Tornesch. Einen Tag nach dem Zugunglück hat die Polizei Neuigkeiten zur Ursache bekannt gegeben. Wie dramatisch die Lage kurz vor dem Unfall war.

Einen Tag nach dem schweren Zugunfall von Tornesch hat die Polizei die Ursache ermittelt. Ein Fahrfehler des 29 Jahre alten Autofahrers hat dazu geführt, dass sein Pkw auf einem Bahnübergang steckengeblieben war und kurze Zeit später von einem Regionalzug gerammt wurde.

Der Unfall hatte sich am Montag um 12.12 Uhr auf dem Bahnübergang an der Denkmalstraße ereignet. Der Regionalexpress, der von Hamburg nach Flensburg unterwegs war, rammte trotz Schnellbremsung den Seat im Bereich des Hecks und schob ihn mehrere Meter vor sich her.

Zug rammt Pkw in Tornesch: Alle 280 Fahrgäste bleiben unverletzt

Dann wurde das Fahrzeugwrack ins Gegengleis geschoben, der Zug stoppte auf Höhe des Bahnübergangs am Gärtnerweg. Von den 280 Fahrgästen wurde niemand verletzt. Der Lokführer erlitt nach Angaben der Bundespolizei einen leichten Schock.

Der 29 Jahre alte Seat-Fahrer, der im Kreis Pinneberg wohnt, kam mit dem Schrecken davon. Er hatte sein Fahrzeug rechtzeitig vor dem Zusammenstoß verlassen.

Autofahrer kam auf schmalem Bahnübergang ein Pkw entgegen

Laut Angaben des Mannes kam ihm auf dem schmalen Bahnübergang, der nur von einem Fahrzeug befahren werden darf, ein Pkw entgegen. Er sei nach rechts ausgewichen, um den Gegenverkehr passieren zu lassen.

Dabei sei das rechte Vorderrad des Seat vom betonierten Bereich abgekommen und in das deutlich tiefere Gleisbett geraten. Mehrere Versuche, den Wagen aus eigener Kraft aus der misslichen Lage zu befreien, seien gescheitert.

Als der Wagen auf dem Bahnübergang feststeckte, alarmierte der Fahrer sofort den Notruf

„Der Mann hat alles richtig gemacht und sofort den Notruf alarmiert“, so Polizeisprecherin Sandra Firsching. Ihm sei dann mitgeteilt worden, dass sich die Schranken bereits gesenkt hätten und ein Zug sich in Annäherung befinde.

„Der 29-Jährige hat dann sofort den Pkw verlassen und auch seinen Hund rechtzeitig herausgeholt“, so die Polizeisprecherin weiter. Wenig später sei es dann zu dem Crash gekommen. Der entstandene Schaden werde auf 50.000 Euro geschätzt.

Der Autofahrer habe weder unter Alkohol- noch unter Drogeneinfluss gestanden. Die Polizei prüft nun, ob ein fahrlässiges Verhalten des Mannes vorliegt und dieses als gefährlichen Eingriff in den Bahnverkehr zu werten ist. Ein derartiger Tatbestand könnte mit Geld- oder Freiheitsstrafe geahndet werden.

Zugunfall in Tornesch: Wäre die Schranke auf dem Pkw gelandet, wäre eine Störung gemeldet worden

Hätte sich die Schranke auf den Pkw gesenkt, wäre eine Störungsmeldung die Folge gewesen. In diesem Fall wäre der herannahende Zug automatisch abgebremst worden. Dies blieb aus, sodass sich das Schienenfahrzeug mit hohem Tempo dem Hindernis näherte und es zum Zusammenstoß kam.

Es folgte ein Großeinsatz für Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei. Der Regionalverkehr der Deutschen Bahn wurde zwischen Elmshorn und Pinneberg eingestellt. Weil auf diesem Abschnitt nahezu der gesamte Zugverkehr von Hamburg in den Norden abgewickelt wird, waren die Auswirkungen enorm.

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Für Reisende wurde zwischen Pinneberg und Elmshorn ein Busersatzverkehr organisiert. „Der Zug wies einen Schaden im Frontbereich auf, war aber noch fahrbereit“, so Hanspeter Schwartz, Sprecher der Bundespolizei.

Er habe später aus eigener Kraft zum Bahnhof Tornesch weiterfahren können, wo die Passagiere ausgestiegen seien. Anschließend sei der Zug zur Reparatur in die Werkstatt gebracht worden.

Zug rammt Pkw: Bahnstrecke konnte nach etwa zweieinhalb Stunden freigegeben werden

Der Schaden am Zug soll nicht erheblich sein. Die Polizei spricht von Kratzern und Beulen im vorderen Bereich, außerdem sei ein Seitenfenster geborsten. Auch an den Gleisanlagen sind nach Auskunft der Bahn keine Schäden entstanden.

Nachdem das Wrack des Seat geborgen worden und der Unfallzug am Bahnhof Tornesch angekommen war, konnte um kurz nach 14.30 Uhr der Zugverkehr auf einer der meistbefahrenen Bahnstrecken Schleswig-Holsteins wieder aufgenommen werden.