Elmshorn. Ausufernde Installation ist erst seit Sonntag in der City. Schon davor konnte das Werk wegen eines Irrtums fast nicht aufgebaut werden.

Unbekannte Täter haben nur zwei Tage nach Eröffnung der aktuellen Ausstellung „Drift“ des Elmshorner Kunstvereins ein zentrales Gemälde gestohlen. Die namensgebende Installation des Künstlers Dirk Pleyer ist nun um ein wichtiges Element ärmer.

Ein großformatiges Bild, das den Abschluss der Objektinstallation zur Krückau hin bildete, ist seit Dienstagmorgen verschwunden. Der Kunstverein hat Anzeige erstattet. Der Wert des Gemäldes: etwa 3800 Euro.

Elmshorn: Kunstdiebstahl – oder gingen Täter von Sperrmüll aus?

„Wir als Kunstverein sind erschüttert“, sagt die Vorsitzende Sabine Junge. Die Ausstellung war erst am Sonntag eröffnet worden, die Installation blieb grade einmal zwei Tage lang komplett. „Dirk Pleyer war ebenfalls erschüttert“, sagt die Kunstvereinsvorsitzende.

Einen Hinweis gibt es bereits. Eine Putzfrau hatte am Dienstagmorgen zwei Männer beobachtet, die sich an der Installation zu schaffen machten. Der Verdacht: Die beiden wollten Holz klauen, berichtet Sabine Junge. Das fehlen des Gemäldes wurde erst später bemerkt.

Elmshorns Kunstvereinsvorsitzende Sabine Junge zeigt auf die Installation, in der nun das Bild fehlt. 
Elmshorns Kunstvereinsvorsitzende Sabine Junge zeigt auf die Installation, in der nun das Bild fehlt.  © Marvin Mertens | Marvin Mertens

Elmshorn: „Ist das Kunst, oder kann das weg?“

Wer die Installation betrachtet, die sich aus dem Elmshorner Torhaus zum Krückau-Ufer windet, bemerkt vielleicht gar nicht, dass hier etwas fehlt. Manch einer bemerkt vielleicht nicht einmal, dass es sich überhaupt um eine Installation handelt.

„Ist das Kunst, oder kann das weg?“ Dieser – zugegebenermaßen etwas inflationär verwendete – Spruch lässt sich auch in Elmshorn anwenden. Die Installation ist aus zahlreichen Holzlatten und Sperrmüll-Stücken zusammengeschraubt, ergießt sich förmlich aus dem Torhaus heraus.

Hausmeister wollte Material für Installation schon entsorgen lassen

Noch bevor die Installation aufgebaut wurde, sorgte das Material schon für Irritationen. Der Hausmeister wollte schon den Betriebshof alarmieren und Anzeige erstatten. „Ich bekam einen Anruf, dass jemand Sperrmüll vor dem Torhaus abgelegt hatte und konnte die Entsorgung gerade nach verhindern“, berichtet die Vorsitzende des Kunstvereins.

Könnte also derjenige, der das Gemälde mitgenommen hat, vielleicht gedacht haben, es solle entsorgt werden? „Möglich“, sagt Sabine Junge. Allerdings seien alle Teile der Installation fest miteinander verschraubt. Einfach mitnehmen konnte derjenige das Bild also nicht.

Elmshorn: Nicht der erste Fall von Vandalismus an Kunstwerken

Der Kunstverein habe im Vorfeld der Ausstellung über die Möglichkeit gesprochen, dass die Installation Vandalismus zum Opfer fallen könnte. „Das es so schnell ging, hat uns dann aber doch schockiert“, sagt Junge. „Aber man muss so etwas ausprobieren, um zu sehen, ob es funktioniert.“

Direkt neben dem Torhaus befindet sich der Elmshorner Skulpturengarten. Dort hatte es in der Vergangenheit schon Fälle von Sachbeschädigung gegeben, betroffen war vor allem eine Skulptur aus Plexiglas. „Die wurde zwei Mal zertreten“, berichtet Junge. „Geklaut wurde bisher noch nichts.“

Elmshorner sollen von der Installation neugierig gemacht werden

Dass hier nun eine weitere, große Objektinstallation aufgebaut wurde, war volle Absicht. „Es ist ein sehr zentraler Ort in Elmshorn. Hier kommen viele Fußgänger vorbei“, sagt Junge. „Wir wollten die Menschen neugierig machen durch etwas Ungewohntes, das am Ende vielleicht zu einer Auseinandersetzung führt.“

Kunst solle einen Diskurs auslösen, zum Nachdenken anregen. Das war auch das Ziel der Installation „Drift“. Das Kunstwerk mit seiner geschwungenen Gesamtform symbolisiert eine Welle, flutet auf die Krückau zu und bricht sich förmlich am Geländer des Ufers.

Elmshorner Kunstverein hofft, dass das gestohlene Gemälde wieder auftaucht

Sabine Junge und der Kunstverein haben die Hoffnung, dass das Gemälde noch irgendwie wieder auftaucht, vielleicht sogar zurückgegeben wird und wieder Teil der Installation werden kann. Sollte sich derjenige, der im Besitz des Bildes ist, berufen fühlen, es zurückzugeben, könne er sich beim Kunstverein melden.

Die Arbeiten von Dirk Pleyer sind noch bis zum 12. März im Torhaus zu sehen. Zur Finissage wird der Künstler noch einmal selbst anwesend sein und seine Werke erläutern. Das Torhaus am Probstendamm ist dienstags bis freitags von 10-12 und von 16-19 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 11-13 Uhr geöffnet.