Hamburg-Sasel/Bönningstedt. Oberliga-Fußballer des SV Rugenbergen schaffen trotz des 0:3 bei Meister Sasel den Klassenerhalt. Wer den Bönningstedtern geholfen hat.

Eine herzliche Begrüßung ist fällig, wenn der SV Rugenbergen am 25. Juni zum Freundschaftsspiel beim HEBC antritt. Den Klassenerhalt verdankten die Bönningstedter Oberliga-Fußballer nämlich den Eimsbütteler „Veilchen“, die dem SVR mit einem 3:1 auswärts über Hamm United in den Sattel hievten. Ohne diese Schützenhilfe wäre der SVR abgestiegen. Die Aufgabe, dem TSV Sasel die Meisterschaftsfeier im eigenen Stadion vor über 800 enthusiastischen Fans zu verderben, hatte sich für die Männer in Rot beim 0:3 (0:1) als zu schwer erwiesen.

Fußball Oberliga: SVR-Kicker mussten elf Spiele in 30 Tagen absolvieren

Während Verbandspräsident Christian Okun dem Saseler Kapitän Samuel Hosseini die Meisterschale überreichte, musste Nils Hachmann erst einmal tief durchatmen. „Die Endphase der Spielzeit mit elf Punktspielen binnen 30 Tagen war sehr belastend“, sagte der SVR-Coach, „nebenbei“ leidenschaftlicher Familienmensch. Stürmer Patrick Hoppe holte sich zärtliche Küsse von Freundin Annika ab, um dann seinen Teamgefährten aus der Seele zu sprechen. „So eine Saison möchte ich nicht noch einmal erleben.“ Hoppe zählte zu jenen Akteuren, die sich in nicht optimaler körperlicher Verfassung (Innenbandabriss im Februar/Knie) über die Runden gequält hatten.

Kapitän Sven Worthmann verfolgt das Match verletzt am Spielfeldrand

Kapitän Sven Worthmann raffte sich ebenfalls auf, nachdem er wegen derselben Verletzung (im Sprunggelenk) ursprünglich das Saisonaus befürchtet hatte. Passiert war es am 12. März im Pokalspiel beim TSV Sasel (0:2), ein Vorfall, der ihn lange beschäftigte. Jubelnd spurtete Worthmann nun nach dem Abpfiff, den Fan-Schal um den Hals gewickelt, auf den Kunstrasen. Gespielt hatte er, der seine Karriere beendet, diesmal nicht. „Ich wäre zu gehemmt gewesen.“

Kilian Utcke, Marco Rohde, Görkem Güvenir, Nicolaj Rörström, Denis Urdin und Joe-Robert Sherbourne – sie alle hatten Coach Hachmann nach der Winterpause gar nicht mehr oder kaum noch zur Verfügung gestanden. Respekt, was der Rest, unterstützt von Peer Lukas Ball und Jesper Klünder (2. Mannschaft), trotzdem leistete.

Die „Absteiger!“-Spottgesänge bewahrheiten sich erst spät nicht

In Sasel war aber Ende der Fahnenstange. Kaum hatte Andranik Ghubasaryan aus 23 Metern das 1:0 der Gastgeber erzielt (21.), hallten den Bönningstedtern schon die Rufe von den prall gefüllten Rängen entgegen. „Absteiger, Absteiger.“

Zur Zitterpartie wurde das letzte Saisonspiel für den Fünftletzten in der 45. Minute, als den Hammern gegen den HEBC der Ausgleich glückte. Der nächste Schock folgte unmittelbar nach dem Anstoß zur zweiten Halbzeit. Mit einem sagenhaften Schuss in die linke Ecke (2:0/46.) stellte Jean-Lucas Gerken die Weichen früh zu Gunsten der Saseler auf Sieg.

Mit den Einwechselungen von Yannik Kurowski und Peer Lukas Ball ging Trainer Hachmann früher „all in“, als er es vorhatte. Dann erledigten sich alle Hoffnungen auf eine Wende binnen einer Minute. Kurowski verpasste haarscharf den Anschlusstreffer, im Gegenzug umkurvte Maximilian Grünberg Gegenspieler Hendrik Rühmann, um dem SVR mit einem weiteren Traumtor den letzten Genickschlag in dieser Partie zu versetzen (3:0/69.).

Nach dem 0:3 sind auf der SVR-Bank alle Blicke nur noch auf die Smartphones gerichtet

Der am Kreuzband operierte Denis Urdin versank auf seinem Stuhl und starrte nur noch aufs Handy. Was er zu lesen bekam, zauberte ihm das Lachen zurück in die finstere Miene. Ausgerechnet der im Winter vom VfL Pinneberg zum HEBC gewechselte David Heuer erlöste ihn mit Treffern in der 73. und 87. Minute von seinen seelischen Qualen.

David Fock lief an den Spielfeldrand und spreizte Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand wie einst Winston Churchill. „Wusste ich doch, dass ich mich auf Özden Kocadal verlassen kann.“ Der SVR-Ligaobmann und der HEBC-Trainer hatten einst beim VfL zusammen gekickt.
Wenige Stunden vor dem Anpfiff telefonierten sie ausführlich miteinander. Fock: „Da bekam ich schon ein gutes Gefühl. Özden wollte unbedingt die drei Punkte in Hamm.“

Ein Trio wechselt zu BU, dafür kommen neun Neue zum SV Rugenbergen

Am Sonnabend trafen sich Team und Trainer zu einer ersten Nichtabstiegsfeier im Clubheim. Eine große wird folgen, sobald Clubchef Andreas Lätsch (erkrankt) und Sponsor Wolfgang Borchert Zeit haben. Nils Hachmann wirft einen Blick zurück und voraus. „Besonders werde ich Verteidiger Leon Neumann vermissen, der zum Niendorfer TSV wechselt. Yannik Kurowski und Nicolaj Rörström begleiten Kilian Utcke zu BU. Dafür kommen neun neue Spieler, von denen ich mir einiges verspreche.“ Jedenfalls nicht noch einmal so eine nervenaufreibende Saison.


Tore:
1:0 Ghubasaryan (21.), 2:0 Gerken (46.), 3:0 Grünberg (69.).SVR: Hartmann – Neumann, Schrage, Wilckens, Düllberg (54. Ball), Koeberer – Rühmann, Zimmermann (79. Klünder), T. Güvenir (74. Schöttke) – Stannis, Hoppe (54. Kurowski).