Kein Plan für 2013/14: Vizechef Osten schmeißt in Schenefeld wegen Streitigkeiten und fehlendem Rückhalt hin. Programm endet im Mai.

Schenefeld . Keine Lösung im Streit mit der Stadt, kein Programm für die Spielzeit 2013/14. Und jetzt laufen dem Kulturverein auch noch die Leute weg. Es sieht ganz düster aus für Schenefelds Theater- und Konzertfreunde. So vieregl ist klar: Am 26. Mai endet mit dem Auftritt der Kabarettgruppe Lalelu das aktuelle Programm im Forum. Ob es unter Regie des Vereins dann eine weitere Spielzeit geben wird und wie es überhaupt mit dem kulturellen Angebot in Schenefeld weitergeht, steht dagegen in den Sternen. Einem, dem es jetzt reicht, ist Dietrich Osten. Der Pressesprecher und stellvertretende Vorsitzende des Kulturvereins schmeißt hin. Den ehrenamtlichen Posten wird er noch bis zum Ende der Spielzeit im Mai ausfüllen. Aber dann ist auf jeden Fall für ihn Schluss.

"Die Veranstaltung am 26. Mai ist meine letzte, die ich betreue", bestätigt Dietrich Osten am Donnerstag auf Nachfrage. Mit ihm könnten auch andere gehen. "Im Verein herrschen Misstrauen und Verunsicherung. Es haben einige keine Lust mehr." Laut Osten krankt es an vielen Stellen. Die Vereinsstruktur, der autoritäre Führungsstil von Vereinschefin Marita Peemöller, der Streit mit der Stadt um Zuschüsse, der fehlende Rückhalt in Politik und Verwaltung - all das zermürbte den Schenefelder, der zu den Gründungsmitgliedern des Kulturvereins gehört. "Wir stehen Rücken an Rücken. Hier werden nur noch Schuldzuweisungen gemacht. Ich sehe für mich so keinen Sinn mehr darin, weiterzumachen."

Wie es weitergehen soll? Das kann auch Marita Peemöller nicht beantworten. Die Vereinschefin verweist auf eine außerordentliche Mitgliederversammlung, die Anfang Januar einberufen werden soll. Ein Termin steht noch nicht fest. Es wird der Schicksalstag für den seit knapp zehn Jahren existierenden Verein, der die Kulturszene der Stadt entscheidend mitprägte. Denn Peemöller will dann nicht nur die Personalien für die Zukunft klären, sondern auch den Mitgliedern die Frage stellen, ob und inwieweit der Verein die Zusammenarbeit mit der Stadt fortführen möchte.

Seit Jahren kümmern sich die ehrenamtlichen Mitglieder des Kulturvereins um die Bespielung der Schenefelder Spielstätte. Es lief reibungslos. Doch im Rahmen der Sparbemühungen geriet der Zuschuss für den Kulturverein ins Visier der Politiker. Zudem gab es den Wunsch, dass der Verein die kulturelle Lücke schließt, die die Vertragskündigung mit den Hamburger Profis, der Stäitsch Theaterbetriebs GmbH, riss. Das Altonaer Theater beziehungsweise die Hamburger Kammerspiele hatten jahrelang Schenefeld mit Gastspielen beehrt. Damit war Ende 2011 Schluss. So wollte es die politische Mehrheit. Mehr Arbeit, weniger Geld: Da spielte der Kulturverein nicht mit. Seitdem tobt der Streit zwischen Stadtverwaltung, Politik und Verein.

Nach zähem Ringen konnte man sich jüngst auf Rahmenbedingungen einigen - und doch ist bis heute der neue Vertrag für die Bespielung des Forums nicht unterzeichnet. Ganz im Gegenteil.

Mit einem Schreiben vom 12. Dezember kündigt der Vorstand des Kulturvereins an, dass das eigens ausgehandelte Vertragsangebot vorläufig nicht angenommen wird. Gleichzeitig erkennt der Verein plötzlich die Kündigung des alten Vertrages an. Bislang zweifelte der Verein die Rechtmäßigkeit an. Ist der Verein auf dem Rückzug?

Peemöller spricht von ungeklärten Fragen. Sie wartet bis heute auf Antworten aus dem Rathaus zu einem Schreiben, das sie bereits vor Monaten abgeschickt hat. Davon weiß man im Rathaus allerdings nichts. Alle Fragen wurden während der Sitzungen der eigens gegründeten Arbeitsgruppe beantwortet, sagt Bürgermeisterin Christiane Küchenhof. Das sieht auch Dr. Rainer Sempell so. Der Vorsitzende des Kulturausschusses hat genug von den Spielchen des Kulturvereins. "Die Nichtunterzeichnung des Vertrages ist für einen rational denkenden Menschen einfach nicht mehr nachzuvollziehen. Wir sind dem Verein in allen Punkten entgegengekommen. Es riecht nach Erpressung", sagt er. Der Christdemokrat macht keinen Hehl daraus, dass seine Partei sich auch nach anderen Partnern für die Bespielung des Forums umsieht und schließt sogar eine Umkehr zu den verprellten Hamburger Profis Stäitsch nicht mehr aus. Dabei war es auch seine Partei, die CDU, die den Vertrag mit der Profibühne aus finanziellen Gründen beenden wollte. Auch in den anderen Parteien und im Rathaus gibt es Überlegungen, wie ein "Plan B" aussehen könnte. Unter anderem könnte das JUKS die kulturelle Aufgabe mit übernehmen. Das kommt für Sempell wiederum nicht in Frage - die Situation ist verfahren.