Pinneberg. Während die Zahl der fertigen Neubauwohnungen landesweit zurückging, wurde im Kreis geklotzt. Nirgendwo entstanden mehr neue Domizile.

In dieser Statistik liegt der Kreis Pinneberg vorn: Nachdem die Zahl der ertiggestellten Wohnungen in Schleswig-Holstein im vergangenen Jahr leicht gesunken ist – 615 weniger als 2021 –, stechen die Pinneberger Zahlen heraus. Denn nirgendwo im Land wurden mehr neue Wohnungen neu gebaut als westlich von Hamburg. Wie das Statistikamt Nord mitteilt, ist gut jede zehnte Wohnung in Schleswig-Holstein im Kreis Pinneberg fertiggestellt worden.

Insgesamt wurden im Vorjahr landesweit 12.021 neue Wohnungen vollendet. Das waren 4,9 Prozent weniger als im Jahr 2021. Als Gründe für das Minus bei dringend benötigtem neuen Wohnraum werden die deutlich gestiegenen Zinsen, Engpässe bei Lieferketten, hohe Grundstückspreise und Materialkosten genannt. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist auch der Immobilienmarkt erheblich in Bewegung geraten.

Schleswig-Holstein: Jede zehnte neue Wohnung im Land wird in Pinneberg gebaut

Dennoch entstanden die meisten Wohnungen im Land Schleswig-Holstein nach Angaben des Statistikamtes in den Kreisen Pinneberg, Schleswig-Flensburg und Nordfriesland. Demnach wurden im Kreis Pinneberg 1340 Wohnungen neu gebaut – Spitzenwert im Land, die Zahl entspricht 11,4 Prozent aller neuen Wohnungen. Es folgen mit 1279 fertiggestellten Wohnungen der Kreis Schleswig-Flensburg sowie knapp dahinter mit 1240 Wohnungen der Kreis Nordfriesland.

Die durchschnittliche Größe der neuen Wohnungen im Land fiel mit 95,9 Quadratmetern etwas größer aus als noch im Jahr 2021. Seinerzeit hatte die durchschnittliche Neubauwohnung im Land noch eine Fläche von 93 Quadratmetern. Insgesamt wurden mehr als eine Million Quadratmeter neuer Wohnraum in Schleswig-Holstein binnen des vergangenen Jahres geschaffen.

Bauen im Kreis: In Pinneberg entstanden nicht nur Einfamilienhäuser

Konkret wurden 1.188.330 Quadratmeter an neuer Wohnfläche gemessen – 29.240 Quadratmeter weniger als 2021. Der Großteil der gut 12.000 neuen Wohnungen sei auch in neuen Häusern entstanden. Nur 930 Wohnungen wurden in bestehenden Gebäuden durch Umbauten geschaffen.

Im dicht bebauten Kreis Pinneberg verteilen sich die 1340 Neubauwohnungen demnach auf 811 neue Häuser. Ein Indiz dafür, dass viele mehrstöckige Mehrfamilienbauten unter den Neuerrichtungen waren. Zum Vergleich: Im ländlich geprägten Kreis Schleswig entstanden 1279 in 1106 neuen Häusern – darunter dürften viele klassische Einfamilienhäuser gewesen sein.

Die meisten Wohnungen entstanden in Mehrfamilienhäusern

Von den landesweit 11.091 Wohnungen in neuen Gebäuden entstand etwas mehr als die Hälfte (53,1 Prozent) in Häusern mit drei oder mehr Wohnungen. Der große Rest liegt in neuen Ein- und Zweifamilienhäusern. Zudem wurden 48 Wohnungen (0,4 Prozent) in Wohnheimen und 90 (0,8 Prozent) in neuen Büro- oder Betriebsgebäuden gebaut.

Insgesamt erteilten Behörden in Schleswig-Holstein im vergangenen Jahr Baugenehmigungen für 15.488 Wohnungen. Das waren ebenfalls weniger als noch im Vorjahr – der Rückgang beträgt präzise 6,5 Prozent.

Wohnungsunternehmen fürchten weiteren Rückgang der Bautätigkeit

Nach Ansicht des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) zeichnen sich angesichts der gesunkenen Zahlen deutliche Probleme beim Wohnungsbau im Land ab. Zwar habe die Landesregierung früh reagiert und die öffentliche Förderung deutlich erhöht, sagte VNW-Direktor Andreas Breitner. „Das aber, so begrüßenswert es ist, wird am Ende nicht reichen, den Einbruch beim Neubau zu verhindern.“ Vor allem bezahlbarer Wohnraum sei Mangelware.

Während im benachbarten Hamburg die Zahl der neu gebauten Wohnungen im vergangenen Jahr (noch einmal) deutlich gestiegen sei, müsse angesichts der Zahlen in Schleswig-Holstein der Wohnungsbau „in allen dafür verantwortlichen Behörden – auf Landes- wie auf kommunaler Ebene – zur Chefsache werden“. Vor allem bezahlbarer Wohnraum sei Mangelware – dessen Errichtung brauche Vorfahrt, so Breitner.

Baugewerbe in der Krise: Das sind die Gründe

Der Verband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen warnte zudem vor einem deutlich stärkeren Rückgang in den kommenden Jahren. „Für die nächsten Jahre ist mit deutlich niedrigeren Fertigstellungszahlen zu rechnen“, sagte der Landesvorsitzende Sönke Struck. „Viele Bauvorhaben werden zukünftig zurückgestellt oder ganz aufgegeben.“ Er führte die Entwicklung auf deutlich gestiegene Zinsen, Engpässe bei Lieferketten, hohe Grundstückspreise und Materialkosten zurück.

Zum Stichtag 31. Dezember 2022 befanden sich insgesamt 34.845 Wohnungen in 17.759 Gebäuden im sogenannten Bauüberhang. Die Baugenehmigungen für 792 Wohnungen waren erloschen. Im Neubau waren 13.779 Wohnungen noch nicht begonnen, 7.769 Wohnungen waren bereits begonnen, jedoch noch nicht unter Dach. Immerhin 10.089 Wohnungen waren bereits unter Dach.

Landesweit verzeichneten die Städte Neumünster (258) und Flensburg (262) sowie der Pinneberger Nachbarkreis Steinburg (344) die geringsten Zuwächse bei Neubauwohnungen. Auch die Landeshauptstadt Kiel (550 neue Wohnungen) und die Hansestadt Lübeck (888) landen nur im Mittelfeld der Statistik.