmut Walter von der NPD und die parteienlose Charlotte Didlap.