Kummerfeld. Waschen, schneiden, Meere retten: Ein Friseursalon in Kummerfeld setzt auf nachhaltige Projekte – und macht etwas für die Umwelt.

Ann-Christine Rentel fegt in ihrem kleinen FriseursalonHeimathaarfen mit drei Angestellten in Kummerfeld die abgeschnittenen Haare zusammen. Sie kommen nicht in den Müll, sondern werden in einer Box gesammelt. „Die Haare helfen, Meere, See und Flüsse zu reinigen“, sagt die Friseurmeisterin aus dem Kreis Pinneberg.

Die Organisation dahinter heißt Hair help the Oceans, die mithilfe von Haarspenden aus den Salons das Meer von Öl befreit. Haare können viel Fett aufsaugen. Daher eignen sie sich hervorragend dazu, als natürliches Reinigungsmittel gegen Verschmutzungen wie Öl, Benzin und Sonnenmilchreste in Gewässern wie Meere, Flüsse und Seen eingesetzt zu werden.

Abgeschnittene Haare helfen, Meere zu reinigen

Ein Aufkleber an der Tür am Friseursalon in Kummerfeld vereist auf Hair help the Ozeans.
Ein Aufkleber an der Tür am Friseursalon in Kummerfeld vereist auf Hair help the Ozeans. © Anne Dewitz

Laut Hair help the Oceans werden bisher jährlich Tonnen an Haarresten von circa 83.000 Friseursalons in Deutschland im Restmüll entsorgt. Auch weil nur wenige Haare für Perücken geeignet sind. Das will die Firma ändern, mit einer Idee, die von Frankreich aus Schule macht.​

Als Vorbild dient der französische Verein „Coiffeure Justes“ (faire Friseure) aus Südfrankreich, der die „Haarfilter“ zuerst entdeckte. Die abgeschnittenen Haare werden in alte Nylonstrümpfe gefüllt, diese zu Rollen gebunden und dann in verschmutzten Gewässern einsetzt.

„Wir bilden uns viel weiter, gucken, welche Trends es gibt“

In Deutschland griffen Thomas Keitel, Unternehmensberater für Friseursalons, und Emidio Gaudioso, Friseurunternehmer aus Bückeburg, die Idee auf. Vor gut einem Jahr schloss sich Ann-Christine Rentel der Initiative an.

„Wir bilden uns viel weiter, gucken, welche Trends es gibt“, sagt sie. Und wenn es darum geht, eine gute Sache zu unterstützen, ist sie gern dabei. Im Kreis Pinneberg gibt es noch einen weiteren Friseursalon in Rellingen und einen in Halstenbek, der bei der Sammelaktion mitmacht.

Über Recfoil können benutzte Folien recycelt werden

Die Haare ziehen das Öl aus dem Wasser und können anschließend gereinigt werden. Laut Hair help the Oceans kann ein Haarfilter so bis zu achtmal wiederverwendet werden. „Ein Kilogramm Haar filtert bis zu acht Kilogramm Öl aus dem Wasser“, sagt die Kummerfelderin. Mittlerweile werden über Hair help the Oceans auch Korken gesammelt für Schwimmer.

​Diese Haarfilter werden weltweit eingesetzt. In Seen und Gewässer, vor Industriegebieten und an Küsten, um Öle, Treibstoffreste und Sonnenmilch aus dem Wasser zu filtern. Im Sommer 2019 kamen die Haarfilter auch vor Mauritius zum Einsatz, als dort ein Frachter auf Grund lief und mehrere Tausend Tonnen Öl verlor, informiert das Unternehmen mit Sitz in Bückeburg auf seiner Webseite.

Die Haare kommen nicht in den Müll, sondern werden gesammelt. Hair help the Oceans, die mithilfe von Haarspenden aus den Salons das Meer von Öl befreit. .
Die Haare kommen nicht in den Müll, sondern werden gesammelt. Hair help the Oceans, die mithilfe von Haarspenden aus den Salons das Meer von Öl befreit. . © Anne Dewitz | Anne Dewitz

Doch das ist nicht die einzige Firma, mit der Rentel zusammenarbeitet. „Seit Anfang des Jahres arbeiten wir außerdem mit Recfoil zusammen. Die Firma, recycelt unsere Alufolien, die wir für viele Farbbehandlungen benötigen“, sagt die Hairstylistin, der das Thema Nachhaltigkeit sehr wichtig ist. „Ich könnte mich auch an die Straße kleben, aber das hier bringt mehr“, sagt Rentel. Leider seien beide Firmen noch nicht so bekannt wie sie sein sollten. Das würde sie gern ändern.

Friseurin aus Kummerfeld unterstützt auch soziale Projekte

Ist die Box voll, schickt sie für die die Abholung per WhatsApp, Telefon oder E-Mail eine Nachricht an die Firma in Freudenbach. Nach ein bis zwei Werktagen wird sie dann abgeholt. Die Recycling-Gebühr beträgt 20 Euro, hinzu kommen die Versandkosten. Die Abholung hingegen ist kostenlos.

Am Ende des Jahres wird die recycelte Aluminiummenge jedes Salons von Recfoils zertifiziert. Leere Farbtuben und Haarspraydosen können in einer separaten Tüte ebenfalls abgegeben werden. „Seit wir mit beiden Firmen zusammen arbeiten, fällt im Salon kaum noch Müll an“, sagt Rentel. „Ich finde es einfach gut, wenn ich helfen kann.“ Für ein weiteres soziales Projekt hat sie sich gerade das Infomaterial schicken lassen: Friseure gegen Krebs.