Tornesch. Nach tumultartigen Szenen in der U14-Oberliga soll der Tornescher Trainer fremde Spieler attackiert haben – nun der Richterspruch.

Nach dem Schlusspfiff war es zu einer Rudelbildung mit Handgreiflichkeiten und Roten Karten gekommen. Mittendrin: ein Ex-HSV-Profi. Im Abstiegskampf der U14-Fußball-Oberliga hatte der FC Union Tornesch am 6. Mai den FC Teutonia 05 II in letzter Sekunde mit 2:1 besiegt. Zuschauer stürmten aufs Feld, Spieler und Verantwortliche beider Teams gerieten in ein Gerangel. Das Presse-Echo war groß, nun hat ein Gericht den Fall entschieden.

Zuvor hatten Verantwortliche des Vereins aus Ottensen den FCU-Trainer Bernd Bressem beschuldigt, einen 13 Jahre alten Teutonia-Spieler gewürgt zu haben. Bressem (57), der als ehemaliger Fußball-Profi unter anderem für den Hamburger SV in der Saison 1985/86 sechs Bundesliga-Einsätze vorweisen kann, hatte die schwerwiegenden Vorwürfe abgestritten. Er habe lediglich einen Akteur aus dem Tumult gezogen, um ihn vor möglichen Übergriffen zu schützen.

Eklat beim Jugendfußball und nach Rudelbildung: Ex-HSV Profi zu Geldstrafe verurteilt

Vor dem Jugendgericht des Hamburger Fußball-Verbandes ist die Angelegenheit nun am Dienstag verhandelt worden. Ergebnis: Bressem erhält für den Tatbestand „Unsportliches Verhalten“ eine Geldstrafe von 75 Euro. Laut Verfahrensordnung des Verbands ist in jenem Strafbereich auch eine Sperre von bis zu 6 Monaten und/oder eine Geldstrafe bis zu einer Höhe von 2000 Euro möglich.

„Im Endeffekt ist dieses Urteil eine Genugtuung und wichtig, weil ich nichts getan habe. Die letzten Wochen waren ein Spießrutenlauf für mich“, sagt Bressem, der als Zeugen einen Polizisten und einen Bundeswehrsoldaten zur Verhandlung mitgenommen hatte.

Kein Würgen: 75 Euro für das Betreten des Platzes nach Spielende

Er selbst habe sich nach der Urteilsverkündung noch einmal rückversichert: Die Strafe von 75 Euro seien lediglich eine Verwarnung dafür, dass er als Trainer nach dem Spiel auf das Feld gelaufen sei. Die Vorwürfe des Würgens hätten sich als haltlos erwiesen.

Das Gericht sei der Argumentation gefolgt, dass Bressem den gegnerischen Akteur zwar nicht ganz zimperlich im Schulterbereich seitlich-rückwärts von seinen Spielern weggezogen habe, ihn aber dadurch lediglich vor Attacken schützen wollte.

Co-Trainer von Teutonia 05 II muss 150 Euro Strafe zahlen

Der gegnerische Co-Trainer erhält für sein ebenfalls deutlich zu aggressives Verhalten eine Geldstrafe von 150 Euro – wegen Betreten des Platzes und Bedrängens des Schiedsrichters. Damit wird der Teutonia-Verantwortliche sogar härter bestraft als Bressem.

Ein Teutonia-Akteur, der wegen eines üblen Tritts vom Schiedsrichter mit Roter Karte des Feldes verwiesen worden war, wird bis zum 29. November gesperrt und muss einen sogenannten Coolness-Tag des HFV besuchen. Den Hamburgern werden zudem drei Punkte abgezogen. Ein Tornescher Jugendfußballer ist für sein Verhalten für zehn Tage und somit eine Partie der kommenden Saison gesperrt worden.

Beide Vereine teilen sich die Verfahrenskosten

Die Verfahrenskosten teilen sich beide Clubs. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, Union Tornesch und Teutonia 05 können in den kommenden sieben Tage vor dem Verbandsgericht in Revision gehen. Bei dem klaren Urteil scheint das aber eher unwahrscheinlich zu sein.

„Nun habe ich allerdings diese Google-Schlagzeile mit den Vorwürfen und muss schauen, was ich da noch machen kann. Ich möchte aber keinen Groll gegen irgendjemanden hegen und die ganze Sache nun mit Stil einfach unter den Tisch fallen lassen“, sagt der Tornescher Jugendcoach.

Milde Geldstrafe für Ex-HSV-Profi – beide Jugendteams steigen ab

Nach Bekanntwerden der Anschuldigungen hatte sich Bressem „schockiert“ gezeigt und sprach von „fast schon rufschädigenden Vorwürfen“. Es sei „unterste Schublade, so etwas in die Welt zu setzen“.

Von Seiten der Hamburger Verantwortlichen und einem Zeugen hieß es in einem Bericht der „Hamburger Morgenpost“, der 2:1-Siegtreffer der Tornescher sei vom Siegtorschützen provokant bejubelt worden. Daraufhin entstanden die Tumulte. Gegenüber dem Abendblatt wollte sich der FC Teutonia 05 zu den Geschehnissen der Partie nicht äußern.

Sportlich gesehen war die ganze Aufregung ohnehin umsonst. Beide Mannschaften sind inzwischen abgestiegen. In der kommenden Landesligasaison, die im Herbst in zwei Staffeln beginnt, könnten sich beide Teams wieder begegnen.