Parteien wollen, dass die Gemeinde weiter wächst. In welcher Form, darüber gehen allerdings die Meinungen auseinander

Rellingen. 11.761 der 13.955 Rellinger Bürger entscheiden über die Zusammensetzung der Gemeindevertretung. Und sie entscheiden auch darüber, wie sich ihre Heimatgemeinde in Zukunft entwickelt. Rellingen soll wachsen, darüber sind sich alle vier im Rat vertretenen Parteien einig. Aber über die Art des Wachstums gehen die Meinungen auseinander.

Die CDU, die bisher mit 13 von 23 Sitzen die absolute Mehrheit stellt, spricht sich für ein behutsames Wachstum aus. Die bauliche Entwicklung solle verträglich gestaltet und an den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtet sein. "Wir können und wollen dem Wanderungsdruck aus Hamburg nicht Tür und Tor öffnen", heißt es im Wahlprogramm der Christdemokraten. Die Union sieht eine hohe Nachfrage nach Einzel-, Doppel- und Reihenhäusern dann erst nach Eigentums- und Mietwohnungsbau. Weil inzwischen 19 Prozent der Rellinger Bürger älter als 70 Jahre sind, fordern die Christdemokraten mehr altengerechte und barrierefreie Wohnungen, Wohnprojekte mit Service, Wohngemeinschaften älterer Menschen und Mehrgenerationenwohnformen.

Die SPD, mit fünf Mandaten zuletzt zweitstärkste Kraft, setzt demgegenüber auf den Zuzug jüngerer Familien, die das Bevölkerungswachstum befeuern sollen. Die Genossen sprechen sich für mietpreisgünstigen Wohnungsbau aus. Gleichzeitig soll die städtebauliche Qualität erhalten bleiben und ein Bürgerhaus geschaffen werden, das auch als Seniorentreff dienen könnte.

Die CDU will den Rellinger Baustil mit den roten Ziegelfassaden und Dächern erhalten. Rellingens Grüne, die zuletzt drei Abgeordnete stellten, beklagen im Wahlprogramm, dass die Schaffung von mietpreisgünstigem Wohnraum zu spät im Fokus der Kommunalpolitiker angekommen ist. Hier sieht die Ökopartei dringenden Handlungsbedarf. Nach dem erfolgreichen Projekt Junges Wohnen am Moorkampsweg wünschen sich die Grünen ein Vorhaben für sozialen Wohnungsbau beziehungsweise Mietwohnungen. Dies solle dazu beitragen, dass Auszubildende, Alleinerziehende sowie ältere Menschen mit Mini-Rente in Rellingen eine Heimat finden.

Auch die FDP, die zwei Vertreter in das Ortsparlament entsenden konnte, verweist auf den B-Plan 67 (Junges Wohnen). Die Liberale wollen die Belastungen für die Alt-Anwohner so erträglich wie möglich gestalten, aber dennoch das Projekt zügig zum Abschluss bringen. Als sehr positiv stufen die Freidemokraten den ebenfalls in der Umsetzung befindlichen B-Plan 68 in Krupunder ein, wo Wohnbebauung, ein Nahversorgungszentrum sowie eine Kindertagesstätte entstehen.

Ein Wachstum wird auch im Gewerbebereich angestrebt - ebenfalls von CDU, SPD, FDP und Grünen. Die CDU spricht sich dafür aus, die ansässigen Unternehmen zu binden und neue Firmen nach festzulegenden Auswahlkriterien gezielt anzuwerben, um weitere Arbeitsplätze für Rellinger Bürger zu schaffen. Während die FDP die Neuausweisung von Gewerbeflächen für dringlich hält, treten die Grünen auf die Bremse. Für sie hat die Belebung von Altstandorten Vorrang vor einer Ausweisung neuer Gewerbegebiete. Die Ökopartei lehnt eine angedachte Erweiterung von Mercedes Burmester zu Lasten eines benachbarten Biotops ebenso ab wie die Umwidmung des Baumschulgebietes östlich der Tangstedter Chaussee zu Gewerbeflächen.

Ein weiteres Thema ist das schulische Angebot in der Gemeinde. Die SPD hat ein ehrgeiziges Wahlziel ausgegeben: Die Abwanderung von Rellinger Schülern in Einrichtungen der Nachbargemeinden soll gestoppt werden, indem an der Caspar-Voght-Gemeinschaftsschule eine gymnasiale Oberstufe aufgebaut wird. Auch die CDU spricht sich dafür aus, in Egenbüttel Abiturjährgänge einzurichten. Die Grünen plädieren demgegenüber für eine Ausweitung der schulsozialpädagogischen Arbeit, die durch die Einstellung einer weiteren Fachkraft an der Einrichtung erreicht werden könnte. Auch die FDP möchte die Schulsozialarbeit stärken. Die Liberalen wollen zudem die Ausstattung der Caspar-Voght-Schule in Teilbereichen verbessern.

Die SPD hat auch eine Verbesserung der Jugendarbeit im Fokus. Sie fordert einen zentral gelegenen Bolzplatz für Jugendliche sowie einen Jugendtreff in der Ortsmitte, will diesen in ihr Bürgerhaus-Projekt integrieren. Auch die Grünen wollen ein Jugendhaus im Zentrum der Gemeinde. "Es ist ein Irrglaube der CDU, dass es mit dem Jugendangebot in der Caspar-Voght-Schule allein getan ist", so formuliert es die Ökopartei in ihrem Wahlprogramm.

Ein Ziel, das alle Parteien eint, ist die Erhöhung der Verkehrssicherheit. Während die CDU Verbesserungen im Radwegenetz anmahnt, fordern die Genossen pauschal eine Reduzierung des Durchgangsverkehrs. Die Grünen sind genauer, ihnen schwebt eine eventuelle Einstufung der Hauptstraße als Tempo-30-Zone inklusive Verkehrsberuhigungsmaßnahmen vor.