Kreis Pinneberg

Rellingerin gründet eine Talentschmiede

| Lesedauer: 5 Minuten
Katja Engler
Sabine Maria Schoeneich zu Hause an ihrem Flügel. Ihre Haustiere, hier Hund Knöpfchen, hören ihr gern zu.

Sabine Maria Schoeneich zu Hause an ihrem Flügel. Ihre Haustiere, hier Hund Knöpfchen, hören ihr gern zu.

Foto: Katja Engler

Sabine Maria Schoeneich vom Verein Little Opera fördert musikalisch begabte Kinder in ihrer Jung-Akademie und schreibt Bühnenstücke..

Rellingen.  Wenn kleine Kinder zu Sabine Maria Schoeneich nach Hause zum Musikunterricht kommen, dann betreten sie das Reich der Fantasie. Sollten sie dazu noch keine rechte Lust haben, greift die Musikpädagogin und Opernsängerin zu einem Trick: Sie setzt sich ihren betagten Kater Herr Schiefbahn auf den Schoß und führt seine Pfoten über die Klaviertasten, um ein einfaches Lied zu spielen. „Dann ist das Eis eigentlich immer gebrochen“, sagt die Rellingerin und lacht. Sie weiß eben, wie sie Kinder für Musik begeistern kann – und ihre Katzen machen geduldig mit. Jetzt hat Sabine Maria Schoeneich mit ihrem Verein Little Opera etwas Neues ins Leben gerufen: In der Jung-Akademie werden talentierte Kinder und Jugendliche noch mal intensiver gefördert als bisher.

70 Kinder, kleine und große, unterrichten Sabine Maria Schoeneich und ihre Geschäftspartnerin Simone Anders bereits jetzt in ihren Konzertklassen in Pinneberg, Rellingen und Ellerhoop. Die am 1. Oktober neu gegründete Jung-Akademie erweitert nun das Spektrum. Hier bekommen junge Menschen Gesangs-, Klavier- oder Klarinettenunterricht, werden aber auch fit gemacht in Musiktheorie und bei Bedarf auf ein Musikstudium vorbereitet.

„Wir arbeiten mit einer anderen als der üblichen Pädagogik“, sagt Schoeneich. Was man ja schon daran sehen kann, dass sie ihre Tiere einbezieht. „Es wurde eine große Hürde zur klassischen Musik aufgerichtet“, stellt sie fest. „Aber das ist nicht richtig. Mozart hat die Zauberflöte fürs Volk geschrieben!“ Sie will erreichen, dass klassische Musik bei der jungen Generation wieder ins Bewusstsein rückt, „wir haben sehr viel Geld in die Förderung der Kinder gesteckt“, sagt sie. Die Kindertheaterstücke, die sie schreibt und für die sie Regie führt, hätten über lange Zeit die Konzertklasse für Kinder mit finanziert, denn der Lohn für den Unterricht wirft dafür nicht genug ab.

Wenn es mal nicht so rund läuft, lässt sich Sabine Maria Schoeneich also nicht entmutigen. Dann geht sie erst recht in die Tiefe: „Wenn es darum geht, ein Stück zu interpretieren, versuche ich zu vermitteln, dass es wichtig ist, es geistig zu durchdringen.“ Die Komponisten Mozart und Haydn seien Freimaurer gewesen: „Klassische Musik gehört zu unserem humanistischen Erbe. Dahinter stehen doch ganz große Gedanken! Auch das vermittele ich den Kindern.“ Nie setze sie ihre Schüler unter Druck. „Im Gegenteil: Ich stärke sie und versuche, sie mit dem zu verführen, was ihnen selbst wichtig ist.“

Zwangsläufig geht es dann um Werte, um Lebensziele, um Visionen. Der Erfolg hat sich bei der „Little Opera“ eingestellt, weil Sabine Maria Schoeneich eben nicht auf dem hohen „Kultur-Ross“ sitzt, sondern für Menschen schreibt und arbeitet, „die diesen Bildungshintergrund nicht haben“. Der Verein Little Opera hat sich der musikalischen und humanistischen Breitenförderung von Kindern verschrieben. Er besteht aus Schoeneich als künstlerischer Leiterin, Simone Anders (musikalische Leitung) und dem Geschäftsführer Heiko Büter.

Ein grenzenlos vielseitiges Vehikel, um Musik zu vermitteln, ist das Geschichtenerzählen. Damit ist Sabine Maria Schoeneich aufgewachsen, weil beide Eltern am Theater waren, der Vater als Dirigent, die Mutter als Sängerin. Erst in Rostock, dann in Leipzig. „Ich erinnere mich, dass ich am liebsten mit dem Gesicht meiner Mutter gespielt habe. Nase, Mund, Ohren – aus allem habe ich Figuren gemacht, die eigene Namen hatten.“ Es ist ihr deshalb später auch leicht gefallen, als Radiomoderatorin zu arbeiten und eine eigene Kolumne zu füllen – „da habe ich auch immer Figuren erfunden.“

Zurzeit schreibt sie mehrere Bühnenstücke

In zwei schöne Kinderbücher, weit mehr Theaterstücke und viele Opernfassungen für Kinder (etwa für das Lüneburger Theater) ist ihr Talent eingeflossen. Um das tun zu können, hat sie sich eine kurze Bühnenpause verordnet. Zurzeit schreibt sie an einer Theaterfassung für Grimms „Gestiefelten Kater“, der im Dezember im Pinneberger Geschwister-Scholl-Haus aufgeführt wird. Und kürzlich hatte ihr Stück „Klimpernikus – ein Klavier mit Herz“ am Hamburger Allee-Theater Premiere. Auch dafür schreibt sie bereits an einer Fortsetzung, „Klimpernikus“ spielt in einem Land, in dem das Musizieren verboten ist und die Menschen keine Lieder mehr haben.

Die „Klimpernikus“-Fortsetzung soll an eine interaktive Website gekoppelt werden, auf der Kinder viel über Musik lernen: „Die richtige Geschichte gibt’s dann aber nur live im Theater“.

Kontakt Little Opera: 04101/805 57 24 oder 0176/40 52 82 75.

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Pinneberg