Uetersen. An dem Triptychon hat der Uetersener Künstler neun Monate lang gearbeitet. Was über den Auftraggeber bekannt ist.

Schon der Blick ins Atelier ist ein Gemälde wert. Dutzende von Pinseln, Stiften, Farbtuben und Dosen finden sich neben Skizzen, Papier und Werkzeug auf Tischen, Böcken und dem Fußboden. Die gut bestückte Stereo-Anlage verrät, dass sich Erhard Göttlicher gern und laut beim Malen musikalisch inspirieren lässt.

Entstanden ist in dem Kreativ-Hotspot das neueste Werk des pensionierten Uetersener Kunstprofessors. Ein gewaltiges Kunstwerk, angelegt als Triptychon, 1,80 Meter hoch und 2,85 Meter breit. Neun Monate hat Göttlicher in seinem Atelier unterm Dach an dem dreigeteilten Werk gearbeitet. Es zeigt eine in Acryl auf beschichteten Holzfaserplatten gemalte Szene aus der Fischauktionshalle im mondänen St. Tropez an der Cote d’Azur.

Fischauktionshalle St. Tropez: Triptychon ist 1,80 Meter hoch und 2,85 Meter breit

Auftraggeber ist, so Göttlicher, ein „Luftfahrt-Manager aus Frankfurt am Main“. Mehr will er nicht über seinen Kunden verraten. Die Idee zu dem Gemälde, das künftig seine Privatwohnung in der Main-Metropole zieren soll, kam dem Manager beim Besuch des Grand-Élysée-Hotels in Hamburg.

Dort hängen mehrere Bilder Göttlichers in der Oyster Bar, deren maritime Motive den Gast begeisterten. Davon wählte er drei Motive aus, die sich dann in Göttlichers Szenerie der Fischauktionshalle von St. Tropez wiederfinden.

Händler präsentieren auf dem Bild Hummer, Austern, Wein und Fisch

Und warum ausgerechnet ein Triptychon, ein dreigeteiltes Bild? Weil es sonst nicht in die Wohnung des Auftraggebers hätte transportiert werden können, lautet die einfache Antwort.

Zu sehen sind auf dem Gemälde zwei Händler und eine Händlerin in Lebensgröße. In der lebendigen Szene offeriert der Mann in der Mitte jede Menge prächtige Hummer, der andere Austern und Wein, und links präsentiert sich die Verkäuferin selbstbewusst und lebenslustig vor ihrer Fischauslage.

Kunstwerk: Auftraggeber legte wert auf große Detailtreue

Es war keine einfache Aufgabe, die Wünsche des detailverliebten Auftraggebers zu erfüllen. So musste ein durchlaufendes Wandmosaik der Fischauktionshalle in akribischer Feinarbeit abgebildet werden, erzählt Göttlicher. Ebenso ein weiteres Mosaik mit Neptun, dem Gott des Meeres, der auf einem von Pferden mit Delfinschwanz gezogenen Streitwagen durch die Wogen gleitet.

Darüber passend die französische Trikolore. Auch beim Malen der Hummer musste jedes Detail stimmen, wofür Göttlicher sogar Fotos und Abbildungen der Meerestiere zurate zog.

Uetersen: Göttlicher bevorzugt Acrylfarben

Für seine Gemälde bevorzugt Göttlicher Acrylfarben aufgrund ihrer längeren Lichtechtheit gegenüber Ölfarben. Das passt, da er ohnehin auf Ölfarben allergisch reagiert.

Interessantes Detail: Göttlicher nutzt auch die sogenannte Frottagetechnik, bei der die Oberflächenstruktur eines Objektes – etwa die Schürze des Austernverkäufers – zeichnerisch auf das Material übertragen wird.

Eine weitere Herausforderung war es, die richtigen Perspektiven zueinander für die Objekte auf dem Triptychon zu finden. Da er als Kunstprofessor viele Semester lang das Thema Perspektive unterrichtete, „bin ich aber am Ende zurechtgekommen“, sagt er mit einem Schmunzeln.

Uetersen: Göttlicher war bis 2012 Professor an der HAW

Zurechtgekommen ist Erhard Göttlicher, 1946 in Graz (Österreich) geboren, in seinem künstlerischen Leben ohnehin ganz hervorragend. So war er unter anderem von 1984 bis 2012 Professor für Kunst und Illustration an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, dort auch Direktor der Internationalen Akademie für Kunst und Gestaltung „Pentiment“.

Göttlicher hat mehr als 30 nationale und internationale Kulturpreise und Auszeichnungen bekommen, unter anderem in Berlin, Rom, Palo Alto und New York.

Malerei: Göttlichers Mammutwerk ist fertig, weitere Bilder geplant

Er hat zudem mehr als 200 Einzelausstellungen von Kopenhagen über Zürich bis Berlin, aber auch im norddeutschen Raum bestritten. Dazu kommen über 500 Ausstellungsbeteiligungen in mehr als 40 Ländern. Göttlicher, Träger des Kulturpreises des Kreises Pinneberg, zählt zur Künstlergruppe der „Norddeutschen Realisten“.

Kommt nach dem Mammutwerk erst mal eine Auszeit? Ein wenig Urlaub ja, von Ruhestand kann bei dem umtriebigen Kunstschaffenden allerdings keine Rede sein. Im Gegenteil. Göttlicher: „Es sind schon wieder einige Aufträge eingegangen.“