Die Bauarbeiten am S-Bahnhof sollen erst im Frühjahr 2013 abgeschlossen sein. Bürger kritisieren die zu langsame Fortschritte.

Halstenbek. Seit März ist der Bahnhof Krupunder eine Baustelle. Der Haltepunkt an Hamburgs längster Bahn-Linie S 3 soll modernisiert und barrierefrei umgestaltet werden. Durch die Maßnahmen müssen Pendler Umwege in Kauf nehmen und sind zunehmend verärgert. Ursprünglich sollten die Bauarbeiten, für das das Land Schleswig-Holstein, der Bund sowie die Deutsche Bahn die Kosten in Höhe von 2,9 Millionen Euro tragen, Ende des Jahres abgeschlossen sein. Doch der Zeitplan kann nicht eingehalten werden. Arbeiten an der Stromversorgung stellten sich als langwieriger heraus, als angenommen, sagt Sabine Brunkhorst, Sprecherin der Deutschen Bahn, auf Anfrage des Abendblatts. Nun soll erst im Frühjahr 2013 alles fertig sein.

Schon von weitem ist die Behelfstreppe aus Metall zu sehen, die hoch über die Bahngleise führt. Sie ist derzeit der einzige Zugang zum Bahnsteig. Das alte Bahnhofsgebäude ist teilweise abgerissen, die Bushaltestellen sind verlegt. Auf dem Bahnsteig türmt sich Baumaterial. Die Fassungen für wettergeschützte Wartehäuschen stehen schon, überdachte Sitzbänke gibt es noch nicht. Obwohl es an verschiedenen Stellen Handlungsbedarf gibt, sind auf der Baustelle selten Arbeiter zu sehen. In den vergangenen Wochen kritisierten viele Halstenbeker immer wieder, dass es kaum Fortschritte bei den Bauarbeiten gebe. Darunter auch Bernhard Koch. "Ich war drei Wochen im Urlaub und der Bahnhof sieht noch genauso aus wie vor drei Wochen. Alle Arbeiter sind spurlos verschwunden", klagt Koch in einem Leserbrief an das Abendblatt. Ähnlich sieht das auch Doris Prange-Katt. "Wenn man sich hier umschaut, sieht man nie jemanden arbeiten. Dabei könnte das doch alles viel schneller gehen."

Verantwortlich für die Bauprojektist die Deutsche Bahn. Nicht immer seien die Arbeiten, die ausgeführt werden, für jeden sichtbar, weist Sabine Brunkhorst den Vorwurf zurück. "Dort wird ständig gearbeitet und von einem Baustopp kann keine Rede sein", sagt die Bahn-Sprecherin. Im Zuge der Baumaßnahme soll ein neues Eingangsgebäude entstehen und der Treppenaufgang neu gestaltet werden. Ein moderner Aufzug soll endlich auch Rollstuhlfahrern den Zugang ermöglichen. "Bis Ende Oktober sollen die Wartehäuschen fertiggestellt werden, dann folgen andere Arbeiten wie die Einrichtung des Notrufs, der Einbau der Treppen. Der Zugangstunnel wird neu verputzt und gestrichen", sagt Sabine Brunkhorst. Der moderne Lift ist schon eingebaut, genutzt werden kann er jedoch erst, wenn das neue Gebäude steht. "Die Anlagen müssen noch vom TÜV abgenommen werden", sagt die Bahn-Sprecherin.

Der nächste Schritt sei der Abriss des maroden Empfangsgebäudes am 22. Oktober, sagt Sabrina Seewald vom Fachdienst Bauverwaltung, die für die Gemeinde Halstenbek die Sanierung begleitet.

Besonders viele S-Bahn-Nutzer ärgern sich derzeit vor allem über die Behelfstreppe in Krupunder. Sie sei "mehr ein Gerüst als eine Treppe", sagt Doris Prange-Katt. Die 73-Jährige kann nicht mehr so gut Treppenstufen steigen. "Das ist ein absolutes Ärgernis. Ich lasse mich, seitdem die Brücke da ist, oft von meinem Mann mit dem Auto zum Bahnhof Elbgaustraße bringen, weil ich die vielen Stufen nicht steigen kann", sagt die resolute Halstenbekerin. Ihre Enkelin Stefanie, die gerade aus Bonn zu Besuch ist, findet es derzeit ziemlich umständlich, mit ihrer Großmutter in die Hamburger Innenstadt zu fahren. "Vergangene Woche kam meine andere Enkelin, die wusste gar nicht, wie sie ihr Gepäck da hochschleppen sollte", sagt Doris Prange-Katt. Wer zurzeit mit Kinderwagen oder schwerem Gepäck zur S-Bahn unterwegs ist, ist auf die Hilfsbereitschaft von Passanten angewiesen. Ein junger Mann, der in Elmshorn zur Schule geht, hat sein Fahrrad dabei. "Für mich geht es gerade noch. Aber ich muss das Rad auch nicht jeden Tag hier rüber tragen", sagt der 19-Jährige. Vor allem für viele ältere Menschen sei die Situation nicht so einfach. Ein paar Mal hat er auch schon zugepackt und anderen Reisenden beim Tragen geholfen.

"Mindestens bis Jahresende werden die Halstenbeker mit der Brücke leben müssen", sagt Sabrina Seewald vom Fachdienst Bauen der Gemeinde Halstenbek. Welche Auswirkungen die Verzögerung auf die Baukosten haben und wie entstehende Mehrkosten aufgeteilt werden, lässt sich nach Auskunft von Brunkhorst derzeit nicht sagen.