Pinneberg. Sie war eine Institution auf dem Hamburger Dom, ihre Apfeltaschen wurden gefeiert. Nun planen die Pinneberger Schausteller anders.

Das ist ein herber Schlag für alle Dom-Nostalgiker - ob in Hamburg oder Pinneberg. Denn eine Institution für Naschkatzen macht für immer zu. „Unsere Dombäckerei Heidmann bleibt dauerhaft geschlossen! Wir danken all unseren Kunden für Ihre Treue und wünschen Ihnen alles Gute!“, heißt es jetzt in einer Mitteilung der Pinneberger Schaustellerfamilie.

Dieser Post auf Facebook lässt Fans des Schmalzgebäcks fassungslos zurück. „Ehrlich, ein echter Verlust für den Dom. Qualität war immer 1a. Der Dom verliert damit endgültig die beste Bäckerei“, schreibt eine Userin. Und eine andere bedauert: „So schade, wir wollten uns wieder für Silvester/Neujahr was holen.“

Dombäckerei Heidmann in Pinneberg: Nach 70 Jahren ist Schluss

Ein anderer schreibt: „Mit euch stirbt dann leider eine tolle Kindheitserinnerung.“ Offenbar nicht der einzige, der bei der Bäckerei Heidmann an der Flensburger Straße in Pinneberg an seine Kindheit denkt. „Oohh, wie schade, Heidmann gehört teilweise zu meiner Kindheit, das macht mich echt traurig“, heißt es in einem anderen Post.

„Ja, es stimmt. Die Bäckerei Heidmann gibt es leider nicht mehr“, sagt Edith Heidmann. Die 70-Jährige hatte das Geschäft von ihrem Vater übernommen. „Der hatte es 35 Jahre geführt und danach ich weitere 35 Jahre“, sagt die gelernte Köchin.

Dreimal im Jahr zog es sie mit ihrem Verkaufswagen auf den Hamburger Dom. Mit den leckeren Apfeltaschen, glasierten Vanille-, Sahne-Quark-, Eierlikör- oder Marzipantaschen war sie immer gleich am Eingang Feldstraße zu finden. Dazu kamen weitere Stadtfeste und Jahrmärkte. Während der Corona-Pandemie 2020 zog sie sich dann aus dem Geschäft zurück und legte es in die Hände ihrer Tochter Marilyn Fackler.

Dombäckerin Edith Heidmann ist auf dem Hamburger Dom geboren

„Sie möchte das aber nicht mehr machen“, sagt Heidmann. Auch die andere Tochter und die Schwiegersöhne wollten die Dombäckerei nicht übernehmen. Marilyn Fackler bleibt aber dem Schaustellergewerbe treu, ist nun mit einer Automatenhalle auf dem Dom und bekommt im nächsten Frühjahr ein 66 Meter hohes Fahrgeschäft. Auch ihr Sohn (18), der gerade seinen Schulabschluss in Pinneberg gemacht hat, will in das Geschäft einsteigen.

Edith Heidmann hält Fotos ihrer Eltern, den Firmengründern Erich und Helga Heidmann, in den Händen.
Edith Heidmann hält Fotos ihrer Eltern, den Firmengründern Erich und Helga Heidmann, in den Händen. © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

„Natürlich bin ich auch traurig. Das war eine schöne Zeit“, sagt Edith Heidmann. Der Hamburger Dom war ihr Leben. „Ich wurde sogar auf dem Heiligengeistfeld im Wohnwagen geboren. Das war am 4. August 1953 um 8.05 Uhr morgens.“ Erst als sie mit sechs Jahren eingeschult wird, zieht die Familie in eine Wohnung im Hamburger Stadtteil Wandsbek. „Meine Mutter war so froh darüber.“

Schaustellerleben wurde immer schwieriger

Aber das Schaustellerleben sei zuletzt ein schwieriges gewesen. „Es gibt kaum noch vernünftiges Personal und die Menschen haben nicht mehr so viel Geld und sind sehr zurückhaltend geworden“, sagt Edith Heidmann.

Auf dem Hamburger Dom war die Bäckerei Heidmann schon länger nicht mehr zu finden, dafür im vergangenen Jahr auf dem Pinneberger Weihnachtmarkt. Ansonsten beschränkten sie sich auf den Hofverkauf in Pinneberg am Sonnabend und Sonntag.

Zu Silvester bildete sich vor dem Verkaufs- und Backwagen auf dem Betriebsgelände an der Flensburger Straße 7 im Norden Pinnebergs oft eine lange Schlange. , um sich mit den Heidmann-Berlinern einzudecken, zuletzt am 31. Dezember 2022. In diesem Jahr wird ist damit Schluss.

Maschinen aus der Pinneberger Bäckerei bleiben in Familienbesitz

„Jetzt zu den Feiertagen haben wir wieder viele Anfragen erhalten“, sagt Marilyn Fackler. „Darum haben wir aktuell auf Facebook gepostet, dass die Dombäckerei dauerhaft geschlossen ist.“ Die Maschinen aus der Bäckerei sind eingelagert. „Die werden nicht verkauft“, sagt Edith Heidmann.

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„Wer weiß, was noch passiert. Mit der Bäckerei haben wir immer unseren Lebensunterhalt bestreiten können“, sagt das „Dom-Urgestein“. Egal was kommt, die Familie könnte immer noch auf dem Hof in Pinneberg backen und verkaufen.