Geteilte Freude nach Remis im Fußball-Landesliga-Duell gegen VfL 93 – Der frühere Erstligaspieler Marius Ebbers bereitet beide Tore des Gegners vor

Wedel. Den 280 Zuschauern im Elbestadion stockte der Atem. Welchen Blödsinn verzapfte da bloß Khalid Atamimi am eigenen Strafraum? Ohne in irgendeiner Form bedrängt zu sein, schlug der für Davor Celic eingewechselte Verteidiger ein Luftloch. Benjamin Smith, zweifacher Torschütze des VfL 93, strebte ungehindert Keeper Oliver Firgens entgegen. Firgens warf sich Smith vor die Füße, die Kollision war heftig, der Ball flog rechts am Tor vorbei. Das wäre in der 84. Minute beinahe schiefgegangen. So freuten sich die Landesliga-Fußballer des Wedeler TSV über ein 2:2 (1:0) im Spitzenspiel der Hammonia-Staffel. Beim Abpfiff des guten Schiedsrichters Kevin Rosin (SV Lieth) stieß Kapitän Anton Freundt einen heiseren Jubelschrei aus.

Aber sie freuten sich nicht alle. Die Spieler ließen sich von den Fans feiern, Heiko Barthel aus dem Trainerstab verharrte noch einige Zeit in Denker-Pose auf dem Rasen. Der frühere Anführer des VfL Pinneberg gab preis, was ihm durch den Kopf ging und warum er mit dem Punkt nicht zufrieden sein wollte: „Das zweite Gegentor, das geht mir gewaltig gegen den Strich. Diese Nachlässigkeit auf unserer rechten Abwehrseite ist mir unbegreiflich.“ Gemeint war die Freiheit, die Marius Ebbers in dieser Szene genoss. Der frühere Profi des FC St. Pauli kam völlig ungedeckt an den Ball, lief noch ein paar Schritte und servierte dann eine Maßflanke in die Mitte, die Smith zum neuerlichen Ausgleich verwandelte (77.). „Mein Fehler“, räumte Christopher Dobirr, der gegen Smith einen Schritt zu spät kam, ein. „Ich hätte tiefer stehen müssen.“ Barthel winkte ab: „Es ehrt ihn ja, dass er diesen Gegentreffer auf seine Kappe nimmt. Aber die entscheidende Nachlässigkeit war, Ebbers aus den Augen verloren zu haben.“

Es war nicht die einzige Szene, in der die Topverpflichtung der Gäste vom Hamburger Stadtpark glänzte. Übersicht zeigte Ebbers schon in der 53. Minute, als er eine Flanke von der linken Seite rechts am Pfosten in die Mitte köpfte. Smith vollendete diesen Angriff wie aus dem Bilderbuch mit einem Fallrückzieher, wie man ihn in der Landesliga in dieser Perfektion nur selten bewundern darf.

Aber was hatten denn die Wedeler so zu bieten? VfL-Trainer Olaf Ohrt, der sich vor drei Jahren noch für den SC Egenbüttel engagierte, presste mühsam ein Lob zwischen den Lippen hervor: „In den Zweikämpfen sind sie relativ stark.“ Die eine oder andere sehenswerte Kombination war aber auch dabei. Felix Mühlich, der endlich in der Landesliga Fuß zu fassen scheint, schlug von der rechten Seite eine Flanke in den Strafraum. Mark Hinze flog dem Ball entgegen und köpfte das 1:0 (38.). Der Wedeler Vereinsmitarbeiter Christian Buhrke rannte aus dem Sprecherhaus von Peter von der Born und reckte die Faust in die Höhe. „Von mir aus könnte jetzt schon Schluss sein“, rief Buhrke. Drei Meter unter ihm stapfte Hauke Brückner, 33, missmutig zur Kabinenpredigt. „Diese erste Halbzeit war zum Vergessen“, grämte sich der frühere Oberligaspieler von Rasensport Elmshorn, der von 1984 bis 2002 in Wedel lebte und wie Ebbers am Millerntor Karriere machte.

Umso mehr hatte dann der zweite Durchgang zu bieten. Die Wedeler Mühlich (56.) und Dirk Hellmann (87.) wurden mit Kopfbällen gefährlich. Die Kugel flog jeweils haarscharf am linken Pfosten vorbei. Oliver Firgens geriet in den ersten 20 Minuten nach dem Seitenwechsel enorm unter Druck und musste vor allem bei einem gefährlichen 15-Meter-Schuss von Tore Gersch, den er zur Seite abwehrte, auf der Hut sein (60.). Dann kam noch die 73. Minute, der Moment, als sich die Wedeler im Geiste schon als neuer Tabellenführer wähnten. Freund und Feind verfehlten einen Eckball von Mark Hinze, nur nicht Christopher Dobirr, der den Ball mit der Brust über die Linie drückte – 2:1 (73.). Dass es nicht reichte, diesen Vorsprung zu verteidigen, ärgerte Heiko Barthel. Mark Hinze sah es anders. „Mit diesem Unentschieden können wir definitiv zufrieden sein.“ Olaf Orth reagierte mit einem gequälten Lachen auf die Frage, ob der zukünftige Meister zu Gast gewesen sei. „Mich würde es stark wundern, wenn es anders kommt“, sagte Thorsten Zessin, der sich die Trainerarbeit in Wedel mit Heiko Barthel teilt.