Die zehn größten Städte und Gemeinden im Kreis Pinneberg stehen mit 300 Millionen Euro bei den Banken in der Kreide.

Kreis Pinneberg. Das Land plagen wegen der hohen Verluste der HSH-Nordbank Milliarden-Kredite. Aber auch die Kommunen drückt eine steigende Schuldenlast. So stehen die zehn größten Städte und Gemeinden des Kreises Pinneberg mit mehr als 300 Millionen Euro in der Kreide. Die höchste Pro-Kopf-Verschuldung hat inzwischen die Stadt Quickborn mit 2077 Euro (siehe Tabelle) vor Barmstedt (1688), Wedel (1505) und Elmshorn (1504) erreicht. Rellingen (133) und Schenefeld (236) stehen in dieser Statistik am unteren, positiven Ende.

Ohne Kürzungen und zusätzliche Geldquellen kommen viele Kommunen nicht mehr auf einen grünen Zweig. So schlüpfen der Kreis Pinneberg, und die Städte Pinneberg und Uetersen, die die höchsten Haushaltsdefizite in den letzten Jahren aufwiesen, unter den Rettungsschirm des Landes. Um dafür aber die Förderungen von zusammen rund vier Millionen Euro jährlich zu erhalten, müssen sie in gleicher Höhe Ausgaben streichen und mehr einnehmen, indem sie zum Beispiel die Steuerhebesätze auf ein vorgeschriebenes Niveau anheben. Quickborn hat gerade die Gewerbesteuer zum 1. Januar 2013 um zehn Prozent erhöht. "Ohne Mehreinnahmen kriegen wir das strukturelle Defizit von 2,3 Millionen Euro nicht mehr weg", sagt Bürgermeister Thomas Köppl.

Kommunen, die das nicht machen oder gemacht haben, bekommen auch weniger Zuschüsse. Uetersen habe wegen nicht angepasster Steuersätze jahrelang auf mehrere Millionen Euro an Einnahmen und Zuschüssen verzichtet, sagt Bürgermeisterin Andrea Hansen. "Und nun bekommen wir deshalb sechs Millionen Euro weniger vom Land. Wir werden doppelt bestraft."

Diesen Schuldenbergen stünden allerdings Vermögen in gleicher Höhe gegenüber, sagen die Bürgermeister. So hat Quickborn ein Eigenkapital von 68 Millionen Euro bei 43 Millionen Schulden, der Kreis Pinneberg von etwa 120 Millionen bei rund 84 Millionen Euro Schulden. Mit dem Geld würden Investitionen für Schulen und Infrastruktur im Ort finanziert, von denen auch die nächsten Generationen noch gut haben, argumentieren die Verwaltungschefs. "Wir verprassen das nicht für Gehälter. Da stehen erhebliche Investitionen dagegen", sagt Roland Krügel aus Tornesch. Rund 40 Millionen Euro hat Quickborn seit 2007 in neue Schulen und Sportanlagen gesteckt. Elmshorn baut die Erich Kästner Gemeinschaftsschule für 36 Millionen Euro neu.

Zudem müssen die Kommunen neuerdings wie beim Rechtsanspruch auf Krippen- und Kita-Plätze, Eingliederungshilfen für Behinderte und Unterkunftskosten von Langzeitarbeitslosen erheblich mehr Aufwand betreiben als zuvor. So gibt Quickborn für Kitas heute mit 3,8 Millionen Euro doppelt so viel Geld aus wie vor zehn Jahren. Der weitaus größte Ausgabeposten im Kreishaushalt (330 Millionen Euro) sind die Transferleistungen für Jugend- und Sozialhilfe, für die der Kreis 2013 192 Millionen Euro statt 167 Millionen Euro 2011 ausgeben muss. Der Personalaufwand steigt im selben Zeitraum von 38 auf 40 Millionen Euro.

Elmshorn habe ein Drittel seiner Schulden in der Kanalisation, die andere Kommunen bereits ausgelagert hätten, betont Kämmerin Gabriele Wiese. Die Stadt Wedel, Krösus bei der Gewerbesteuer im Kreis, musste mit Rückzahlung und Nachveranlagung jetzt plötzlich einen Steuerausfall von 18 Millionen Euro verkraften, sagt Bürgermeister Niels Schmidt. Darum haben die Kommunen inzwischen eigene Wirtschaftsförderer angestellt. "Bei uns ist das Chefsache", sagt Torneschs Bürgermeister Krügel. "Die Betriebe wollen gehegt und gepflegt werden."