Brandstifter schlagen zum dritten Mal innerhalb von acht Tagen zu. Unter den Anwohnern geht die Angst um

Rellingen. Ursel Schwarzer steht fassungslos vor dem, was einmal ihr Auto war. „Ich bin sprachlos. Ich möchte mal wissen, was in den Köpfen dieser Menschen vorgeht“, sagt die Rellingerin. Dann rettet sie in einem Einkaufskorb einige Habseligkeiten aus dem Kofferraum des Chevrolet Matiz, die nicht Opfer der Flammen geworden sind.

Vier Autos haben in der Nacht zu Montag in Rellingen gebrannt. Wieder haben die unheimlichen Brandstifter zugeschlagen, die im Ortszentrum ihr Unwesen treiben. „Das ist jetzt der dritte Vorfall dieser Art innerhalb von acht Tagen“, sagt Rellingens Bürgermeisterin Anja Radtke. Zunächst brannten in der Nacht zum 28. Juli das Jugendmobil der Gemeinde, das hinter dem Rathaus parkte, sowie kurze Zeit später ein Ford Fiesta in einem Carport an der Schmiedestraße. Nur eine Nacht später schlugen die Täter wieder zu, setzten zwei Autos an der Straße Gaselhorn in Brand.

Nun der nächste Einsatz: Die Verwaltungschefin war gegen 2 Uhr in der Nacht von der Feuerwehr informiert worden und zu den Tatorten geeilt. „Ich habe überhaupt kein Verständnis für so etwas“, sagt die 50-Jährige. Sie fordert die Bürger der Gemeinde auf, in den nächsten Nächten besonders wachsam zu sein. „Egal, was Ihnen auffällt, egal ob nachts oder tagsüber, scheuen Sie sich nicht, die Polizei anzurufen“, so Radtke weiter. Sie habe volles Vertrauen darin, dass die Polizisten den oder die Täter fassen werden, so die Verwaltungschefin weiter.

Mit der Polizei hatten auch Hannelore und Hans Sturzbecher zu tun. „Erst vor zwei Wochen sind die Reifen unseres Wagens zerstochen worden. Und es waren auch viele andere Autos aus der Straße betroffen.“ Beide wohnen in einem Seitenarm der Straße An der Rellau. Direkt vor ihrer Haustür ist ein Parkstreifen, auf dem die Fahrzeuge der Nachbarn stehen. „Ich war um kurz vor 2 Uhr noch wach und habe rausgeschaut. Gesehen habe ich nichts“, sagt Hannelore Sturzbecher. Kaum zu Bett gegangen, habe sie ein lauter Knall geweckt.

„Als ich rausgegangen bin, sah ich die Autos brennen.“ Die Sturzbechers hatten Glück im Unglück: Ihr Wagen war nicht in Brand gesetzt worden und stand einige Meter entfernt, so dass die Flammen nicht übergriffen. „Das ist schon beängstigend. Besonders ärgert mich, dass ich die Täter nicht gesehen habe“, sagt Hannelore Sturzbecher. Sie vermutet, dass die Brandstifter über die angrenzenden Felder geflüchtet sind.

Ihre Nachbarin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, wurde nachts von den Sirenen der Einsatzfahrzeuge geweckt. 40 Einsatzkräfte in fünf Fahrzeugen beorderte Wehrführer Jürgen Timm an beide Einsatzstellen, die Löscharbeiten dauerten bis 3 Uhr morgens. „Als ich rausguckte, sah ich die Flammen und wusste, dass es mein Auto sein muss“, sagt die ältere Dame.

Ihr acht Jahre alter Ford Fusion stand neben dem Chevrolet von Ursel Schwarzer und hat ebenfalls nur noch Schrottwert. „Am Sonntag habe ich noch vollgetankt, weil es so günstig war“, sagt die Autobesitzerin. Sie will sich mit dem Geld der Versicherung ein neues, gebrauchtes Fahrzeug kaufen. „Es geht ja nur darum, dass ich sicher von A nach B komme.“

„Das ist ein Albtraum“, sagt Ingrid Steinert. Sie wohnt seit 1981 in dem Mehrfamilienhaus An der Rellau 32. „Hier ist nie etwas passiert.“ In der Nacht zu Montag aber brannten auf dem rückwärtigen Parkplatz des Hauses zwei Autos. Offenbar haben der oder die Täter einen Stapel Zeitungen unter ein VW Golf Cabrio gelegt und diese angezündet. Vom brennenden Golf griffen die Flammen auf den daneben geparkten Opel Corsa über. „Die Besitzerin des Cabrios hat mich aus dem Bett geklingelt“, sagt Hausbewohnerin Helena Steiner. Ihr Wagen stand auch auf dem Parkplatz, blieb jedoch verschont.

Genau so viel Glück hat auch Carmen Lux, deren Firmenwagen einige Meter entfernt stand. „Ich bin durch die Feuerwehr wach geworden. Als ich auf den Balkon gegangen bin, habe ich schon die Rauchschwaden gesehen.“ Vor einem Monat, so erzählt Carmen Lux, habe die Papiertonne an der Straße gebrannt. „Ob es da einen Zusammenhang gibt, weiß ich nicht“, sagt die Rellingerin, die seit vier Jahren in dem Mehrfamilienhaus lebt. „Ich habe schon Angst“, sagt sie weiter.