Das Chemiewerk der Dow Chemical in Bützfleth wurde vor 40 Jahren gebaut. Am Anfang war die Skepsis groß. Das Werk hat heute 1500 Mitarbeiter.
Bützfleth. Heute vor genau 40 Jahren verließ das erste in Stade gefertigte Produkt das Werksgelände der Dow Chemical Company. Das Bützflether Chemiewerk lieferte damals Salzsäure an einen Kunden in Deutschland. Eine Erfolgsgeschichte nennt die Werksleitung heute die Entwicklung des Werkes am Stader Seehafen in Bützfleth, eine von weltweit 197 Produktionsstätten in 36 Ländern.
Das Bützflether Werk gehört inzwischen zu den größten Arbeitgebern im Landkreis Stade. 1500 Mitarbeiter und 400 bis 800 Mitarbeiter von Fremdfirmen verdienen ihr tägliches Brot bei der Dow in Stade, deren Mutterkonzern, gegründet 1897, seinen Hauptsitz in Midland, Michigan (USA) hat und weltweit einen Jahresumsatz von 54 Milliarden US-Dollar verbucht. Im Schnitt rechnen Fachleute damit, dass an einem Arbeitsplatz in der Chemieindustrie vier bis fünf weitere Arbeitsplätze in der Region hängen.
40 Jahre Dow in Stade: Für die Werksleitung, seit dem 1. Januar leitet der Niederländer Arnd Thomas das Stader Werk, ist dieses Datum Grund genug, mit Nachbarn und Gästen auf dem Gelände zu feiern. Werkssprecher Joachim Sellner: "Glücklicherweise hat sich das Verhältnis zu unseren Nachbarn hier in Bützfleth sehr zum Positiven gewandelt. Wir werden als offener Industriepartner geschätzt." Das sei nicht immer so gewesen. Als "die Amerikaner" vor mehr als 40 Jahren mit ihrem Ziel, in Bützfleth ein Chemiewerk errichten zu wollen, auf den Plan traten, sei die Skepsis in Stade nicht zu überhören gewesen. Man habe sich, so Sellners Kollege Karsten Müsing, "erst an die joviale amerikanische Art in Deutschland gewöhnen müssen".
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Müsing stieg in die Archive des Bützflether Werks, um Material für eine Chronik über das Bützflether Werk zu sammeln. Er sichtete eine Fülle an Informationen zur Firmengeschichte und alten Fotos. Das Ergebnis seiner Arbeit ist eine 80 Seiten starke Chronik, die rechtzeitig zum 24. Juni, wenn mit Gästen und Mitarbeitern auf dem Werksgelände Geburtstag gefeiert wird, druckfrisch zum Mitnehmen ausliegen wird. "Interessant ist zum Beispiel, dass der erste Werksleiter Ted Walker, natürlich ein Amerikaner, große Mühe hatten, Fachpersonal hier zu bekommen. Die Leute mussten umgeschult und speziell ausgebildet werden", sagt Müsing. Geschichte wiederholt sich: Der Fachkräftemangel hat inzwischen zwar andere Ursachen, macht sich aber auch bei der Dow bemerkbar. Umso mehr Wert legt die Werksleitung auf Werbung um qualifizierten Nachwuchs.
Mitarbeiter der Dow beteiligen sich an Schulprojekten in der Region, in denen es darum geht, Kinder und Jugendliche an das Thema Chemie heranzuführen, und sie für Berufe in diesem Feld zu begeistern. Als größter Produzent für Epoxydharze, die in Flügeln von Windrädern verbaut werden, ist das Unternehmen für die Energiewende gut aufgestellt und bietet Nachwuchskräften interessante Arbeitsfelder.
Bekannt ist das Stader Werk nicht nur für seine Chemieproduktion. Die Werksleitung nimmt ihr soziales Engagement in der Region sehr ernst. Seit etwa sieben Jahren legt die Dow jedes Jahr ihr lokales Spendenprogramm auf. Mit jährlich 100 000 Euro unterstützt das Bützflether Werk Verbände, Vereine und Institutionen in der Region. Zusätzlich spendet das Werk Geld für einzelne Projekte an Schulen.
Mit rund 400 000 Euro hat sich die Dow beispielsweise am Umbau und an der Sanierung des Schwedenspeichermuseums beteiligt. Sellner: "Mit diesem Engagement festigen wir unsere Wurzeln in der Region und nehmen natürlich unsere soziale Pflicht als großer Arbeitgeber ernst." Anlässlich der Geburtstagsfeier denkt die Werksleitung über eine zusätzliche Spende nach. Welches Projekt bedacht werden soll, darüber herrsche, so der Werkssprecher, noch keine Klarheit.
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Und wie sehen die Pläne der Dow für die nächsten 40 Jahre in Bützfleth aus? "Ein Großprojekt, das jetzt für uns ansteht, ist das thermische Kraftwerk. Mit einem Energieverbrauch einer Großstadt wie Hamburg gehört die Selbstversorgung für die Dow zur Standortsicherung. Die Planungsunterlagen sind fertig und werden jetzt an die beteiligten Kommunen verschickt. Dann beginnt die öffentliche Auslegung", sagt Sellner. Mit möglichen Partnern aus der Energiebranche stehe die Werksleitung im Gespräch.
In der Chefetage des Bützflether Werks strebe man für dieses Projekt eine 50-Prozent-Partnerschaft an. Sellner: "Je weiter wir die Planungsgrundlagen geschaffen haben, umso interessanter wird das Projekt dann natürlich auch für mögliche Partner. Wenn alles gut geht, könnten wir im nächsten Jahr den ersten Spatenstich für das Kraftwerk feiern und Ende 2016 die erste eigene Energie produzieren." Das, so macht der Sprecher deutlich, sei allerdings ein optimistischer Zeitplan.
Gibt es weitere Pläne für die Zukunft der Dow in Bützfleth? "Wichtig ist die ständige Qualifizierung unserer Mitarbeiter und der Wissenstransfer", sagt Karsten Müsing. "Außerdem streben wir eine weitere Senkung des Energieverbrauchs bei der Produktion an."
Aber erst einmal wird bei der Dow gefeiert. Das Programm für die Feier am Sonntag, 24. Juni, wird gerade von einem Mitarbeiterstab ausgearbeitet und soll rechtzeitig bekanntgegeben werden.