Westerland/Husum. Die 64-Jährige ist regelmäßig zu Besuch auf der Insel. Welches Thema sie zu ihrem Herzensanliegen gemacht hat.

Zumindest geografisch gesehen ist es wohl einer der vielfältigsten Wahlkreise, den Astrid Damerow (CDU) mit "Dithmarschen-Nord" oder auch "Wahlkreis 002" im Bundestag vertrtitt. Neben Inseln wie Sylt, Amrum und Föhr zählen Halligen wie Hooge und Süderoog sowie das Festland von Nordfriesland zu dem Gebiet, dem die 64-Jährige seit gut fünf Jahren ihr berufliches Engagement auf Bundesebene widmet. Da stellt sich die Frage: Mit was für Themen setzt sich man sich als Abgeordnete dieser Region eigentlich auseinander und was bedeutet es, eine der beliebtesten Touristengegenden Deutschlands im Bundestag zu vertreten?

„Man muss sich darauf einlassen“, sagt Damerow, die an diesem regnerischen Mittwochabend im Foyer des Hotel Roths in Westerland sitzt und sich Zeit für ein Gespräch mit dem Abendblatt genommen hat. Die Politikerin ist zwar regelmäßig zu Besuch auf der Insel. Wegen der Anbindung per Bahn könne Damerow aber auch mal mehr oder weniger spontan für einen bestimmten Termin oder Anlass aus Leck nach Sylt hinüberfahren. „Bei Amrum oder Föhr ist das wegen der Fähranbindung schon deutlich schwieriger“, so die Politikerin.

Für Sylt in den Bundestag? Das beschäftigt CDU-Abgeordnete Astrid Damerow

Wann Damerow das erste Mal auf Sylt war, weiß sie nicht mehr. Was die Schleswig-Holsteinerin aber definitiv weiß, ist, dass „so ein heterogener Wahlkreis viele verschiedene Mentalitäten mit sich bringt.“ Jede Insel, jede Hallig tickt anders, so Damerow. Auch wenn es für die in Süddeutschland geborene Politikerin anfangs nicht unbedingt leicht war, findet die 64-Jährige gerade diesen Aspekt „wahnsinnig spannend", wie sie sagt.

Wenn Damerow an ihre Anfänge im Kreistag denkt, habe sie sich durchaus manchmal vor den Kopf gestoßen gefühlt. So wie bei ihrer ersten Rede, an der sie stundenlang geschrieben hatte, nur um dann zu erfahren, dass ihre Parteikollegen diese „ganz ordentlich“ fanden. „Als mir das ein Parteifreund sagte, war ich erst einmal traurig, weil ich ja gar nicht wusste, dass „ganz ordentlich“ hier oben im Norden fast die höchste Auszeichnung bedeutet“, sagt Damerow und lacht dabei.

Erst Landtag, dann Bundestag

Und weil neben den Parteikollegen offenbar auch die Wähler von dem Politikstil der gelernten Bankkauffrau angetan waren, zog Damerow 2009 in den schleswig-holsteinischen Landtag ein. Acht Jahre später reichte es dann auch für den Bundestag, in dem die Politikerin bis heute sitzt.

Auch wenn Damerow das Hin- und Herpendeln zwischen ihrem Wahlkreis und Berlin mag, findet die Politikerin, "dass vieles von dem, was sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen in Berlin bespricht, oft doch sehr abstrakt ist und recht wenig mit den konkreten Problemen der Menschen auf den Inseln oder Halligen zu tun hat." Als Obfrau im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz beschäftigt sich die Schleswig-Holsteinerin etwa mit Fragen wie, wohin mit unserem Atommüll oder wie Deutschland künftig mit Extremwetter umgehen soll.

Herzensanliegen Marschbahn

„Für mich ist der Wahlkreis das, wo ich herkomme und was ich vertrete. Die Arbeit und die Menschen dort erden mich“, sagt die 64-Jährige. Um als Bundespolitikerin etwas in ihrem Wahlkreis bewegen zu können, führt der Weg aber meist über Fördergelder, sagt Damerow. So wie beispielsweise für die Restaurierung der Kirche St. Severin in Keitum im vergangenen Jahr über das Denkmalschutz-Sonderprogramm oder den Umbau des Schwimmbades in List.

Ein Herzensanliegen, das die Politikerin aber bereits seit ihrer Zeit als Landespolitikerin beschäftigt, ist der zweigleisige Ausbau der Marschbahn zwischen Niebüll und Westerland. Tagtäglich kommt es dort zu Verzögerungen, die nicht nur den vielen Pendlern zu schaffen machen, sondern auch den Gästen und Urlaubern. Damerow wünscht sich deshalb, dass der Ausbau zeitnah beginnt. Durch die Aufnahme des Vorhabens in den Bundesverkehrswegeplan, sei für Damerow ein wichtiger erster Schritt getan. Dazu, wann mit einem Ausbau der Strecke zu rechnen ist, traut sich die Politikerin jedoch nicht zu äußern und verweist auf Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP).

Darüber hinaus, so Damerow müsse die Tourismus-Transformation auf Sylt weiter vorangetrieben werden, sodass dieser noch umweltverträglicher werde und mehr im Einklang mit der Natur stehe. Doch dass das kein neues Thema ist, räumt die Politikerin schnell ein und mahnt: „Ich als Bundespolitikerin möchte mich nicht in Landes- und kommunalpolitische Zuständigkeiten einmischen. Das können die Kollegen, die sich vor Ort mit der Thematik teilweise schon seit vielen Jahren beschäftigen, besser.“ Das, was für die Schleswig-Holsteinerin aber an erster Stelle stehe, seien die Wünsche und Belange der Insulaner.

Zum Thema Wohnraum hat Damerow deshalb eine klare Haltung: „Es wäre schön, wenn man mehr sozialen Wohnraum auf Sylt schaffen könnte.“ Ob Potenzial dafür sei, mag die Politikerin zwar nicht beurteilen, sehe aber auch das Problem der Verdrängung durch immer mehr Ferienwohnungen und dem Schwund von Dauerwohnraum. Auch hier seien ihre Einflussmöglichkeiten zwar auf Bauförderungsprogramme beschränkt, jedoch wolle Damerow sich dafür einsetzen, wo es der 64-Jährigen möglich sei.

Sylt: Damerow begrüßt Umstieg auf klimaneutralen Verkehr

Darüber hinaus begrüßt die Politikerin den Umstieg auf einen klimaneutralen Verkehr, da für Damerow die Zukunft "nicht im Benzin-betriebenen Verbrennern liegt". Daher sei der Umstieg auf Elektrofahrzeuge, wie ihn etwa die Sylter Verkehrsgesellschaft betreibe, ein wichtiger Schritt.

Konkrete Projekte, an denen die Politikerin derzeit für Sylt arbeitet, nannte Damerow allerdings nicht.