Kreis Pinneberg. Debatten um Menschenrechte am Johann-Rist-Gymnasium Wedel inspirieren Aktionen für demokratische Werte. Demonstration auch in Elmshorn.

Michail Gorbatschow hat es gesagt: „Wir brauchen die Demokratie wie die Luft zum Atmen“. Dieses Bekenntnis des letzten Präsidenten der Union der sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) und weitere weise Sprüche von Philosophen und Politikern für Meinungsfreiheit und andere Menschenrechte finden sich in diesen Wochen an vielen Stellen im Johann-Rist-Gymnasium in Wedel. Auch im Unterricht sind die Stärken und Schwächen der Demokratie von mehreren Seiten beleuchtet worden. Doch jetzt wollen die Schüler handeln.

Bereits Anfang des Jahres hatten der wachsende Rassismus und Enthüllungen, zum Beispiel die Correctiv-Recherche zur menschenfeindlichen Remigration und die Spionage-Affäre in den Reihen der als rechtsextremistisch eingestuften AfD, Tausende im Kreis Pinneberg auf die Straße gebracht. Jetzt, nach einigen Wochen der Besinnung, wird wieder mobilisiert, an diesem Freitagnachmittag gemeinsam mit Schülern in Wedel und am Freitag, 31. Mai, organisiert von einem bunten politischen Bündnis in Elmshorn. Das große Ziel: Die demokratischen Kräfte bei der Europawahl zu stärken.

In Wedel startet der Demonstrationszug am Freitag um 13.30 Uhr am Gymnasium

In Wedel startet die Demonstration unter dem Titel „für eine starke, gelebte Demokratie“ am Freitag, 24. Mai, um 13.30 Uhr vor dem Haupteingang des Gymnasiums in der Straße Am Redder. Der Demonstrationszug bewegt sich danach über die Gärtnerstraße, Rolandstraße und Mühlenstraße bis zum Rathaus. Dort werden die Schüler Falak Koulin, Laura Schröder und Amanda Nwakelu sowie ein Vertreter des Jugendbeirats der Stadt kurze Reden halten.

Die Schüler hoffen auf große Unterstützung aus der Bevölkerung. Die Schülervertretung der Ernst-Barlach- sowie der Gebrüder-Humboldt-Gemeinschaftsschule und auch der Moorwegschule sind ebenfalls eingeladen worden.

Schüler diskutieren über Wert der freiheitlich-demokratischen Grundordnung

Am Gymnasium haben der Wahlpflichtkursus „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ sowie die Schülervertreter und Oberstufenschüler in den vergangenen Wochen mehrere Aktionen organisiert und Unterrichtseinheiten vorbereitet. Themen waren die Werte unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Außerdem wollten alle Mut machen, nicht wegzuschauen, wenn Populisten das demokratische System unterhöhlen.

Fachlehrerin Susanne Horzela, die den Wahlpflichtkursus begleitet, zieht ein Fazit der Auseinandersetzung mit Demokratie an ihrer Schule: Die meisten äußern, dass sie viel mehr verstehen, wenn sie selbst mit anderen Schülern in den Diskurs gehen. Aber sie erkennen auch, wie stark die Meinung vorherrscht, wir lebten doch in einer funktionierenden Demokratie und Gefährdungen gäbe es keine. „Wenn es denn ganz schlimm kommen sollte“, so mehrfach geäußert bei den Siebtklässlern wie auch von SchülerInnen in den Oberstufenkursen, „zieh ich mich eben zurück oder wir wandern aus“.

In Elmshorn wird am 31. Mai für Klimaschutz und eine starke EU demonstriert

Wedel: Am 30. Januar hatten laut Polizeiangaben etwa 3000 Menschen gegen Rechtsextremismus und für die Demokratie demonstriert. In Elmshorn waren es mindestens doppelt so viele. Am 31. Mai wird erneut in der größten Stadt des Kreises Pinneberg für die Demokratie demonstriert.
Wedel: Am 30. Januar hatten laut Polizeiangaben etwa 3000 Menschen gegen Rechtsextremismus und für die Demokratie demonstriert. In Elmshorn waren es mindestens doppelt so viele. Am 31. Mai wird erneut in der größten Stadt des Kreises Pinneberg für die Demokratie demonstriert. © Michael Rahn | Michael Rahn

Für das Elmshorner Bündnis für Demokratie ist es wichtig, mit einer großen Demonstration am Freitag, 31. Mai, auf die Bedeutung der EU-Wahl aufmerksam zu machen. Mit Sorge werde auf rechtsextremistische Hetze geschaut, schreiben die Organisatoren in ihrem Aufruf. Diese sei eine reale Gefahr für das friedliche Zusammenleben in der Gesellschaft. Daher müssten die Menschen gemeinsam laut werden: für Vielfalt, Freiheit, Demokratie, Klimagerechtigkeit und die Ausübung des Wahlrechts.

„Wir müssen unsere Werte gemeinsam gegen den Rechtsextremismus verteidigen! Rechtsextremismus hat in unserer vielfältigen Gesellschaft keinen Platz“, sagt Björn Hildebrand von der Organisation „Fridays For Future“. Dazu gehöre auch, bei der Europawahl seine Stimme abzugeben. „Es ist das hohe Gut unserer Demokratie, dass wir wählen gehen können. Diese Möglichkeit sollten wir alle auch unbedingt nutzen“, appelliert Hildebrand.

Breites Bündnis macht sich für Klimaschutz stark

Das Motto der Demonstration in Elmshorn lautet: „Klimagerecht und nazifrei – Für ein Europa für Alle“. In dem Slogan findet sich wieder, dass für den denselben Tag Fridays For Future (FFF) europaweit zum Klimastreik aufruft. In Elmshorn freut sich die FFF-Ortsgruppe besonders, an diesem Tag mit ganz vielen Partnern als Bündnis für Demokratie auf die Straße zu gehen.

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Gemeinsam solle ein Zeichen gegen Rechtsextremismus gesetzt werden. „Auch für die Klimapolitik in der EU wäre nichts schlimmer als ein Wahlsieg der Rechtsextremen“, so Hildebrand. „Elmshorn ist eine bunte und vielfältige Stadt. Das muss so bleiben. Daher rufen wir als breites Bündnis gemeinsam zu dieser Demonstration auf.“

Die Demonstration startet am 31. Mai um 16 Uhr auf dem Alten Markt in Elmshorn. Neben Rede- und Musikbeiträgen ist auch ein Protestmarsch durch die Elmshorner Innenstadt vorgesehen.