Rellingen/Tornesch. Fahrer der Bemer Cyclassics kommen auch durch den Kreis Pinneberg – einige erreichen gar nicht, andere mit Blessuren das Ziel.

Tja, das war’s dann erstmal mit der Tüte Brötchen für den bereits gedeckten Frühstückstisch. Wer es in Rellingen bis jetzt nicht geschafft hat, die Hauptstraße auf dem Weg zum Bäcker zu überqueren, der muss eine gehörige Portion Geduld dabei haben. Als das Jedermannfeld der Bemer Cyclassics Hamburg, das die 100-Kilometer-Strecke in Angriff genommen hat, aus Halstenbek kommend die Gemeinde erreicht, geht gar nichts mehr für Fußgänger.

Ein Strom an Rennrädern ist beim Rellinger Hofladen in die Hamburger Straße abgebogen, fährt über die Hauptstraße und Tangstedter Chaussee weiter Richtung Tangstedt. „Jedermänner.“ Das mag vielleicht beschaulich klingen, doch die Geschwindigkeit von über 30 km/h, mit der auch dieses endlos erscheinende Amateur-Peloton durch die Hauptstraße rauscht, lässt keinen Raum für Fehler oder waghalsige Sprints über die Straße. Wer jetzt noch auf der Ostseite steht und auf eine Querung wartet, muss sich gedulden, um zu Bäcker Schlüter auf der Westseite zu gelangen.

Cyclassics in Rellingen: Der Weg zum Brötchen ist versperrt

Und wie wichtig volle Konzentration ist, soll sich bald zeigen. Eine Handvoll Radsportler kommt zu Fall; es ist Riesenglück, dass sich der Domino-Effekt nicht weiter durchs Feld zieht. Mehre Schürfwunden und Prellungen sind zu beklagen, doch bis auf zwei Teilnehmer können die übrigen Gestürzten ihre Fahrt fortsetzen, während die zur Streckensicherung vor Ort eingesetzten Polizisten sich um die erste Verarztung der Blessuren bemühen.

Ein unschöner Moment, von dem aber viele Schaulustige nichts mitbekommen haben, weil sie es sich zum Beispiel an der Kurve beim Hofladen oder halt im Straßenverlauf auf Klappstühlen oder anderweitig bequem gemacht haben und dort die Radsportler nach Kräften anfeuern.

Cyclassics: „Wir haben bestimmt so drei oder vier Stürze gesehen“

Auch Lennart Preuß und seine acht Mitstreiter haben von diesem Unfall in Rellingen nichts mitbekommen. „Wir haben zwar auf den 100 Kilometern bestimmt so drei oder vier Stürze gesehen, aber in Rellingen war unsere Durchfahrt problemlos“, sagt der 24-Jährige nach der Zielankunft in der Hamburger Innenstadt.

Preuß koordiniert die Radsportgruppe der in Tornesch ansässigen Dependance von HellermannTyton, dem internationalen Zulieferer rund um den Einsatz von Kabeln und Netzwerken. „Für die Cyclassics haben wir uns aus der Firmensportgruppe zu neunt zusammengefunden, aber dem Radfahren sind bei uns in der Firma doch einige mehr zugetan“, sagt der Mitarbeiter im Customer-Qualitymanagement, der in Bokholt-Hanredder wohnt.

HellermannTyton fördert den Radsport firmen-intern

„Für die Teilnahme am letzten Stadtradeln haben wir zum Beispiel 36 Mitarbeiter mobilisieren können und insgesamt 6507 Kilometer zusammengefahren.“ Ein Trend, den die Firmenleitung auch vorantreiben möchte. „Wir fördern nun auch das Bike-Leasing und beteiligen uns an den Kosten zur Nutzung eines E-Bikes“, ergänzt HellermannTytons PR-Manager James Hill.

Sechs Starter aus der Radsportgruppe der international tätigen Tornescher Kabelzubehör-Firma HellermannTyton, v.l.:Robert Griessler, Walter Warnecke, Dirk Zimmermann, Silvio Struckmeyer, Lennart Preuß, Tobias Cohrt.
Sechs Starter aus der Radsportgruppe der international tätigen Tornescher Kabelzubehör-Firma HellermannTyton, v.l.:Robert Griessler, Walter Warnecke, Dirk Zimmermann, Silvio Struckmeyer, Lennart Preuß, Tobias Cohrt. © Ulrich Stückler

Aber auch das gemeinsame Fahren auf Zeit hat bereits Tradition bei den Torneschern, die um die Jahrtausendwende ihren Sitz an den Großen Moorweg verlegt haben. „Ich bin seit 20 Jahren dabei und würde mal sagen, dass wir seit mindestens 18 Jahren bei den Cyclassics starten“, meint Dirk Zimmermann aus der Startergruppe. Wofür auch spricht, dass beim Fototermin vor dem Firmensitz einige Generationen an Radtrikots im HellermannTyton-Look zu bewundern sind.

„Das Radfahren ist ein sehr schöner Schritt raus aus dem Alltag“

Warum radeln? Da sind sich die Hellermänner einig. „Auf dem Rad zu sitzen und zu fahren, das ist abschalten und doch fokussieren zugleich. Auf jeden Fall ein sehr schöner Schritt raus aus dem Alltag“, meint Lennart Preuß.

„Und der Gesundheitsaspekt ist auch wichtig. Das ist kaum schätzbar, wie viel Gutes wir damit für das Herz-Kreislaufsystem tun. Deswegen werden wir auch nicht lange warten, um uns für die Cyclassics 2024 anzumelden und zu trainieren.“

Hamburg Cyclassics: Viele Straßen gesperrt – Polizei erlebt ruhiges Radrennen

Eine Bilanz der zuständigen Polizeidirektion Bad Segeberg über das Radrennen fällt positiv aus. Bei sommerlichen Temperaturen hätten viele Fans die Fahrer angefeuert. Aufgrund vieler Straßensperrungen kam es im Kreis zu erheblichen Einschränkungen im öffentlichen Verkehrsraum.

Laut Angaben der Polizei, die das Rennen mit 156 Polizeibeamten begleitet hatte, sei die Veranstaltung jedoch weitgehend störungsfrei abgelaufen. Neun parkende Fahrzeuge mussten im Vorfeld noch von der Rennstrecke entfernt werden. Neun gestürzte Teilnehmer kamen zudem in umliegende Krankenhäuser.