Westerland. Lage in Westerland spitzt sich zu. Bürgermeister ließ nachts den Punker-Pool absperren. Neuer Ansturm am Nachmittag befürchtet.

Es ist vorerst vorbei mit dem Gelage der Punks am Brunnen in der Wilhelmstraße auf Sylt. Nachdem die Gemeinde Westerland in dieser Woche bereits das Wasser aus dem Brunnen mit der Dicken Wilhelmine abgelassen hat, wurde nun auch noch ein Bauzaun rund um den Brunnen errichtet. Auf umliegenden Bänken und auf dem Boden davor sitzt am Donnerstagvormittag ein versprengtes Grüppchen Punks. Um sie herum liegen etliche Rucksäcke und Taschen, einige haben ihre Habseligkeiten in Einkaufswagen verstaut.

Einer der Anlieger, der dort ein Restaurant betreibt, sagte dem Abendblatt. „Ein paar sind noch da, aber die anderen werden später alle anreisen.“

Punks auf Sylt: Runder Tisch mit Bürgermeister und Polizei

Am Donnerstagmittag tagt in Westerland ein Runder Tisch, an dem Bürgermeister, Ordnungsamt, Polizei und Tourismusvertreter teilnehmen werden. Denn die Situation hat sich zugespitzt. Neben dem Crêpes-Stand hat die Gemeinde am Mittwoch eine Wand aus Betonquadern errichtet, um das Wildpinkeln zu erschweren. Allerdings sei es kein Problem, sich neben der mannsgroßen Eistüte, die links neben der neuen Betonmauer steht, vorbeizuquetschen, sagt ein Insider.

Sylt greift durch: Mit dieser Betonmauer sollen die Punker abgehalten werden, neben der Crêperie ihre Notdurft zu verrichten.
Sylt greift durch: Mit dieser Betonmauer sollen die Punker abgehalten werden, neben der Crêperie ihre Notdurft zu verrichten. © Privat

Dass im Brunnen weiterhin ein wenig Wasser steht, ist nach Abendblatt-Informationen notwendig, um die Brunnentechnik zu schützen. Möglicherweise wollte die Gemeinde aber mit dem Bauzaun doch auf Nummer sicher gehen, dass niemand mehr den Brunnen mit der Bronzefigur als Pool, zum Bierkühlen oder zum Haarewaschen nutzt.

Sylt: 9-Euro-Ticket lockt nun auch viele Obdachlose

Wenn der Westerländer Gastronom Mickey Schreiber auf den Brunnen mit der Dicken Wilhelmine in Westerland auf Sylt blickt, möchte er sich am liebsten schnell wieder abwenden. Zwischen Montag und Mittwoch sei die Situation um den Brunnen in der Wilhelmstraße im Zentrum von Westerland eher ruhig, doch er blicke mit Sorge auf das Wochenende, so der Gastonom. Zu den Punks habe sich eine neue Gästegruppe gesellt, eine ganze Reihe Obdachloser.

Sylts neue 9-Euro-Gäste in Westerland: Die Punker nutzten den Wilhelminenbrunnen als Pool.
Sylts neue 9-Euro-Gäste in Westerland: Die Punker nutzten den Wilhelminenbrunnen als Pool. © Georg Supanz

„Von der Insel sind die nicht“, sagt Schreiber. Für das Wochenende befürchtet er wieder den bereits üblichen Ansturm der nicht ganz so üblichen Sylt-Gäste: „Donnerstag ist meistens Anreise, und Freitag und Samstag geht es dann richtig ab. Jetzt kommt das vierte Wochenende auf uns zu.“

Schreiber hat mit seinem Bruder Robin das Restaurant Cropino an der Wilhelmstraße im Februar 2020 eröffnet. Drei Wochen nach der Einführung des 9-Euro-Tickets am 1. Juni 2022, das jede Menge Wildcamper und Punks nach Sylt gelockt hat, kommt er zu der nüchternen Erkenntnis: „Eigentlich könnte ich den Laden auch gleich dicht machen. Wenn da draußen am Brunnen 100 Leute sind, die rumschreien, will auf meiner Terrasse kein Gast mehr sitzen.“ Daran ändere auch nichts, dass er schwere Blumenkübel als Abgrenzung aufgestellt habe.

Schlägereien gibt es jetzt häufiger in Westerland

Am Pfingstwochenende habe er noch mit einigen der Punks das Gespräch gesucht, sagt der Gastwirt. Die seien dann Richtung Rathaus umgezogen, er habe ihnen sogar noch Bier ausgegeben. Die meisten seien ja auch friedlich, aber es habe in den vergangenen Wochen auch schon einige Schlägereien gegeben.

Sylt und die Punker: Diese Betonmauer wurde kurzerhand am Wilhelminenbrunnen in Westerland errichtet.
Sylt und die Punker: Diese Betonmauer wurde kurzerhand am Wilhelminenbrunnen in Westerland errichtet. © Privat

Was die Situation in seinen Augen besonders schwierig macht: „Es gibt viel Wechsel bei den Punks. Die einen reisen ab, neue kommen.“ So könne man keinen Dialog führen. „Man stumpft ab, man kann nicht immer wieder von vorn anfangen“, sagt Mickey Schreiber.

Auf die Polizei könnten er und die anderen Gewerbetreibenden im direkten Umfeld nicht zählen. „Wir haben das Gefühl, die Polizei ist eher genervt von uns, wenn wir sie anrufen, aber die sind auch völlig überfordert.“

Sylter Gastronom: "Die Polizei ist völlig überfordert"

Aber das Verhalten vieler Leute rund um den Wilhelminenbrunnen, der sich als Hotspot herauskristallisiert hat, sei einfach nicht hinzunehmen. „Sie machen Feuer, grillen, bauen Zelte auf und campieren hier Tag und Nacht“, kritisiert Schreiber.

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Menschliche Exkremente in vielen Ecken und der eine oder andere, der mitten am Tag in den Brunnen pinkelt, sorgen zusätzlich für Unverständnis. „Es ist ein rechtsfreier Raum. Wenn früher eine einzige Person im Brunnen war, kam sofort die Polizei.“

Inzwischen hat auch die Gemeinde reagiert. In dieser Woche wurde das Wasser im Brunnen abgelassen. „Da wurde vorher drin gebadet, die Punks haben das als ihren Pool betrachtet, da wurden Arschbomben reingemacht“, sagt Schreiber.

Wegen der Punks wurde das Wasser aus dem Brunnen abgelassen

Er beobachtet, dass viele Menschen stehen bleiben, Fotos machen, Geld in die hingehaltenen Becher werfen und dann in ruhigere Ecken weitergehen. Sprüche, die Toleranz und „Leben und leben lassen“ fordern, mag der junge Wirt nicht mehr hören.

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„Mich würde das auch nicht stören, wenn ich nicht so betroffen wäre, aber ich und meine Kollegen fühlen uns wirklich im Stich gelassen.“ Die Leute am Brunnen belagerten den Platz, an dem sonst Familien Eis und Crêpes essen.

Das Wegschauen von Verwaltung und Polizei würde ihm und seinen Kollegen in der Nachbarschaft aber nicht helfen. „Wir haben zweieinhalb Jahre Corona überstanden. Wir müssen jetzt im Sommer unser Geld verdienen. Aber wir haben so gut wie gar nichts mehr zu tun. Es hat eigentlich keinen Sinn mehr, das Lokal aufzumachen. Das ist extrem bitter nach den letzten Jahren der Pandemie.“

Sylter Bürgermeister lässt Betonmauer am Brunnen errichten

Am Brunnen wurde am Mittwochvormittag eine Betonmauer errichtet. Nikolas Häckel, der Bürgermeister der Gemeinde Sylt antwortete auf die Abendblatt-Anfrage kurz und knapp: „Die Absperrung dient dem Schutz von Privateigentum und Vermeidung der Nutzung als Abort.“

Und zum Wasserablassen ließ er wissen: „Der Wilhelminenbrunnen bedarf der Reparatur.“