Der ehemalige Co-Trainer Sebastian Gleim übernimmt beim Basketballklub SC Rist das Amt des ersten Zweitliga-Herrentrainers.

Wedel. Was Basketball-Insider nach der Trennung des SC Rist von Pro-B-Headcoach Özhan Gürel bereits vermutet hatten, ist jetzt Gewissheit. Sebastian Gleim, viel beschäftigter Trainer und Jugendkoordinator des Wedeler Klubs, übernimmt zu seinen mannigfachen Funktionen im Verein nun auch noch Training und Coaching der Zweitliga-Herrenmannschaft. Der bestehende Vertrag mit dem 28 Jahre alten gebürtigen Hessen, der 2009 von Bremerhaven nach Wedel übersiedelte und zwei Jahre lang Co-Trainer von Özhan Gürel in der 2. Bundesliga Pro B war, wurde um einen entsprechenden Passus erweitert. Geplant ist eine längerfristige Zusammenarbeit über das Ende der am 3. Oktober beginnenden Saison 2012/13 hinaus.

"Wir freuen uns sehr, dass wir Sebastian für diese Aufgabe gewinnen konnten. Er war erste Wahl für uns in der Trainerfrage", sagt Pro-B-Teammanager Andreas Bethke. Mit seinen Fähigkeiten könne Gleim "mit Sicherheit" in der Pro B erfolgreich arbeiten, kenne er doch Team und Umfeld. Zudem stehe Sebastian Gleim wie kein anderer für die konsequente Umsetzung des Wedeler Nachwuchskonzeptes.

Die Regionalausgabe Pinneberg des Hamburger Abendblattes sprach mit dem neuen Zweitliga-Headcoach über die sportlichen Ziele mit der Zweitliga-Mannschaft, seine Basketball-Philosophie und die von ihm initiierte Kooperation mit Ganztagsschulen in Wedel.

Hamburger Abendblatt:

Herr Gleim, Sie haben das Topteam des SC Rist in einer ausgesprochen schwierigen sportlichen und personellen Situation übernommen. Für eine komplette Saison in der 2. Bundesliga Pro B erscheint der Kader derzeit nicht tief genug, Wie wollen Sie dem in den verbleibenden vier Wochen bis zum Saisonstart abhelfen?

Sebastian Gleim: Wir haben den Kader inzwischen schon aufgestockt. Mit Fabian Böke, Florian Moysich und Peter Huber-Saffer kehren drei Stammkräfte der Vorsaison zurück. Das sind allesamt hervorragende Spieler mit großer Qualität, die zwar mittlerweile aus beruflichen und privaten Gründen ihre Prioritäten anders setzen, uns aber mit ihrer großen Erfahrung enorm weiterhelfen werden. Auch Center Paul Owusu, der zuletzt beim VfL Stade gespielt hat, wird uns in der kommenden Saison verstärken.

Ist die Kaderplanung damit für Sie abgeschlossen?

Gleim: Nein. Wir wollen auf jeden Fall noch einen hochkarätigen Guard, höchstwahrscheinlich einen Amerikaner, verpflichten.

Mit welcher sportlichen Zielsetzung gehen Sie in die Zweitliga-Saison 2012/13?

Gleim: Zunächst einmal bleiben uns noch vier Wochen, um uns auf die Pro-B-Spielzeit vorzubereiten. Diesen Zeitraum wollen wir optimal nutzen, um die Grundlage dafür zu schaffen, am ersten Spieltag in Oldenburg zu gewinnen. Alles andere kommt dann von ganz allein, wenn wir als Team zusammenwachsen. Die Mannschaft ist eine gute Mischung aus jungen, hungrigen Talenten und erfahrenen Spielern, hat viel Qualität. Unser Ziel muss daher das erneute Erreichen der Playoffs sein.

Die Übernahme des Pro-B-Teams ist auch für Sie eine große Chance.

Gleim: Definitiv. Allerdings geht es in erster Linie gar nicht um mich, es geht um das große Ganze. Mir liegt vor allem der Verein am Herzen, und daher steht für mich der SC Rist an erster Stelle mit allem, was daran hängt: die Nachwuchsarbeit im Klub, die Kooperation mit den Wedeler Schulen und die Hamburger Jugend-Bundesligateams in der JBBL, NBBL und WNBL. All diese Projekte stehen und fallen mit der Zweitliga-Mannschaft, in der wir Talenten aus der Region eine sportliche Perspektive bieten. Das lässt sich übrigens auch an der Entwicklung junger Spieler wie Ismet Akpinar und Jamo Ruppert ablesen, die den Sprung in die Jugend-Nationalmannschaft geschafft haben. Die Ausbildung von Nachwuchsspielern muss auch weiterhin unser Primärziel sein.

Werden Sie denn als Zweitliga-Headcoach ihre übrigen Aufgaben allesamt weiter erfüllen können?

Gleim: Ich werde es auf jeden Fall versuchen. Die Kooperation mit den Ganztagsschulen führe ich ja ohnehin nicht allein durch, sondern gemeinsam mit Thomas Koch und Felix Bienwald, die mir schon jetzt sehr viel Arbeit abnehmen. Für die zweite Herrenmannschaft in der 2. Regionalliga Nord suche ich noch nach einer passenden Nachfolgeregelung. Auf jeden Fall werde ich die Jungs nicht ohne Coach zurücklassen. Dasselbe gilt für das Jugend-Bundesligateam.

Bliebe noch Ihre Tätigkeit für den Deutschen Basketball-Bund als Assistent von U16-Bundestrainer Harald Stein.

Gleim: Stimmt. Auch diese Aufgabe bringt mir sehr viel Spaß, und es wäre schön, sie weiterhin ausüben zu können.

Das alles hört sich so an, als lebte Sebastian Gleim für den Basketball.

Gleim: Das ist auch weitgehend so. Basketball ist mein Leben, war es immer schon. Daher bin ich auch besonders froh und dankbar, mich beruflich damit beschäftigen zu dürfen. Ich habe zwar eine Zeit lang als Physiotherapeut gearbeitet, aber diese Tätigkeit hat mich absolut nicht ausgefüllt - ganz anders als der Sport.