Hamburg Freezers begeistern im Rahmen des Alstervergnügens mit Training im Herzen der Stadt. Fünf Spieler wohnen im Kreis Pinneberg.

Halstenbek/Hamburg. Als Kevin Schmidt seinen Schläger für einen Moment zur Seite legte und den Blick über die zugefrorene Alster schweifen ließ, fühlte sich der Deutsch-Kanadier an seine früheste Kindheit erinnert. Der 26 Jahre alte Abwehrspieler der in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) beheimateten Hamburg Freezers machte auf einem See seine ersten Schritte auf Schlittschuhen. Gemeinsam mit seinen Mitspielern Brett Engelhardt, John Curry, Patrick Traverse, Serge Aubin und Rob Collins absolvierte Schmidt am Eis-Wochenende ein Showtraining im Herzen der Stadt. "So ein Training habe ich auch noch nicht erlebt. Es ist ein Riesenspaß, hier vor der Skyline Hamburgs Eishockey zu spielen", sagte Schmidt, griff sich seinen Schläger und begab sich wieder auf das etwas holprige Alster-Eis.

Der Defensivspieler macht keinen Hehl daraus, wie gerne er sich in der Hamburger Innenstadt aufhält, einen Kaffee trinkt oder mit Freundin Autumn durch die zahlreichen Geschäfte bummelt. Heimisch ist der Shootingstar aber nicht direkt in Hamburg geworden. Schmidt, dem nicht wenige Experten den Sprung in die Nationalmannschaft zutrauen, zog nach seinem Wechsel nach Halstenbek. "Ich bin in 15 Minuten beim Training in der Volksbank-Arena. Das ist praktisch. Zudem bin ich auch schnell in der Innenstadt", sagte Schmidt.

Die Kinder von Patrick Traverse spielen Fußball bei der SV HR

In unmittelbarer Nachbarschaft wohnt auch Mitspieler Colin Murphy. Der Kanadier, der momentan an den Folgen einer schweren Schulterverletzung laboriert, wohnt bereits seit Sommer 2010 vor den Toren Hamburgs. "Meine Familie und ich genießen hier die Ruhe. Die Kinder können draußen spielen. Zudem wohnen hier einige meiner Mitspieler", sagte Murphy.

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So wie zum Beispiel Patrick Traverse. Der Abwehrspieler hat sich nach seinem Wechsel vor anderthalb Jahren mit seiner Familie in Halstenbek niedergelassen. Der 37 Jahre alte Routinier fährt seine Kinder Blake und Max regelmäßig auf die Anlage der SV Halstenbek-Rellingen am Jacob-Thode-Platz. Dort gehen sie auf Torejagd. Allerdings nicht wie der Papa mit Puck und Schläger, sondern mit dem runden Leder. "Die Jungs sind mit Feuereifer bei der Sache. Mir ist es egal, ob sie Fußball oder Eishockey spielen. Hauptsache, sie haben Spaß dabei. Und sie haben durchaus Talent. Das müssen sie von mir geerbt haben", sagte Traverse, der nach der laufenden Saison aller Voraussicht nach die Freezers verlassen wird und seine aktive Karriere beenden will.

Davon ist John Curry noch meilenweit entfernt. Der Torhüter ist mit 27 im besten Eishockey-Alter. Das beweist er Woche für Woche in der DEL. Innerhalb kürzester Zeit wurde der ebenfalls in Halstenbek lebende US-Amerikaner zum Publikumsliebling. Der Nationalspieler hat mit seinen spektakulären Paraden großen Anteil daran, dass die Freezers eine bisher starke Saison spielen. "Ich fühle mich einfach wohl hier. Halstenbek ist sehr schön. Obwohl es ein wenig außerhalb der Stadt liegt, fühlt man sich nicht abgeschieden", sagte Curry, der aber noch nicht weiß, ob er auch im kommenden Jahr seine jetzige Wohnung beziehen wird. Der Vertrag des Keepers läuft aus. "Ich weiß noch nicht, was ich kommende Saison machen werde, aber ich genieße die Zeit hier und kann mir vorstellen zu bleiben", so Curry. Schließlich weiß auch er, dass nicht jede Stadt ein Eishockey-Training auf einem zugefrorenen Gewässer mitten in der Stadt bieten kann.

+++ Freezers trainieren auf der zugefrorenen Außenalster +++

Das ungewöhnliche Training auf der Alster hat auch dem fünften Halstenbeker im Team, Rob Collins, großen Spaß bereitet. Der trickreiche Mittelstürmer demonstrierte den Besuchern des Alster-Eisvergnügens seine technischen Fähigkeiten und erfüllte anschließend die Autogrammwünsche der Fans. "Da kommen für viele von uns wirklich Kindheitserinnerungen hervor. Fast jeder Kanadier hat das Schlittschuhlaufen auf einem See gelernt", sagte Collins, der sich aber dennoch wieder auf die gut präparierte Eisfläche in der O² World freut.

Die Zuversicht ist groß, dass die DEL-Playoffs erreicht werden

Am Dienstag steigt in der DEL um 19.30 Uhr gegen die Grizzly Adams Wolfsburg das erste Spiel nach der zweiwöchigen Länderspielpause. "Es ist das erste von noch elf verbleibenden Partien. Wir wollen in die Playoffs und ich bin mir absolut sicher, dass wir das auch schaffen." Alle Eishockey-Anhänger aus Halstenbek und Umgebung würden sich bestimmt darüber freuen, wenn die jüngste Pannenserie mit fünf Niederlagen in Folge endlich vorbei ist.