Liberale möchten eine Kultur des Willkommens schaffen. Auch im künftigen Stadtrat sollen Zuwanderer vertreten sein
Buxtehude. Integration - das sind nicht nur schöne Worte und Willensbekundungen, etwas für "die Migranten" zu tun. Die Buxtehuder FDP will den Worten auch Taten folgen lassen, damit in Buxtehude bald eine "Kultur des Willkommens" herrscht, wie es Fraktionsvorsitzender Rudolf Fischer ausdrückt. Seine Partei habe es sich unter anderem auf die Fahnen geschrieben, sich dafür einzusetzen, dass Migranten zukünftig im Stadtrat vertreten sind.
Aber wie sieht die Situation in der Estestadt derzeit aus? Wie viele Migranten gibt es und was beschäftigt sie? So berichtet Buxtehudes Erste Stadträtin Katja Oldenburg-Schmidt beispielsweise, dass der Stadtrat bereits im Jahr 2007 ein Konzept zur Integration beschlossen habe. Ein solches Konzept sei in Kommunen durchaus nicht üblich, Buxtehude nehme damit eine gewisse Vorreiterrolle ein.
Gemeinsam mit Vereinen und Verbänden beispielsweise aus der Jugendarbeit oder Sprachförderung habe man das Schriftstück entworfen, um vor allem vor dem Hintergrund des demografischen Wandels die Potenziale von jungen Menschen mit Migrationshintergrund zu fördern und positiv zu nutzen statt zu ignorieren. Umgesetzt wurden im Zuge dieses Konzeptes beispielsweise die regelmäßigen Angebote im Mehrgenerationenhaus wie etwa die Gesprächsrunde für Frauen oder Computerkurse, die von Migranten geleitet werden.
Bei sieben Prozent liege der Anteil ausländischer Mitbürger in Buxtehude, berichtet Katja Oldenburg-Schmidt. Davon hat ein Prozent einen deutschen Pass, weil sie beispielsweise aus der ehemaligen Sowjetunion stammen. Buxtehudes Ansatz sei es, vor allem auf die Situation der Menschen in den jeweiligen Stadtteilen einzugehen, fährt die Erste Stadträtin fort. Hilfreich seien dabei vor allem sogenannte Stadtteilzentren, wie sie am Standort Rotkäppchenweg und Stieglitzweg entstehen, sowie Projekte zur Sprachförderung im Kindergarten.
Um beispielsweise zu verhindern, dass viele Migrantenkinder die Schule abbrechen, setzt die Stadt in Kooperation mit der Arbeiterwohlfahrt (Awo) auf persönliche Betreuung in Form von Integrationslotsen, die es seit 2007 gibt. Hilfe vor Ort gibt es auch von den zwei Beratungsstellen der Awo in Stade und Buxtehude. "Im vergangenen Jahr hatte ich 546 Beratungen", berichtet die Awo-Mitarbeiterin Anke Boldt.
Sie verdeutlicht ebenso wie Claudia Lühmann, bei der Volkshochschule für die Integrationskurse verantwortlich, dass Migranten, die in Deutschland nur geduldet werden, die problematischste Gruppe seien. "Viele wollen einen Sprachkurs, doch den bekommen sie nur, wenn sie einen Aufenthaltstitel haben", sagt Claudia Lühmann. Auf der anderen Seite bekämen sie einen Aufenthaltstitel nur, wenn sie die deutsche Sprache beherrschen. "Das ist ein richtiger Teufelskreis." Dabei sei es für eine erfolgreiche Integration das allerwichtigste, dass die Migranten sofort einen Sprachkurs belegen können.
Wie wichtig die deutsche Sprache ist, verdeutlicht Inthumathy Uthuyakumar aus Sri Lanka, die gemeinsam mit der gebürtigen Iranerin Marjan Arab Najafi in der Integrationsarbeit aktiv ist. Als vor einiger Zeit die Eltern zu den Offenen Ganztagsschulen befragt wurden, konnten viele die Formulare gar nicht verstehen, berichtet sie.
Das politische Konzepte zwar hilfreich, aber nicht alles seien, betont Katja Oldenburg-Schmidt. Da der persönliche Kontakt besonders wichtig sei, müsse vor allem die Zahl der Integrationslotsen ausgebaut werden.
(tau)