Fertigstellung verzögert sich weiter: Die Deutsche Bahn will die im März 2012 errichtete Baustelle erst im Mai dieses Jahres beenden.

Halstenbek. Einen modernen Bahnhof mit barrierefreiem Zugang zu S-Bahn-Linie 3 in Krupunder - das hatte die Deutsche Bahn den Halstenbekern versprochen. Der für Ende 2012 geplante Fertigstellungstermin konnte nicht eingehalten werden, auch der Ausweichtermin im ersten Quartal ist nach derzeitigem Stand nicht zu halten. Zur Begründung heißt es, die Elektroarbeiten für den Einbau des Aufzugs seien aufwendiger als gedacht.

Die Pendler in Krupunder sind stinksauer. Seit mehr als einem halben Jahr gelangt man nur noch über eine Behelfstreppe aus Metall auf den Bahnsteig. Ursula Wülbern hat an die Treppe keine gute Erinnerung. "Es hat geregnet an dem Tag. Ich hatte meinen Regenmantel an und habe mich am Geländer festgehalten. Plötzlich bin ich abgerutscht." Die Halstenbekerin stürzte schwer, die Wunde am Schienbein blutete stark. Zum Glück war sofort Hilfe zur Stelle. Eine Passantin lief zur Apotheke gegenüber und alarmierte den Notarzt, der Pächter des Bahnhofskiosks kümmerte sich um die Verletzte.

"Das kam ganz unpassend, ich kam gerade vom Arzt und wollte auf keinen Fall ins Krankenhaus", sagt Ursula Wülbern im Rückblick. Doch bei der ersten Untersuchung stellte der Arzt ein Loch im Schienbein, Abschürfungen und einen Knorpelschaden am Knie fest. Nach wenigen Tagen entzündete sich die Wunde am Schienbein, die 80-Jährige musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Vier Wochen dauerte die Behandlung im Klinikum Pinneberg, für die unter anderem eine Hauttransplantation nötig war.

Ursula Wülbern hat sich so gut es geht von den Folgen des Sturzes erholt. In der Zwischenzeit hat sie sich an die Deutsche Bahn gewendet und ihren Fall geschildert. "Ich bin nicht die Einzige, die auf der Treppe gestürzt ist. Ich habe von anderen Betroffenen gehört, die sich verletzt haben. Es soll auch zu Knochenbrüchen gekommen sein", sagt die Rentnerin. Auch der Bahn sind die Beschwerden über die Brücke bekannt. "Hin und wieder gibt es Klagen. Die Treppenanlage ist manchen Fahrgästen zu steil", sagt Bahn-Sprecherin Sabine Brunckhorst.

Nicht nur ältere Menschen, auch Fahrgäste mit schwerem Gepäck, Fahrrädern oder Kinderwagen stehen in Krupunder vor einem Problem. Erwin Hoffmann trifft sich regelmäßig mit Bekannten in der Awo-Begegnungsstätte in Halstenbek-Krupunder. Beim Kaffeetrinken ist die Brücke dort immer wieder Gesprächsthema. "Es gibt einige Besucher, die aus Eidelstedt zu uns kommen. Für die ist es im Moment echt beschwerlich." Schnee und Eis haben den Gang über die Treppe nicht einfacher gemacht. "Das sind knapp 60 Stufen, für ältere Leute ist das ganz schlimm", sagt der 74-Jährige. Einmal nur habe er sich die Tortour angetan, um die S-Bahn in Richtung Hamburg zu nehmen. Wie viele andere nimmt der Rentner nun Umwege in Kauf. "Jetzt fahre ich immer mit dem Auto zur Elbgaustraße und steige dort um." Fast sein ganzes Leben hat Erwin Hoffmann in der Gemeinde gelebt und einige Baustellen miterlebt. "Ich habe Verständnis für Baumaßnahmen, aber was da passiert, ist wirklich ärgerlich." Anders als Ursula Wülbern hat sich Erwin Hoffmann aber nicht an die Deutsche Bahn oder an die Gemeinde gewandt, um sich zu beschweren. "Ich gehe davon aus, dass die Bürgermeisterin die Situation kennt", sagt Hoffmann.

Viele Halstenbeker sind sauer und fühlen sich schlecht informiert. "Da ist doch nie jemand beim Arbeiten zu sehen. Seit Ewigkeiten stehen dort Maschinen, aber nichts geht voran", sagt eine junge Frau, die ihren Namen nicht nennen will. "Viele Arbeiten werden auch außerhalb der Betriebszeiten erledigt, um den Bahnverkehr nicht zu stören", sagt Sabrina Seewald, die in der Gemeinde Halstenbek für den Fachdienst Bauen zuständig ist. Zusätzliche statische Maßnahmen für das Vordach und der Umbau der Beleuchtungsanlagen seien für die erneute Verschiebung des Fertigstellungstermins auf Ende Mai verantwortlich, sagt Sabine Brunckhorst. Egal, wie lange es dauert, bis die Arbeiten am Bahnhof abgeschlossen sind: Solange die Treppe dort steht, fährt Ursula Wülbern lieber Bus.