In Halstenbek wollen Schüler ihre Altersgenossen mit politischen Diskussionsrunden motivieren, im Mai zur Kommunalwahl zu gehen.

Halstenbek. Sven Eckhoff und Sebastian Sadowsky wissen schon heute ganz genau, was sie am 26. Mai vorhaben: Sie gehen wählen. Für die beiden Schüler des Wolfgang-Bochert-Gymnasiums ist es das erste Mal, dass sie auf kommunaler Ebene politisch mitentscheiden können.

Ein Recht, dass sie sich nicht nehmen lassen wollen. "Natürlich gebe ich meine Stimme ab, denn nur dann kann ich mitentscheiden, wie es in meinem Ort weitergeht", sagt Sebastian Sadowsky. Der 18-Jährige engagiert sich ebenso wie Sven Eckhoff und viele andere im Jugendbeirat, der sich im vergangenen Jahr gegründet hat. Gemeinsam haben die Mitglieder über die anstehenden Kommunalwahlen diskutiert und dabei festgestellt, dass viele Altersgenossen beim Thema Politik abschalten.

"Es gibt eine Menge Desinteresse und Unwissen auf dem Gebiet. Viele haben Stereotype im Kopf. Aber es gibt auch diejenigen, die sich über die Entwicklungen in der Gemeinde auf dem Laufenden halten", sagt Samy Sharaf, Vorsitzender des Jugendbeirates. Einem Großteil der jungen Generation sei Politik jedoch oft zu abstrakt. Zudem wirke sich die Verkürzung der Regelschulzeit für Abiturienten um ein Jahr aus Sicht der Jugendlichen dahin gehend negativ aus, dass im Unterricht nun weniger Zeit für politische Themen bleibe.

Das wollen die Mitglieder des Halstenbeker Jugendbeirates ändern. Sie wollen Kommunalpolitiker und Jugendliche zusammenbringen und planen kurz vor der Wahl Podiumsdiskussionen. "Es geht uns darum, zu motivieren", sagt Samy Sharaf. Wer bei der Kommunalwahl von seinem Wahlrecht Gebrauch mache, könne Einfluss auf die Gestaltung der Gemeinde ausüben. "Das sind ganz konkrete Projekte, wie die Gestaltung des Ortskerns oder die Sanierung von Radwegen", sagt Sharaf.

Die Vorbereitung für die Veranstaltung, an der alle Schüler ab der 10. Klasse am Wolfgang-Bochert-Gymnasium teilnehmen sollen, laufen bereits. Auch an der Gemeinschaftsschule an der Bek sollen Jugendliche und Politiker die Möglichkeit zum Austausch bekommen. Noch wollen die Schüler nicht zuviel verraten über ihr Konzept. Nur so viel: "Es soll modern werden und die Politiker bekommen auf jeden Fall ein Feedback", sagt Sebastian Sadowsky. Gemeinsam mit Samy Sharaf wird er die Diskussion leiten.

Die Parteien hätten bereits Interesse signalisiert. Schließlich gehe es nicht nur um Wählerstimmen, sondern auch um ein ganz grundsätzliches Anliegen. "Wir wollen damit auch etwas gegen die Politikverdrossenheit tun", sagt Paulina Jacobs. Das Phänomen ist den Jugendlichen aus der jüngsten Wahl in Halstenbek bekannt. "Bei der Bürgermeisterwahl hat nur wenig mehr als ein Drittel der Wahlberechtigten seine Stimme abgegeben. Das ist angesichts der Tatsache, dass in anderen Ländern Menschen dafür sterben, frei wählen zu können, schwer nachzuvollziehen", sagt Sven Eckhoff.

Was sich der 17-Jährige von den Politikern wünscht, kommt wie aus der Pistole geschossen: "Eine neue hübsche Schule", sagt Sven Eckhoff. Der geplante Neubau des Wolfgang-Borchert-Gymnasiums werde das prägende Thema im Wahlkampf sein, sagen die Jugendlichen. Darüber hinaus sind die Erwartungen der engagierten Erstwähler realistisch. "Ich glaube nicht, dass nach der Wahl viel mehr Geld für Jugendliche ausgegeben wird. Die Gemeindekasse in Halstenbek ist leer", sagt Samy Sharaf.

Halstenbeks Ortsjugendpflegerin Daniela Spitzar ist vom Engagement der Jugendlichen begeistert. "Auch ich habe Veranstaltungen zu den vorangegangenen Wahlen organisiert. Aber die Idee zur Podiumsdiskussion, die dann auch in der Unterrichtszeit stattfinden soll, finde ich ausgesprochen unterstützenswert." Für Erstwähler hat auch die Landeszentrale für politische Bildung Schleswig-Holstein das Angebot "jung und wählerisch" entwickelt. Zuletzt vor den Landtagswahlen reisten zwei junge Seminarleiter durch das Land und sprachen mit knapp 1500 Schülern über Politik und warum es sich lohnt, zur Wahl zu gehen. "Wir wollen erreichen, dass Wählen Ehrensache wird. Dafür hat sich das Format der Schulbesuche als erfolgreich erwiesen", sagt Annette Wiese-Krukowska, Leiterin der Bildungseinrichtung. Das Angebot richtet sich vorrangig an Jugendliche, die an Regional-, Gemeinschafts-, oder Berufsschulen lernen. "Dort wird mehr Zeit in Berufsfindung investiert, was auch sinnvoll ist. Aber auch die politische Bildung kann mit solchen Projekten unterstützt werden", sagt Annette Wiese-Krukowska. 50 Termine sind geplant, weitere Informationen zum Projekt unter Telefon 0431/98816 44.