Die wegen eines Stromausfalls abgebrochene Landesliga-Partie zwischen Blau-Weiß 96 und dem Wedeler TSV soll wiederholt werden.

Schenefeld. Manchmal sorgt im Leben gerade das, was fehlt, für großen Ärger. Diese Erfahrung machte Walter Zessin am Mittwochmorgen zum zweiten Mal in kurzer Zeit. Der Spielausschuss des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV) teilte dem Manager des Wedeler TSV schriftlich die Neuansetzung des Derbys bei Blau-Weiß 96 Schenefeld mit. "Der HFV hat seine Entscheidung nicht einmal begründet", ärgerte sich Zessin. Drei sicher geglaubte Punkte auf der Habenseite des Tabellenneunten der Hammonia-Staffel sind wieder fraglich geworden.

Die Wedeler strebten am 19. Oktober im Stadion Achter de Weiden dem zweiten Auswärtssieg entgegen. Fünf Minuten vor Spielende führten sie mit 2:1. Dann sorgte ein Flutlichtausfall für einen Spielabbruch. Nun soll das Duell erneut stattfinden. Wieder im Stadion Achter de Weiden, wieder unter Flutlicht (Mittwoch, 28. November, 19.30 Uhr). Ob es dazu kommt, ist noch fraglich. Die Wedeler berieten sich gestern Abend, ob sie Protest einlegen sollen. "Wir als Gastverein können wirklich nichts für die Geschehnisse", sagte Wedels Pressesprecher Christian Buhrke. "Auch wir hätten gerne regulär zu Ende gespielt. Aber eine Schuld am Ausfall des Flutlichts trifft auch uns nicht", versichert Blau-Weiß- Fußballspartenleiter Andreas Wilken.

Wedels Liga-Manager Zessin sieht das anders - und übt massive Kritik an der Entscheidung des Spielausschusses. Die Wedeler hätten den Schenefelder Gastgebern an besagtem Abend angeboten, einen Wedeler Fan den Sicherungskasten reparieren zu lassen, da dieser Elektriker sei. Zudem sei das Flutlicht auf der Anlage Achter de Weiden bereits zweimal in der Woche vor dem Spiel ausgefallen, wenn auch auf dem Kunstrasen (Nebenplatz). Thorsten Zessin, neben Heiko Barthel Trainer der Wedeler, unterstellt Gedankenlosigkeit: "Wenn das so ist, dann war der Flutlichtausfall während des Spiels vielleicht vorhersehbar. Blau-Weiß hätte den Verband informieren und eine kurzfristige Verlegung der Partie an die Blankeneser Chaussee beantragen müssen."

Der Vater kritisiert auch ein Schreiben der Stadt Schenefeld, das Blau-Weiß dem Verband vorlegte. In dem Schreiben heißt es unter anderem: "Ein Ausfall der gesamten Flutlichtanlage im Stadion Achter de Weiden am 19.10.2012 wird hiermit bestätigt. Es wurden Versuche unternommen, die Anlage mit dem städtischen Personal vor Ort wieder in Betrieb zu nehmen. Diese blieben leider erfolglos. Wegen der bereits eingebrochenen Dunkelheit wurde das Spiel zur Sicherheit der Sportler abgebrochen." Ein städtischer Mitarbeiter hielt sich aber laut Zessin senior gar nicht im Stadion auf. Daher bezeichnete er das städtische Schreiben als "Gefälligkeitsschreiben. "Ich habe selbst gesehen, dass kein Mitarbeiter versucht hat, die Anlage wieder in Gang zu bringen." Eine Angestellte der Schenefelder Stadtverwaltung dementierte diese Darstellung.

Sie habe sich mit dem zuständigen Sporthallenwart in Verbindung gesetzt. Dieser habe ihr den Versuch, die Anlage wieder in Gang zu bringen, bestätigt. Andreas Wilken, der sofort den Verteilerkasten geöffnet hatte, als die Kicker im Dunkeln standen, versteht die Aufregung nicht: "Ich habe versucht, die eingebrannten Sicherungen raus zu drehen. Das hat nicht funktioniert. Auch Walter Zessin hat es nicht geschafft." Vom Hallenwart, gleichzeitig Hausmeister, habe er dann die klare Anweisung erhalten, Fremdpersonen den Versuch einer Reparatur von städtischem Eigentum nicht zu erlauben. "Wer kommt dafür auf, wenn durch eine unsachgemäße Reparatur noch größerer Schaden entsteht? Was ist, wenn einer tot umkippt?", fragt sich Wilken.

In der Fußball-Bundesliga wurden schon mehrfach Erstliga-Begegnungen wegen eines Ausfalls der Beleuchtung unterbrochen, aber nie vorzeitig beendet. Der erste spektakuläre Spielabbruch trug sich am 7. Dezember 1963 im Hamburger Volksparkstadion wegen Nebels zu. 61 Minuten waren vorbei, Borussia Dortmund führte 2:1, genau wie die Wedeler in Schenefeld. Im Wiederholungsspiel zwei Wochen später siegte dann der HSV 2:1. Das gibt Hochspannung am 28. November, wenn die Wedeler den Protest entweder verwerfen oder damit nicht durchkommen. Ein klassischer Fall des Hamburger Amateurfußballs der Saison 2010/11: Die Kreisklassen-Partie des 1. FC Quickborn II gegen den FC Winterhude wird zweimal witterungsbedingt abgesagt. Beim dritten Versuch fällt das Flutlicht aus. Der FC Winterhude kehrt zweimal ohne Resultat nach Hause zurück, verzichtet aber darauf, den technischen Defekt näher zu beleuchten. Der vierte Anlauf endet 1:1.