Der 36 Millionen Euro teure Neubau der Kästner Gemeinschaftsschule Elmshorn verzögert sich, weil eine Baufirma insolvent ist.

Elmshorn. Nicole Höynck hält das Objekt der Begierde mit ihrer Handykamera fest. Die städtische Bauleiterin der Kästner-Gemeinschaftsschule Elmshorn fotografiert mehrere Außentüren, die auf einem Anhänger stehen. Nach der Insolvenz einer Baufirma waren diese und andere Materialien, die dringend für die Fertigstellung des 36 Millionen Euro teuren Projektes benötigt werden, monatelang verschwunden. "Jetzt aber ist es uns endlich gelungen, die speziell angefertigten Teile aus der Insolvenzmasse zu erwerben und zur Baustelle zu bringen", sagt Höynck. Inzwischen hat sie auch einen neuen Bauzeitenplan erarbeitet und ein Unternehmen engagiert, das für die Pleite-Firma einspringt.

Dennoch verzögert sich durch die Unternehmensinsolvenz die Fertigstellung der Kästner-Gemeinschaftsschule um mindestens drei Monate. Das Bauprojekt soll nun im Sommer 2014 abgeschlossen sein. Auch der Umzug der Schüler in bereits fertiggestellte Bauteile erfolgt ebenso wie der Abriss des Altbaus zu einem späteren Zeitpunkt als geplant. Immerhin: Die Mehrkosten in Höhe von etwa 100 000 Euro, die aus der Pleite resultieren, muss nicht die Stadt Elmshorn bezahlen.

Bereits im August hatte die Firma Kulkwitzer Stahl- und Metallbau Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen, das unter anderem für Brandschutz, Sonnenschutz und Sicherheitstechnik zuständig war, ist mit einem Auftragsvolumen von drei Millionen Euro zweitgrößter Auftragnehmer an dem Projekt. "Die Arbeiten der Firma waren zu diesem Zeitpunkt zu 90 Prozent abgeschlossen", sagt die städtische Projektleiterin. Dennoch ergab sich ein Riesenproblem: "Der Insolvenzverwalter hat nachts alle Bauteile, die noch nicht montiert waren, heimlich von der Baustelle abholen lassen", so Höynck.

Aus diesem Grund konnten Schulverwaltung und Naturwissenschaften nicht wie geplant nach den Herbstferien in Teil A des Neubaus umziehen. Dort residiert bereits seit diesem Schuljahr die Oberstufe, die Räume im ersten Stock nutzt. Die Schüler, die bereits im Neubau unterrichtet werden, sind gleichwohl von den neuen Räumlichkeiten begeistert.

In Kürze stehen weitere Umzüge an. "Die Räume für Verwaltung und Naturwissenschaften können noch im Dezember bezogen werden", sagt Höynck. Der Bauteil B, der das Foyer, weitere Klassenräume, die so genannte Schulstraße und die Stadtteilbücherei umfasst, soll nun im Februar fertiggestellt sein. Derzeit werden dort die Fußbodenbeläge aufgebracht und die Deckenverkleidung eingebaut.

Höynck: "Nachdem der Bauteil B bezogen ist, werden wir ab Mitte März beginnen, den Altbau abzukoppeln." Wenn alle Leitungen abgeschaltet sind, beginnt der Abbau der Innenwände, die aufgrund ihrer Schadstoffbelastung separat entsorgt werden müssen. "Mit Beginn der Osterferien Ende März erfolgt der Abriss des Gebäudes. Wir hoffen, alle lärmintensiven Arbeiten in der schulfreien Zeit abschließen zu können", sagt die Projektleiterin weiter.

Bisher war geplant, den Altbau während des laufenden Unterrichts in drei Teilabschnitten abzubrechen. Beginn sollte im Oktober sein. "Jetzt wird der Abriss in einer Etappe erfolgen. Das wird die Situation für die Schule erleichtern", sagt Höynck. Seit Beginn der Bauarbeiten bestehe die oberste Priorität darin, den Schulbetrieb so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. Sobald der Altbau Geschichte ist, beginnt möglichst noch im April 2013 die Errichtung von Bauteil C.

Er enthält die Mensa sowie Werk- und Kunsträume. "Die Fertigstellung erfolgt im Sommer 2014", so Höynck weiter. Dann soll, sofern diesmal alles klappt, das im Oktober 2010 begonnene Großprojekt abgeschlossen sein.

Für die restlichen Arbeiten der insolventen Firma Kulkwitzer Stahl- und Metallbau springt ein Unternehmen aus Schleswig ein, die Firma Bartsch Metallbau. "Die Firma ist ohnehin an dem Projekt beteiligt, kennt sich auf der Baustelle aus und wird auch die Gewährleistung für die von Kulkwitzer gemachte Arbeit übernehmen", so die städtische Projektleiterin weiter.

Höynck beziffert die Mehrkosten, die aus der Beauftragung des neuen Unternehmens und dem Rückkauf der vom Insolvenzverwalter beschlagnahmten Bauteile resultieren, auf 100 000 Euro. Höynck: "Diese Summe geht aber nicht zu Lasten der Stadt." So haben die Projektverantwortlichen Geld einbehalten, das eigentlich der insolventen Firma zusteht, um Mittel für eine eventuelle Mängelbeseitigung verfügbar zu haben. Höynck: "Aus diesem Topf decken wir jetzt die Mehrkosten ab. Das Budget der Stadt Elmshorn bleibt bei 36 Millionen Euro."

Die Kästner Gemeinschaftsschule Elmshorn, kurz KGSE, umfasst nach der Fusion mit der Realschule Ramskamp 1600 Schüler und gilt damit als größte Schule Schleswig-Holsteins. Der aus den 60er-Jahren stammende Altbau am Hainholzer Damm, der nach dem sogenannten Kasseler Modell errichtet wurde, ist seit langem marode und war nicht mehr wirtschaftlich zu sanieren.

Den Grundsatzbeschluss zum Neubau der damaligen Gesamtschule hatte das Elmshorner Stadtverordnetenkollegium bereits im Dezember 2007 gefällt. Im März 2009 billigte der Schulausschuss die vorgelegten Baupläne des Hamburger Architektenbüros Böge Lindner, das einen extra durchgeführten Architektenwettbewerb gewonnen hatte. Zu diesem Zeitpunkt gingen die Politiker noch von Baukosten in Höhe von 32 Millionen Euro aus. Im Oktober 2010 begannen die Arbeiten für den nun 36 Millionen Euro teuren Neubau. Dafür wurden ein Teil des Schulhofs sowie eine Grünfläche geopfert.

Die Stadt übernimmt mit 30 Millionen Euro den Löwenanteil der Baukosten. Die neue KGSE soll deutlich länger stehen bleiben, als der Vorgängerbau es geschafft hat. So ist das Gebäude kein Fertigbau, sondern ganz konventionell errichtet worden. Auch beim Innenausbau ist etwa bei den Wand- und Bodenbelägen auf Haltbarkeit und Vandalismussicherheit besonderer Wert gelegt worden.