Die Zahl der Verstöße von Radfahrern und Hundebesitzern im Schutzgebiet hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.

Halstenbek. Heiner Hofmann ist sauer. Aus seiner Sicht hat sich ein gutes halbes Jahr nach dem Abendblatt-Bericht über Verstöße von Radfahrern und Hundebesitzern am Krupunder See nichts geändert. Die Verbote, die rund um das geschützte Gewässer gelten, würden kaum beachtet. "Die Leute fahren hier Fahrrad und lassen Hunde ohne Leine laufen. Im Sommer habe ich einmal Jugendliche angesprochen, die am See gezeltet haben", sagt Hofmann. Eine Nachfrage beim Halstenbeker Ordnungsamt bestätigt Hofmanns Eindruck. Die Zahl der registrierten Verstöße ist im Vergleich zum Vorjahr um mehr als das Doppelte gestiegen.

"In diesem Jahr haben unsere Mitarbeiter bisher 186 Verstöße festgestellt", sagt Torsten Wendt, dem als Fachbereichsleiter Bürgerservice das Ordnungsamt untersteht. 2011 waren es 86 Verstöße gewesen. Besonders häufig seien im laufenden Jahr Radfahrer ertappt worden. Mehr als 100 Bußgeldbescheide in Höhe von 25 Euro hat die Gemeinde an Radler verschickt. Auch viele Hundebesitzer hielten sich nicht an die Regeln und ließen ihre Tiere ohne Leine laufen. "Viele sagen, sie hätten nicht gewusst, dass das verboten ist", sagt Torsten Wendt. Dabei stehen rund um den See gut sichtbare, grün-weiße Schilder, auf denen festgehalten ist, was erlaubt ist und was nicht.

Der Konflikt am Krupunder See besteht seit Jahren. Hier prallen Welten aufeinander: Naturschützer, Modellbootfreunde und Erholungssuchende melden ihre Ansprüche auf das sieben Hektar große See- und Waldgebiet an. Die Halstenbeker Gemeindevertreter müssen Kompromisse finden. Obgleich der See als geschütztes Gebiet gilt und nicht zu den Badegewässern zählt, wird er in der warmen Jahreszeit immer wieder von Schwimmern und Hunden zum Abkühlen genutzt. Das ist nicht nur verboten, sondern auch gefährlich. In der Mitte des Sees reguliert eine Tiefenwasserbelüftungsanlage den Sauerstoffgehalt. Wer ihrer Pumpe zu nahe kommt, kann unter Wasser gezogen werden. "Einige nehmen die Naturschutzregeln nicht ernst - mit dem Verweis darauf, dass der Krupunder See in den 50er-Jahren ein Badesee war", sagt Wendt.

Bislang hat der Kreis viermal im Jahr die Wasserqualität geprüft. Darauf verzichtet die Kreisverwaltung ab dem kommenden Jahr. "Aufgrund der steigenden Aufgabenlast können wir das personell nicht mehr leisten, zumal es sich bei dem Krupunder See nicht um ein Badegewässer handelt", sagt Kreis-Sprecher Marc Trampe. Auf eigene Rechnung will die Gemeinde Halstenbek laut Beschluss des Landschafts- und Umweltausschusses weiterhin jährlich zweimal Wasserproben nehmen und untersuchen lassen. Diese Maßnahme diene der Kontrolle, sagt Stefanie Lange, die für Umwelt, Baumschutz und Grünordnung zuständig ist.

Eine weitere Neuerung hatte im Sommer einer Satzungsänderung bedurft. Die Gemeindevertreter entschieden, dass Modellsegelboote ohne Motor auf dem See fahren dürfen. Die Untere Naturschutzbehörde hatte damals empfohlen, auf die Freigabe zu verzichten. Die Boote könnten bedrohlich auf die Tiere wirken, hieß es. Ähnlich sieht das Heiner Hofmann, der mit seiner Kamera die Vogelwelt am See festhält. Die von der Gemeinde eingerichtete Schutzzone sei der Rückzugsort für seltene Vögel wie Haubentaucher, Blesshühner und Teichrallen. Die Modellsegler versperrten den Tieren den Weg zu den Uferbereichen, in denen sie ihr Futter finden. Einzig die Stockentenpopulation habe sich als resistent gegen die Störung erwiesen. Hofmann kritisiert, dass die Modellsegler vor allem dann ihre Boote fahren ließen wenn die Vögel brüteten und ihre Jungen aufzögen. Dauerhaft sei die jetzige Regelung nicht, sagt Stefanie Lange. "Die Entscheidung der Gemeindevertreter für die Modellsegler war an die Maßgabe gebunden, die Regelung nach einem Jahr zu prüfen."