Wedel. Das war’s mit dem Krankenhaus Wedel. In dieser Woche ist der Umzug der beiden letzten dort noch vorhandenen medizinischen Abteilungen Geriatrie und Pneumologie ins Regio Klinikum Elmshorn abgeschlossen worden, wegen der Corona-Krise zwei Monate später als ursprünglich geplant. Die Palliativmedizin war schon zuvor von Wedel ins Krankenhaus Pinneberg gezogen. Zuletzt sind auch noch die 50 in der Elbstadt stationär behandelten Patienten nach Elmshorn gebracht worden, sagt Dr. Andreas Kleenhoff, Chefarzt der Geriatrie bei den Regio Kliniken.
Insgesamt seien 650 Kubikmeter Material und 300 Umzugskartons innerhalb von einer Woche in 40 Lkw-Ladungen von Wedel aus zu den neuen Standorten transportiert worden.
Umzug von Wedel nach Elmshorn: Es gab keine Kündigungen
Mit einem großen Banner am Haupteingang des Klinikums Elmshorn werden die fast 200 umgezogenen Kollegen begrüßt: „Herzlich willkommen, liebe Kolleginnen und Kollegen aus Wedel!“ steht auf dem Spruchband. „Für uns ist es wie ein schönes Nach-Hause-Kommen“, sagt Claudia Zylla, Bereichsleiterin für Pflege in der Geriatrie. Denn bis vor einigen Jahren war die Altersmedizin der Regio Kliniken mit ihren 65 stationären Betten und etwa 70 Mitarbeitern schon einmal im Elmshorner Krankenhaus untergebracht.
Auch der Betriebsrat der Regio Kliniken ist zufrieden mit dem Umzug. „Wir sehen mit großer Euphorie in die Zukunft“, sagt ein Betriebsratsmitglied, das seinen Namen allerdings nicht in der Zeitung lesen möchte. Alle Mitarbeiter, die wechseln wollten, hätten das nach Auskunft des Betriebsrates auch gekonnt. „Alle, die wollten, sind übernommen worden.“ „Nur eine Handvoll“ der 207 Betroffenen habe das Haus verlassen. „Es gibt keine Kündigungen.“ Insofern seien Härtefallregelungen oder Sozialauswahlverfahren nicht zum Tragen gekommen.
Dazu habe wohl auch der vom Betriebsrat mit der Geschäftsleitung Anfang des Jahres ausgehandelte Sozialplan beigetragen, ist das Betriebsratsmitglied überzeugt. So hätten beschäftigte junge Mütter und Väter nun Anspruch auf Kostenausgleich und bessere Dienstzeitenregelungen, weil sie jetzt ihre Kinder nicht mehr in der Betriebs-Kita unterbringen können, die es für sie im Krankenhaus Wedel gab. Dafür seien auch Überbrückungszeiten vereinbart worden, die bis zu einem Jahr lang seien.
Standort Wedel nicht mehr wirtschaftlich zu führen
Sana, Mehrheitseigentümer der Regio Kliniken, hatte die Schließung des Krankenhauses Wedel und die Verlagerung der dortigen Abteilungen auf die beiden Krankenhäuser Pinneberg und Elmshorn damit begründet, dass das Krankenhaus Wedel schon seit Jahren nicht mehr wirtschaftlich zu führen gewesen sei und dem Konzern hohe Verluste bereitet habe. Der Minderheitsgesellschafter, der Kreis Pinneberg, hatte - wie berichtet - im Februar per Kreistagsbeschluss der Schließung des Krankenhauses Wedel zugestimmt. Zugleich verzichtete er darauf, auf die im Kaufvertrag mit Sana im Jahr 2009 vereinbarte Bestandsgarantie für das Krankenhaus Wedel bis 2029 zu bestehen. Im Gegenzug erhöhte Sana das Eigenkapital bei den Regio Kliniken um etwa fünf Millionen Euro. Die Kreispolitik erhoffte sich davon eine Stärkung der beiden anderen, größeren Krankenhäuser und damit auch eine bessere Gesundheitsvorsorge für die Bürger im Kreis Pinneberg.
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Die Kliniken in Elmshorn und Pinneberg verfügten über eine „deutlich bessere Verkehrsanbindung für Rettungswagen, Patienten und auch für viele Mitarbeiter“, sagt Kliniksprecherin Birga Berndsen. „Die medizinische Versorgung der Bevölkerung des Kreises Pinneberg wird durch die vorhandenen Kliniken auch künftig wohnortnah gesichert sein.“ Ohnehin seien die meisten Patienten, die bisher in Wedel in den Abteilungen für Geriatrie und Palliativmedizin behandelt wurden, erst nach ihrer Akutbehandlung von den Standorten Elmshorn und Pinneberg dorthin verlegt, erklärt Berndsen.
In Elmshorn wird jetzt ein großes Lungenzentrum aufgebaut, zu dem auch die Klinik für Thoraxchirurgie aus Pinneberg mit dem neuen Chefarzt Dr. Hamidreza Mahoozi gehört. Für die Pneumologie werde noch ein neuer Chefarzt gesucht, da der bisherige Chefarzt Dr. Gerasimos Varelis auf eigenen Wunsch die Regio Kliniken zum Monatsende verlassen werde, sagt die Kliniksprecherin. Dafür sei nun Dr. Rahul Sarkar zum neuen Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Klinikum Elmshorn berufen worden.
Die Bildung von medizinischen Zentren und die Fokussierung auf zwei Standorte bedeute für die Patienten „ein umfassenderes diagnostisches und therapeutisches Angebot, kürzere Wege zwischen den Abteilungen sowie für Mitarbeiter mehr Spezialisierungsmöglichkeiten und attraktivere Arbeitsplätze in größeren Teams“, sagt Berndsen.
Was aus der Immobilie wird, ist noch nicht entschieden
Und es bestehe eine viel größere Nähe zur Diagnostik anderer medizinischer Fachabteilungen, erläutert Chefarzt Dr. Kleenhoff und nennt für seine Abteilung dafür ein anschauliches Beispiel. So hätten bisher Patienten, die in der Geriatrie alle jenseits von 70 Jahren alt seien, bei Verdacht eines Bruches nach einem Sturz zunächst zur weiteren Untersuchung zur Unfallchirurgie nach Pinneberg oder Elmshorn gebracht werden müssen. Nun könnte diese Untersuchung ganz bequem und komfortabel für die Patienten nebenan im selben Krankenhaus geschehen. „Das ist für die Patienten viel schöner und sicherer.“
Am Krankenhaus Wedel verbleiben noch ein externes Dialyse-Zentrum, ein Kindergarten und die Rettungswache. Welche Nutzung das Gebäude künftig erfahren soll, sei vom Eigentümer, den Regio Kliniken, noch nicht entschieden worden, sagt Regio-Sprecherin Birga Berndsen.
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