Studenten zeigen in einem Worshop Viertklässlern der Erich-Kästner-Grundschule in Rellingen, welche Strategien beim Lernen helfen.

Rellingen. Kleine Tricks mit großer Wirkung haben Lisa Steinigans und ihre zwei Kommilitonen bei ihrem Besuch der Rellinger Erich-Kästner-Grundschule im Gepäck. Die Lehramtsstudenten der Universität Hamburg nehmen an dem Projekt "Studenten machen Schule" teil und zeigen Schülern, wie sie das Lernen lernen können.

Viele komplizierte Prozesse müssen im Gehirn ablaufen, bis ein Gedicht oder Vokabeln im Gedächtnis gespeichert sind. Darauf, dass die Prozesse gut funktionieren, sind Schüler vor allem angewiesen, wenn sie sich auf die nächste Klassenarbeit vorbereiten. Wie Kinder ganz individuell Lernstrategien entwickeln können, ist Thema eines zweitägigen Workshops, den insgesamt 43 Viertklässler absolvieren. "Es geht darum, herauszufinden, wie jedes einzelne Kind am besten lernt. Deshalb machen wir einen Lerntypen-Test", sagt Lisa Steinigans, die derzeit im fünften Semester Spanisch und Deutsch auf Lehramt studiert. "Wir erarbeiten mit den Kindern ein paar Methoden, mit denen man sich erwiesenermaßen Inhalte besser merken kann. Zum Beispiel kann man aus einzelnen Informationen eine kleine Geschichte basteln", sagt Henrik Collmann, der später Chemie und Sozialwissenschaften unterrichten möchte.

14 Mädchen und Jungen im Klassenraum der 4a sitzen an ihren Plätzen, die Federmäppchen sind ausgepackt, alle schauen Richtung Tafel. Lisa Steinigans stellt sich vor, verteilt Arbeitsblätter und erklärt Arjana, Luis und den anderen, was sie gemeinsam in den nächsten zwei Stunden vorhaben. Mit dem Test will sie herausfinden, zu welchem Lerntyp jedes Kind gehört. Wer weiß, welche Sinne er beim Lernen am häufigsten nutzt, kann dieses Wissen gezielt einsetzen.

Während die Lehramtsstudentin Begriffe wie Tisch, Kissen, Sonnenblume, Fußball, Frosch und Stuhl aufzählt, lauschen die Schüler aufmerksam. Bevor sie diejenigen Begriffe, die sie sich gemerkt haben auf ihrem Arbeitsblatt notieren dürfen, müssen die Kinder noch schnell ein paar Rechenaufgaben lösen. Max, Luis, Tessa und die anderem füllen mit Feuereifer Zeile um Zeile auf ihren Arbeitsblättern aus. Im nächsten Durchgang müssen sich die Kinder möglichst viele Begriffe merken, die auf Tafeln aufgeschrieben sind. Dann folgt eine Runde, in der Lisa Steinigans Abbildungen hochhält. Unter anderem ein Toaster, ein Flugzeug und eine Schlüssel sind darauf zu sehen. Auf den Arbeitsblättern der meisten Schüler sind die drei Spalten unterschiedlich lang.

Max und Marlene sind die einzigen, die sich beim Lernen besonders gut auf ihre Ohren verlassen können. Sie konnten sich viele Begriffe merken, die Lisa Steinigans vorgelesen hat. Gemeinsam sammeln die Kinder Ideen, wie sie ihre Fähigkeit beim Lernen nutzen können. "Mein Bruder hat mal Vokabeln aufgenommen und sie sich immer wieder angehört", sagt Arjana. Die meisten Kinder in der 4a erinnern sich am besten an die aufgeschriebenen Begriffe. Auch Arjana und Tessa gehören zu denen, die Inhalte visuell am besten speichern können. "Ihr könnt euch Lernposter basteln und dort aufhängen, wo ihr sie gut seht. Auf so ein Plakat schaut man eher, als in ein Buch", sagt die Lehramtsstudentin.

"Bei mir steht es unentschieden zwischen Begriffen und Bildern", sagt Luis. Während Lisa Steinigans erklärt, dass das gar nicht schlecht ist, beobachtet Klassenlehrerin Christa Peleiskis das Geschehen von der Seite. Vier lernbehinderte Kinder gehören zur Gruppe, ein Mädchen ist sehbehindert und erhält Unterstützung von einer erwachsenen Lernhelferin. Von der Souveränität, mit der die Studentin durch die Stunde führt, ist Christa Peleiskis beeindruckt. "Es ist gut, wenn die Kinder Strukturen an die Hand bekommen. Das hilft ihnen weiter." Begeistert von "Studenten machen Schule" ist die Rellinger Schulleiterin Ulrike Ulfig. "Ich hatte einen Flyer von dem Projekt im Briefkasten und dachte: 'wunderbar!'", sagt die Rektorin. Vorbereitet wurde das Projekt durch einen Elternabend, in dem die Workshop-Inhalte schon einmal angerissen wurden.

Von der Bildungsinitiative profitieren beide Seiten, ist die Rektorin sicher. "Für die angehenden Lehrer ist das eine Chance, vor der Klasse Erfahrungen zu sammeln. Für die Kinder ist es ein Pluspunkt, auch einmal etwas von jungen Menschen vermittelt zu bekommen", sagt die Schulleiterin. Auch Lisa Steinigans sieht die Workshops vor allem als große Chance. "Es ist gut, so früh wie möglich tatsächlich Unterricht zu geben. Es verstärkt den Lerneffekt, wenn man sieht, wie sich die Theorie in der Praxis darstellt", sagt Lisa Steinigans. Die Erfahrungen im Unterricht hätten ihr die Gewissheit gegeben, sich für den richtigen Beruf entschieden zu haben. "Dazu kommt, dass es einfach Spaß macht", sagt die 23-Jährige. Finanziert wird das Projekt von den Eltern, die jeweils zehn Euro pro Kind zahlen, und der Rellinger Bürgerstiftung. Die Stiftung legte noch einmal zehn Euro pro Kind drauf. "Da ist ein Klasseprojekt, da fand bei uns sofort Zustimmung", sagt Manuela Rousseau vom Beirat der Bürgerstiftung.