Bundesbehörde verkauft historisches Unterfeuer Mielstack an den Meistbietenden. Vereinspläne sind geplatzt

Jork/Hamburg. Sie weisen Ozeanriesen den Weg und sind für die Sicherheit des Schiffsverkehrs auf der Elbe seit mehr als 100 Jahren unerlässlich. 56 Leuchtfeuer stehen entlang des rund 150 Kilometer langen Flusslaufs zwischen der Mündung bei Cuxhaven und dem Hamburger Hafen. 43 davon sind noch aktiv und für den Schiffsverkehr unverzichtbar.

Einige der historischen Leuchtfeuer sind inzwischen ausgemustert und durch Neubauten ersetzt. Dazu gehört das ehemalige Unterfeuer Mielstack in Jork Wisch. Seit 1907 war es im Dienst, bis es 2010 durch das neue und höhere Unterfeuer Somflether Wisch ersetzt wurde. Mielstack war, wie zur Jahrhundertwende typisch, als Turm mit Laternenhaus und angebauter Wohnung für den Leuchtturmwärter samt Familie errichtet worden. Es diente in der sogenannten Richtfeuerlinie Unterfeuer Mielstack und Oberfeuer Somfletherwisch der Sicherheit des Schiffsverkehrs auf der Elbe.

Nun ist seine Zukunft ungewiss. Denn die Hoffnung der Gemeinde Jork, den alten Leuchtturm für einen symbolischen Preis von einem Euro vom Eigentümer, dem Wasser- und Schifffahrtsamt Hamburg (WSA) zu erwerben, dürfte sich nun endgültig zerschlagen haben.

Das Wasser- und Schifffahrtsamt wird die Immobilie, die in Wisch direkt am Elbdeich steht, voraussichtlich in der kommenden Woche an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) abgeben. "Die BIMA wird Mielstack dann an den Meistbietenden verkaufen", sagt Jürgen Behm vom WSA.

Jorks Bürgermeister Gerd Hubert sagt, dass die Pläne, Mielstack zu erwerben und eventuell mit einem Förderverein gemeinnützig zu nutzen, ohnehin noch nicht konkret besprochen worden seien. Man habe durchaus Interesse gehabt, das alte Leuchtfeuer zu bekommen, aber nicht um jeden Preis. "Diesen Zahn mussten wir uns nun ziehen lassen, denn bei allem Interesse müssen wir auch im Auge behalten, was wir uns leisten können", sagt Hubert.

Bereits sein Vorgänger Rolf Lühmann hatte mit dem Erwerb des historischen Leuchtfeuers geliebäugelt. Ihm schwebte unter anderem vor, eine Rast- und Service-Station für Radtouristen einzurichten.

Auch Ideen für ein Museum mit Kulturcafé sind im Gespräch, für den Fall, dass ein Förderverein Mielstack in Eigenregie übernimmt. Kerstin Hintz, Vorsitzende vom Welterbeverein Altes Land, sagte nach einer Versammlung mit Bürgern, die sich gemeinsam für den Leuchtturm engagieren wollten, dass es dort kein Ergebnis gegeben habe, das öffentlich gemacht werden könne. Ein Förderverein sei auch nicht gegründet worden. Man wolle sich dazu äußern, wenn es an der Zeit sei. Auch der Elbfischer Lothar Buckow, der in Mielstack als Sohn des Leuchtturmwärters geboren wurde, hofft als Sprecher der Initiative Freundeskreis Mielstack, dass das Baudenkmal mit dem schönen Aussichtsturm den Altländern und Touristen erhalten bleiben kann.

Dass die Gemeinde den Leuchtturm erwirbt und an einen Förderverein, der es kulturell nutzt und der Öffentlichkeit zugänglich erhält, dürfte sich jedoch erledigt haben.

Ein Trost bleibt den Mitstreitern der Altländer Bürgerinitiative, die sich dafür stark gemacht hat: Mielstack wird nicht geköpft. Vorerst jedenfalls nicht. Mielstack durfte sein Laternenhaus im Originalzustand behalten, es wurde nicht, wie beim fast baugleichen Unterfeuer Lühe, abgenommen.

Für rund 80 000 Euro hat das WSA den alten Leuchtturm nun baulich noch so verändert, dass er von Kapitänen nicht mehr als wegweisendes Leuchtfeuer wahrgenommen oder verwechselt werden kann. "Wir haben die Wetterfahne entfernt und das Laternenhaus mit einer Graufarbe unauffällig gemacht. Dennoch konnten wir das Bild des Leuchtfeuers weitgehend erhalten", sagt Kerstin Hohmann, als Bauingenieurin beim WSA zuständig für Schifffahrtszeichen. Dennoch bleibe die Unterhaltung eines so alten Gebäudes sehr kostenintensiv.

"Wir bauen Anfang der Woche die Einrüstung ab, die Übergabe des Objekts an die BIMA läuft bereits. Die Zeiten, in denen man solche Objekte quasi verschenken konnte, sind vorbei", sagt Hohmann. "Gespart werden muss überall, so können wir auch dem Steuerzahler nicht zumuten, Mielstack zu verschenken."

Es sei tatsächlich so, dass solche Immobilien besser weggingen als warme Semmeln, bestätigen Hohmann und Behm. "Wir haben jedes Jahr unzählige Anfragen für solche Liebhaberstücke", sagt Behm. Interessenten seien Makler, Privatleute, die es als Wohn- oder Geschäftshaus mit besonderem Flair nutzen wollen, aber auch Vereine oder ortsansässige Initiativen. "Als Symbole für Küste, Seefahrt und Fernweh sind Leuchttürme sehr gefragt", sagen die Nocheigentümer vom WSA.

Wie viel man für so einen Leuchtturm als Käufer bezahlen müsse, sei völlig offen. Aber so mancher werde wohl staunen, zu welchem Preis eine solche Immobile letztlich verkauft werde, so Kerstin Hohmann. Der Verkaufserlös würde in die Steuerkasse des Bundes fließen.