Quickborn. Die Diakonie vermittelt möblierte Zimmer in Einfamilienhaus an bis zu elf Betroffene. Wo Frauen und Kinder Hilfe bekommen.

Im Kreis Pinneberg gibt es jetzt neben Pinneberg, Elmshorn und Wedel ein viertes Frauenhaus. Der sozialen Wohnraumhilfe der Diakonie ist es gelungen, in der Stadt Quickborn eine „Frauen-Wohngemeinschaft“ einzurichten, um dort Frauen und Mütter mit Kindern unterzubringen, die Gewalt erfahren haben.

„Der Bedarf ist groß“, sagt Carla Jensen von der Diakonie, die schon lange eine solche Unterkunft für Frauen sucht, die von ihren Ehemännern und Partnern verprügelt, geschlagen und psychischem Terror ausgesetzt sind. „In diesen geschützten Räumen sollen sie sich wohlfühlen und erst einmal zur Ruhe kommen.“

Gewalt: Bedarf ist groß: Quickborn hat jetzt ein eigenes Frauenhaus

Möglich gemacht hat diese dringend benötigte soziale Einrichtung eine Quickborner Familie, die ihr früheres Einfamilienhaus dafür zur Verfügung stellt. Der Kontakt sei durch die örtliche Immobilienwirtschaft zustande gekommen, berichtet Christian Rohde, der in Quickborn die „Werkstatt“ leitet, in der Langzeitarbeitslose betreut werden und die kostenlose Lebensmittelversorgung für Bedürftige untergebracht ist.

„Wir suchen nun schon seit zehn Jahren solche Räume. Jetzt haben wir sie endlich bekommen dank der Unterstützung der privaten Eigentümer.“

Quickborn: Das Einfamilienhaus ist frisch renoviert

Diese seien weggezogen und bräuchten ihr Haus selbst nicht mehr, das sie mit sieben Familienmitgliedern bewohnt hatten. Dafür vermieten sie die sieben Räume in dem 150 Quadratmeter großen Haus direkt an die betroffenen Frauen und Mütter. Das Haus sei frisch renoviert und auch mit neuen Möbeln ausgestattet, sagt Carla Jensen. Im Keller stünden zwei Waschmaschinen zur Verfügung.

Die ersten Mieterinnen hätten bereits Unterschlupf gefunden. Aktuell seien zwei Mütter mit jeweils zwei Kindern im Alter von vier bis 17 Jahren in die „Frauen-WG“ eingezogen. Darunter sind drei Mädchen und ein Junge. Bis zu neun weitere Frauen könnten dort aufgenommen werden, je nachdem wie viele Kinder sie mitbrächten, erklärt Carla Jensen. „Ein Zimmer würden wir gerne für Notfälle frei halten.“ Die Unterkunft sei zentral gelegen. Die Adresse werde nur den betroffenen Frauen mitgeteilt.

Corona-Lockdown hat die Situation der Frauen extrem verschärft

Wie groß die Not der Frauen und ihrer Kinder in Quickborn ist, erklärt die Sozialarbeiterin mit dem Erlebnis der ersten Wohnungsbesichtigung einer der beiden Mütter, die jetzt dort geschützt vor der Gewalt ihrer Partner sind und dort wohnen. Da habe die Tochter, als es darum ging, wann sie dort mit ihrer Mutter einziehen könnte, fast flehentlich gefragt: „Können wir nicht gleich hier bleiben?“, zitiert Carla Jensen und fügt hinzu: „Die Kinder leiden sehr unter den traumatischen Erfahrungen, wenn sie die physische Gewalt in ihrem Elternhaus miterleben.“

Gerade durch den Corona-Lockdown habe sich die Situation für viele Frauen extrem verschärft, sagt sie. „Wenn ein Paar eng auf 20 Quadratmetern zusammenlebt und dann noch ein Baby dazukommt, ist der Stressfaktor groß.“

Frauenhaus: Die möblierten Zimmer kosten 530 Euro Warmmiete

Da die Diakonie nicht selbst die Räume anmieten möchte, seien sie auf das Modell der Frauen-WG gekommen, erklärt Rohde. Die möblierten Zimmer würden für bis zu 530 Euro Warmmiete vom Eigentümer direkt an die bedürftigen Frauen und ihre Kinder vermietet. So viel übernehme auch das Jobcenter, auf das die meisten der Frauen angewiesen seien, wenn sie schnell und ohne Job von zu Hause ausziehen müssten, erklärt Carla Jensen.

Die Zusammenarbeit mit dem Quickborner Jobcenter sei hervorragend, lobt die Sozialarbeiterin. Innerhalb von zwei Tagen seien die Mietverträge mit den beiden dort jetzt vorübergehend lebenden Müttern behördlich akzeptiert worden. Noch nicht finanziert ist dagegen die notwendige psychologische Betreuung der Mütter und ihrer Kinder. „Da sind wir auf Spenden angewiesen“, sagt Rohde.

Gewalt: Hier finden Betroffene in Quickborn Hilfe

Durch die enorm gestiegenen Mieten und den Mangel an bezahlbaren Wohnungen stoße die soziale Wohnraumhilfe der Diakonie in Quickborn an ihre Grenzen. „Wir versuchen immer als Erstes zu vermeiden, dass die Betroffenen obdachlos werden“, erklärt Carla Jensen. In etwa fünf Fällen pro Jahr in Quickborn sei das bisher nicht gelungen. „In diesem Jahr hatten wir schon fünf Zwangsräumungen allein in Quickborn.“

Die soziale Wohnraumhilfe der Diakonie berät etwa 160 Menschen im Jahr in Quickborn. Die Sprechstunde von Carla Jensen ist im Quickborner Rathaus immer montags bis donnerstags von 9 bis 12 Uhr und mittwochs von 14 bis 16 Uhr. Betroffene Frauen und Mütter, die in ihrer Not unbedingt zu Hause ausziehen müssten, könnten sich direkt an sie wenden: Telefon: 04106/65 15 40 und E-Mail: