Die Sozialdemokratin muss weitgehend auf prominente Unterstützung verzichten. Bei Konkurrentin Martina Krogmann (CDU) steht die Bundespolitik Schlange.

Stade/Buxtehude. Die Frau muss kämpfen. Seit knapp einem halben Jahr ringt Margrit Wetzel (59, SPD), Direktkandidatin für den Deutschen Bundestag, um ihre politische Zukunft. Doch ausgerechnet jetzt, in der heißen Wahlkampfphase der kommenden vier Wochen, macht die Prominenz der Bundes-SPD einen großen Bogen um den Landkreis Stade. Als bekanntester Politiker hat sich für die Zeit bis zum Wahltag am 27. September gerade mal der Fraktionsvorsitzende der niedersächsischen Sozialdemokraten, Wolfgang Jüttner, angemeldet.

Wetzels Konkurrentin um das Direktmandat, die CDU-Abgeordnete Martina Krogmann (45), kann sich hingegen vor Unterstützern kaum retten: Allein fünf der sieben Bundesminister der Union stehen der Christdemokratin im Kampf um den Wahlkreis zur Seite und besuchen sie dafür in ihrer Heimat.

Für SPD-Frau Margrit Wetzel wird es damit deutlich schwerer, das Direktmandat zu verteidigen - und die schwachen Umfragewerte für die Sozialdemokratie tun das Ihre dazu. Das Duell der Damen um den Wahlkreis Rotenburg /Stade II: Für Wetzel geht es dabei um alles oder nichts. Bereits 1990 kam die promovierte Philosophin, die einst eine Lehre zur Gaststättengehilfin im Hamburger Hotel "Vier Jahreszeiten" gemacht und sich im Laufe ihres Lebens Stück für Stück hochgearbeitet hat, erstmals in den Deutschen Bundestag. Seit 1998 vertritt sie den Landkreis Stade als direkt gewählte Abgeordnete, hat 2005 noch stolze 48,1 Prozent der Erststimmen erhalten.

Doch in ihrer Partei, der SPD, hat es Margrit Wetzel mittlerweile deutlich schwerer als noch vor vier Jahren. Mitte März unterlag sie - für Außenstehende überraschend - in geheimer Abstimmung ihren Gegenkandidaten um die ersten beiden Listenplätze des SPD-Bezirks Nord-Niedersachsen für die Bundestagswahl. Für Wetzel reichte es damit nur zum wenig aussichtsreichen Platz 23 auf der niedersächsischen Landesliste. Für die SPD-Frau ein klares Warnsignal: Sollte sie am 27. September nicht das Direktmandat erhalten, wird sie dem neuen Bundestag voraussichtlich nicht mehr angehören.

Ob die vergleichsweise geringe Unterstützung aus Berlin da am Ende womöglich den Ausschlag gibt? Nach außen ist Margrit Wetzel betont gelassen: "Es ist nicht entscheidend, wer die Prominenz mitbringt, sondern wer sich um die regionalen Themen kümmert." Außerdem habe auch sie in den vergangenen Monaten Besuch von bekannten SPD-Politikern gehabt, darunter Generalsekretär Hubertus Heil, Arbeitsminister Olaf Scholz, Fraktionschef Peter Struck und der ehemalige Finanzminister Hans Eichel.

Gleichwohl erkennen auch etliche Sozialdemokraten im Landkreis Stade, dass Wetzel in den kommenden Wochen nicht gerade von in der Bevölkerung bekannten "Zugpferden" unterstützt wird. Petra Tiemann, Vorsitzende des SPD-Unterbezirk Stade, bringt die Sache auf den Punkt: "Wir werden hier viele Fachleute haben, aber nicht die Riesen-Promis."