Historisches Jorker Bauwerk geht am 22. Juni in Berlin an den Meistbietenden. Freundeskreis und Gemeinde Jork sind enttäuscht.

Jork. Das Unterfeuer Mielstack kommt jetzt unter den Hammer. Alle Bemühungen der Gemeinde Jork und des Freundeskreises Leuchtfeuer Mielstack, den mehr als 100 Jahre alten Leuchtturm für die Öffentlichkeit zu retten, scheiterten (das Abendblatt berichtete mehrfach). Trotz vieler Gespräche zwischen der Initiative um Kerstin Hintz, Vertretern der Gemeinde Jork und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) gelang es nicht, eine Einigung zu finden.

Die Enttäuschung in Jork darüber, dass das Leuchtfeuer nun an den Meistbietenden verkauft werden soll, ist sehr groß. Aus dem Jorker Rathaus hieß es lediglich: "Eine Übertragung an die Gemeinde im Rahmen einer kommunalen Schenkung oder für einen symbolischen Preis von einem Euro war unmöglich." Diese Möglichkeit war zwischenzeitlich in Erwägung gezogen worden.

Der Termin für die Versteigerung wurde auf den 22. Juni gelegt. Die Versteigerung ist in Berlin. Schon seit einiger Zeit inseriert die BImA - sie hat die Aufgabe, Grundstücke und Immobilien im Staatsbesitz möglichst gewinnbringend für die Staatskasse zu verkaufen - den 16 Meter hohen Turm als "außergewöhnliche Immobilie" und ausgefallenes Wohnobjekt in verschiedenen Immobilienmagazinen.

Noch hätte der Freundeskreis, der sich gerade als Verein eintragen lässt, die Chance, das Leuchtfeuer Mielstack zu ersteigern. Aber schon die Mindestsumme, die die BImA angesetzt habe, 110 000 Euro, sei für einen jungen Verein eine zu große Hausnummer, sagt Kerstin Hintz. Der Zuschlag liege sicherlich bei eine weit höheren Summe. Zum anderen müsste der Verein, bekäme er den Zuschlag, noch einmal rund 230 000 Euro in die Sanierung des alten Leuchtfeuers investieren. "Das ist einfach ein zu großes Risiko. Es ärgert mich maßlos, wie die ganze Sache gelaufen ist", sagt Kerstin Hintz.

Im Jahr 1905 wurde das Leuchtfeuer Mielstack gebaut, zwei Jahre später wurde es eingeweiht. Im Jahr 2009 wurde anstelle des alten Leuchtfeuers das neue Leuchtfeuer Somfletherwisch gebaut, mit der Begründung das alte Bauwerk sei zu niedrig. Hintz: "Damals hieß es, wenn das neue Leuchtfeuer den Betrieb aufnimmt, muss das alte demontiert werden. Angeblich, so wurde uns gesagt, weil der Schiffsverkehr auf der Unterelbe durch das alte Leuchtfeuer irritiert würde. Das ist erwiesenermaßen Blödsinn, weil beide Leuchtfeuer in einer Linie stehen, also niemand irritiert würde." Die Bürgerinitiative formierte sich, sammelte mehr als 2000 Unterschriften, um das Leuchtfeuer Mielstack vor dem Abriss zu retten.

Die Jorker überreichten die Unterschriften, darunter auch einige Unterschriften von Elblotsen, dem Wasser- und Schifffahrtsamt Hamburg (WSA). Zu diesem Zeitpunkt war das Leuchtfeuer noch im Eigentum des WSA.

"Unsere Argumente, dass das alte Leuchtfeuer Mielstack niemanden auf der Elbe stören würde, wurden zwar in den Diskussionen mit dem WSA freundlich angehört. Aber dabei ist es auch geblieben", sagt Kerstin Hintz. Im Jahr 2010 ging dann das Leuchtfeuer Somfletherwisch in Betrieb. Das WSA räumte eine Probezeit von einem halben Jahr ein. In dieser Zeit sollte sich zeigen, ob das alte Leuchtfeuer tatsächlich die Kapitäne und Lotsen auf der Unterelbe irritieren würde.

Später habe es geheißen, so Hintz heute, dass die Haube vom Mielstack abmontiert werden müsse. Das komplette Lampenhaus, also der obere Teil des Leuchtfeuers sollte demontiert werden. "Wir haben dafür gekämpft", sagt Kerstin Lorenz, "dass die Haube draufbleiben kann".

Das Leuchtfeuer wurde allerdings für rund 100 000 Euro Steuergeld grau angemalt. Die Jorker, die sich für ihr Leuchtfeuer einsetzten, empfanden dies als "sinnlose Verschandelung". Das WSA begründete den neuen Anstrich ebenfalls mit der Sicherheit. Es sollte verhindert werden, dass das ausrangierte Leuchtfeuer von Ferne mit einem intakten Leuchtfeuer verwechselt werden könne.

Schließlich übertrug das WSA das Leuchtfeuer an die BImA. Und jetzt soll der Mielstack als Liebhaberstück versteigert werden. Da fragt man sich schon, wie in diesem Land eigentlich mit Menschen umgegangen wird, die sich für die Allgemeinheit einsetzen", sagt Hintz.

Während der Freundeskreis für den Mielstack kämpfte und schon Sanierungs- sowie Nutzungspläne ausarbeitete, versuchte auch die Gemeinde Jork soweit es möglich war, das Leuchtfeuer vor der Demontage zu retten. "Die Politik stand zwar auf unserer Seite, es gab aber keine Mehrheit dafür, das volle finanzielle Risiko für das Leuchtfeuer zu übernehmen", sagt Kerstin Hintz. Wie viele andere Kommunen im Landkreis Stade kämpft auch Jork gegen einen ständig wachsenden Schuldenberg an. Der Gemeinderat versuchte noch, den Weg für eine Nutzung des alten Leuchtfeuers für öffentliche Zwecke zu ebnen. Vergeblich.

Es gelang dem Rat nicht zu verhindern, dass der Turm als Wohnung genutzt werden darf. Jetzt soll er, ebenso wie das angrenzende Wohnhaus, in Berlin versteigert werden. Am 22. Juni starte die Versteigerung mit einem Mindestgebot von 110 000 Euro.