Die Parteilose will in Pinneberg zeigen, dass sie eine Bürgermeisterin für alle ist. Sie erreichte deutlich die absolute Mehrheit bei der Bürgermeisterwahl.

Pinneberg . Urte Steinberg wurde ihrem Ruf als Fleißbiene sogar in der Nacht nach dem großen Sieg gerecht. Sie müsse sich unbedingt sofort bei ihren Unterstützern bedanken. Mit diesen Worten verabschiedete sich die künftige Pinneberger Bürgermeisterin am Sonntag gegen 23 Uhr von der Wahlparty. Die Presse versorgte sie nachts kurz nach 1 Uhr per E-Mail mit aktuellen Infos. Morgens saß die Wahlsiegerin schon wieder am Schreibtisch beim Noch-Arbeitgeber, der Sparkasse Südholstein in Neumünster.

Wann sie ihr Büro im Pinneberger Rathaus beziehen kann, das war Inhalt der Gespräche, die Urte Steinberg, 54, am Montag mit dem Sparkassen-Vorstand führte. Die Pinneberger Wähler hatten ihr einen deutlichen Auftrag erteilt, die Geschicke an der Spitze der Verwaltung zu übernehmen. Urte Steinberg bekam 6376 von 11 097 gültigen Stimmen, satte 57,46 Prozent. Die Kandidatin der großen Parteien CDU und SPD war als Favoritin ins Rennen mit drei Mitbewerbern gegangen. Dass die gebürtige Pinnebergerin derart deutlich die absolute Mehrheit erreichen würde, hatten die wenigsten Beobachter erwartet. Die Vertreter der großen Parteien demonstrierten Geschlossenheit. "Ich bin froh, dass es glatt gelaufen ist. Die Zusammenarbeit mit der CDU im Wahlkampf war gut ", sagte Herbert Hoffmann, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins. "Es ist gut , wenn es bei wichtigen Fragen breite Mehrheiten gibt", so CDU-Chefin Natalina Boenigk.

Die Gewinnerin sagte: "Ich komme aus dem Sport. Beim Tennis will ich doch auch nicht in den dritten Satz." Pinneberg habe nun eine Riesenchance, Probleme gemeinsam zu lösen. Dabei wolle sie alle Menschen mitnehmen. Dass ihr ein glatter Zweisatz-Sieg gelungen war, hatte sich am Wahlabend schnell abgezeichnet. Ein Wermutstropfen: Die Wahlbeteiligung lag bei nur 33,64 Prozent; nur 11 244 der 33 424 Wahlberechtigten stimmten ab.

Um kurz nach 18.30 Uhr zeichnete sich ein aussagekräftiger Zwischenstand ab. Die Ergebnisse aus vier von 19 Wahlbezirken waren gemeldet. Urte Steinberg lag bei 53,5 Prozent, Verfolgerin Meike Oltmanns-Hase bei nur 23,9 Prozent. Die Variante einer Stichwahl hatte sich erledigt. Die Führende zeigte ein strahlendes Siegerinnenlächeln.

Ganz anders, einige Meter weiter, war die Reaktion von Traudchen Perrefort, 59. Die Fachbereichsleiterin im Rathaus, die als Einzelbewerberin angetreten war, erlebte einen bitteren Abend. Am Ende kam die erfahrene Verwaltungsmitarbeiterin, die seit Jahrzehnten in Pinneberg tätig ist, nur auf 1483 Stimmen (13,36 Prozent). "Es ist wie es ist. Vielleicht kann man nur ein gutes Ergebnis erzielen, wenn man von den großen Parteien unterstützt wird", sagte Traudchen Perrefort. Sie werde der künftigen Bürgermeisterin eine loyale Mitarbeiterin sein.

Unzufrieden war Ole Bues, 30, der ebenfalls ohne politische Unterstützung als Außenseiter angetreten war. "Wenn ich mehr Zeit und die Mittel der anderen Kandidaten gehabt hätte, wäre mehr drin gewesen." Bues bekam 610 Stimmen (5,5 Prozent). Meike Oltmanns-Hase, 45, kam nicht ins Wahlstudio. Die Kandidatin von GAL & Unabhängigen, FDP und Bürgernahen traf sich mit Unterstützern im Lokal "Scheune" und wirkte locker wie seit langem nicht. Obwohl sie mit 2628 Stimmen (23,68 Prozent) den Einzug in eine Stichwahl klar verfehlte. "Ich kann meinem Kind sagen: Jetzt ist die Mami wieder da." Die geringe Wahlbeteiligung habe sie enttäuscht. Oltmanns-Hase will sich künftig wieder in der Bürgerinitiave BIENEH engagieren.

Urte Steinberg kündigte an, sie werde zuerst offen auf alle Mitarbeiter im Rathaus zugehen. "Sie muss jetzt zeigen, dass sie tatsächlich für alle da ist. Das gilt auch für die Parteien", sagt Uwe Lange, Fraktionschef der Bürgernahen. Da sein will auf jeden Fall Klaus Seyfert für die neue Bürgermeisterin. Der Erste Stadtrat, CDU, der im Sommer die Amtsgeschäfte übernommen hatte, versprach Urte Steinberg, sie vernünftig einzuarbeiten.

Lesen Sie morgen in der Regionalausgabe Pinneberg des Abendblatts das Interview mit der künftigen Rathauschefin Urte Steinberg.