Kaufleute aus Barmstedt lehnen Erweiterung von Dodenhof ebenso ab wie die Städte Elmshorn und Pinneberg. Protestbrief an Landesregierung verfasst.

Barmstedt/Elmshorn/Kaltenkirchen. Die geplante Erweiterung des Einkaufszentrums Dodenhof an der A 7 in Kaltenkirchen wird äußerst kritisch gesehen in der Region. Die Städte Elmshorn und Pinneberg haben sich, wie berichtet, dem Protestbrief von Norderstedt, Itzehoe, Rendsburg und Bad Segeberg an die Landesregierung gegen dieses Vorhaben angeschlossen. Am stärksten betroffen wähnt sich die Kaufmannschaft in der Stadt Barmstedt, nur 13 Kilometer entfernt von dem Möbel- und Bekleidungs-Giganten, der seine Verkaufsflächen von jetzt 48.000 noch mal um 12.000 Quadratmeter erweitern will.

"Wir sind doch schon heute im direkten Würgegriff dieser großen Einkaufszentren", sagt Frank Wagner vom Verein für Handel und Gewerbe in Barmstedt (HGB), dem 68 Gewerbetreibende angehören. Barmstedt liege inmitten dieser Einkaufszentren auf der grünen Wiese in Elmshorn, Henstedt-Ulzburg und Kaltenkirchen, sagt Wagner. Das Factory-Outlet-Center in Neumünster schöpfe enorme Kaufkraft ab.

Wenn sich nun Dodenhof nochmals erweitern dürfte, stünden viele Geschäftsinhaber in Barmstedt vor dem existenziellen Aus, warnt HGB-Vorsitzender Axel Clausen. Bei diesen Größenverhältnissen könnte keiner in Barmstedt mehr mithalten. "Die bieten Verkaufspreise an, die weit unter unseren Einkaufspreisen liegen. Das ist ein reiner Verdrängungswettbewerb. Das nimmt uns die Luft zum Atmen", kritisiert Clausen, der ein 110 Jahre altes Optiker- und Juweliergeschäft betreibt. "Der gesamte Mittelstand bricht weg", warnt auch Barmstedts Wirtschaftsförderer Wolfgang Heins.

Seine Kritik setzt noch vorher an. Jahrzehntelang seien von der Landesplanung die Achsen-Zwischenräume benachteiligt worden. Während sich alle Kommunen entlang der Autobahnen kräftig entwickeln und Gewerbe ansiedeln durften, seien Orte wie Barmstedt zu grünen Wiesen erklärt worden, so Heins. "Mit dem Bau der A 20 und der geplanten Abfahrt bei Bokel haben wir erstmals auch in Barmstedt großes Entwicklungspotenzial. Doch das muss uns die Landesplanung endlich zugestehen", fordert Barmstedts Wirtschaftsförderer. So könnte sich ein neues Gewerbegebiet an der Kreisstraße 18 entwickeln, das Barmstedt in Kooperation mit Lutzhorn planen könnte. Am Schusterring sei mit Heede Ähnliches im kleineren Umfang geglückt.

Die Landesplanung müsste das Dodenhof-Vorhaben ohnehin ablehnen, wenn die Wirtschaft in den Nachbarorten wesentlich beeinträchtigt würde, sagt Frank Wagner über die Rechtslage. Schon das Dodenhof-Gutachten schließe dies nicht aus. "Da ist es doch eine Frechheit, dass das noch weiterverfolgt wird." Denn wenn die Auswirkungen eintreten, sei es zu spät, sagt Clausen. "Dann sind wir tot, und Barmstedt wird zur Trabantenstadt."

Barmstedt ist nicht allein mit diesen Sorgen. Elmshorns Wirtschaftsförderer Thomas Becken lehnt die Dodenhof-Erweiterung ebenfalls ab. "Das Ende der Fahnenstange ist erreicht. Das schafft nur Überkapazitäten und tötet unsere Innenstädte. Das wollen wir nicht." Die Protestnote mit den Unterschriften der sechs Bürgermeister, darunter die von Urte Steinberg und Brigitte Fronzek, ist am Dienstag an Ministerpräsident Torsten Albig, das Innenministerium und alle Vorsitzenden der Landtagsfraktionen geschickt worden.