„Lieber Postbote, wir helfen dir!”: Die Freien Wähler entlasten mit der „Aktion Postzustellerfreundliche Gemeinde” den Briefboten.

Haselau. Lange Landstraßen, vereinzelt Häuser und Höfe. So mancher Briefkasten steht dann auch noch versteckt hinterm Gebäude. In der kleinen Gemeinde Haselau muss der Postbote so einige Kilometer für sein Geld zurücklegen. Das soll sich ändern, wenn es nach dem Willen der Freien Wählergemeinschaft geht. Die Fraktion hat ein Herz für die Briefzusteller. "Lieber Postbote, wir helfen dir!" steht auf dem herzförmigen Aufkleber, den die Wählergemeinschaft derzeit mit Flyern an die Haushalte im Dorf verteilt. Diesen Sticker sollen die Haselauer auf die Briefkästen kleben. Sie zeigen dem Postzusteller, wer ihm entgegen kommt und sich an der Aktion "Postzustellerfreundliche Gemeinde" beteiligt.

Die Idee dahinter: Die Freien Wähler wollen den Kasten zum Boten bringen und so die Austräger entlasten. In der beschaulichen 1100-Seelen-Gemeinde findet die Post laut Wählergemeinschaft nicht mehr den täglichen Weg in die Briefkästen der Bürger. Auch in anderen Städten und Gemeinden im Kreis Pinneberg läuft es nicht mehr rund in Sachen Zustellung. Immer öfter bleibt der Kasten auch mal leer. Mit Konsequenzen. Beispiel Schenefeld: 5347 Senioren über 60 Jahre waren 2011 aufgerufen, den Seniorenbeirat zu wählen. Doch die Wahlbenachrichtigung erreichte nicht alle. 20 bis 30 Prozent der Schenefelder Senioren bekamen damals keine Post aus dem Rathaus. Der Protest war danach laut.

Während man sich andernorts beschwert und meckert, startet man in Haselau eben die Freundlichkeitsoffensive. Die Idee kam den Freien Wählern, als sie selbst in die Rolle des Boten schlüpften. "Wir haben beim Verteilen von Prospekten gemerkt, wie schwer mancher Briefkasten zu finden ist und wollten helfen", sagt Gunter Küchler, Sprecher der Freien Wähler. In den Flyern, die an knapp 500 Haushalte verteilt wurden, erklärt die politische Gruppierung auch ihre Absicht. Weil der Postbote wegen der langen Touren überlastet sei, käme an einigen Tagen bei manchem Anwohner keine Briefe an. "Ein Briefkasten direkt am Eingang zu Ihrem Grundstück ermöglicht es dem Postboten, die Briefe schneller loszuwerden." Das helfe nicht nur dem Boten, sondern allen in der Gemeinde, so der Appell.

Amerikanische Verhältnisse in Haselau? Der Plan stößt nicht überall im Dorf auf Gegenliebe. Seit dem Vorstoß der Freien Wähler rumort es kräftig. Während die einen die Aktion für herzerwärmend halten, schütteln die anderen darüber nur den Kopf. Ein lautstarker Skeptiker ist Dieter Günther, der sich auch für das örtliche Museum stark macht, sagt: "Bei mir kommt die Post immer pünktlich an. Verzögerung einer Zustellung habe ich noch nie erlebt." Der Briefkasten bleibe, wo er sei. "Das Haus der Günthers liegt am Anfang der Tour. Natürlich bekommt er immer seine Post", sagt Gunter Küchler, der auch stellvertretende Bürgermeister ist. Er betont, dass er einige Bürger kenne, bei denen der Postbote seine Tour eben nicht schaffe und der Briefkasten häufiger leer bleibe. "Die Postboten haben zum einen zu lange Wege und arbeiten zudem unter Zeitdruck. Das ist doch ganz klar", sagt Gunter Küchler. "Zusätzlich sind die Briefkästen schwer zu finden. Das ist auch für Aushilfen und Urlaubsvertretungen ein Problem."

Dieter Günther hält dagegen: "Der Postbote hat vielleicht einen kürzeren Weg, aber was ist mit den Kunden? Man kann älteren Leuten doch nicht zumuten, so weit zum Kasten zu laufen." Küchler sagt, dass es ihm und den Freien Wählern nicht um alle Kästen gehe. Wenn nur einige mitmachten, zeige das Wirkung.

Die Haselauer Aktion ist scheinbar einzigartig. "Von so etwas habe ich noch nie gehört", sagt Martin Grundler.

"Wir stellen aber so oder so zu, egal wo der Briefkasten steht. Außer es steht ein gefährlicher Hund dazwischen, der regelmäßig Jagd auf unsere Kollegen macht", sagt der Unternehmenssprecher der Deutschen Post. Aus ökologischen Gesichtspunkten hält er die kürzen Wege für sinnvoll.

Allerdings verpasst Grundler den Initiatoren der Aktion "Postzustellerfreundliche Gemeinde" auch einen kräftigen Dämpfer. Martin Grundler weist darauf hin, dass sich die Touren und damit die Arbeitsbelastung der Postboten langfristig nicht änderten. "Die Tourenlängen werden regelmäßig überprüft. Stellt sich heraus, dass sich die Fahr- und Fußwege geändert haben, werden die Bezirke danach neu zugeschnitten."